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Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinfachhandel und Weinversender

Bereits zur Blüte

Bereits zur Blüte Anfang Juni herrschten brasilianische Temperaturen. Diese führten insbesondere beim Riesling zu Verrieselungen. Das heißt, es bilden sich besonders locker- und kleinbeerige Trauben. Das ist ein enormer Vorteil: Aufgrund der guten Belichtung und Belüftung der Trauben werden die Beeren dickschaliger, also aromaintensiver und widerstandsfähiger als Ihre größeren, nicht verrieselten Brüder und Schwestern. Die Natur hatte frühzeitig im Jahr eine erste Ertragsreduzierung durchgeführt und uns damit eine wunderbare Steilvorlage geliefert. Es roch förmlich nach einem Treffer! Erlesene Weine Anfang Juli sehnten sich die Reben nach Niederschlägen – zum Glück fing es Mitte des Monats kräftig an zu regen. Es ist sehr wichtig, dass die Reben in dieser so entscheidenden Phase ausreichend Niederschläge bekommen, damit Laubwand und Trauben sich gut entwickeln können. Der August war als Sommermonat bestenfalls durchschnittlich (und damit ähnlich wie in 2012). Für die Trauben ist dieses Wetter optimal. Unser Winzerherz jubelte, denn die Rieslingrebe (und auch die Pinots) lieben übermäßige Hitze nicht. Ein kühler und nicht zu trockener Sommer ist für uns Winzer ein Geschenk – so verrückt das auch klingen mag. Denn so gewinnen die Reben und wir Zeit – Zeit zur langsamen Ausreife mit besonders feinen und komplexen Aromen mit präsenter aber reifer Säure. Wurde zum Zeitpunkt des Austriebs noch über eine rekordverdächtig frühe Ernte spekuliert, verzögerte der kühle, feuchte Sommer die Ausreife doch merklich. Als hätten wir ihn bestellt, breitete sich ein moderat warmer, sehr schöner Altweibersommer im September über unseren Weinbergen aus, so dass die Trauben am Stock langsam und ohne übermäßige Niederschläge ausreifen konnten. Auch in diesem Jahr ein großes Dankeschön an unseren Donnersberg, der mehr als nur ein Gewitter von unseren Rebstöcken fernhielt und dafür sorgte, dass im September mit lediglich 22mm Niederschlag nur gut ein Drittel des letztjährigen Regens fiel. Hierzu die Niederschlagsmengen von August bis Oktober – gemessen am Dalsheimer Hubacker 2014: 164 mm 2013: 186 mm 2012: 142 mm 2011: 129 mm 2010: 217 mm 2008: 184 mm 2006: 284 mm 2004: 178 mm Um den 20. September starteten wir mit der Spätburgunder-Ernte. Lockerbeerige, kleine Träubchen, die kerngesund geerntet werden konnten. Hier zeigt es sich einmal mehr, wie wichtig eine gute Laubarbeit in der Vegetationsphase ist. Wenn die Rebtriebe gerade stehen und die Trauben gut belichtet und belüftet sind, entstehen dickere Schalen, die aromaintensiver und widerstandsfähiger gegen Fäulnis sind. Das waren prachtvolle Trauben – wir freuen uns sehr auf die weitere Entwicklung der 2014er Pinots im Fass. Genau so prächtig und in hervorragender Qualität fiel die Ernte der Weiß- und Grauburgundertrauben in den Folgetagen aus. Die Erträge waren einen Tick geringer als im Vorjahr, die Reife der Aromen erwies sich dafür als ausgezeichnet. Hier werden Weine in die Flasche kommen, die Charme, Finesse und Charakter auf’s Köstlichste verbinden. Die Rieslinge lassen einmal mehr unser Winzerherz höher schlagen, von saftig, mineralischen Basisweinen über den kalkig, eleganten „von der Fels“ bis hin zu den Weinen aus Großen Lagen: aus Morstein, Hubacker, AbtsE, Kirchspiel, Pettenthal und Hipping, konnten wir einmal mehr Rieslinge ernten, die eine große Zukunft vor sich haben. Einmal mehr hat uns auch die Ernte 2014 gezeigt, wie wichtig es ist, ein begeisterungsfähiges und flexibles Ernteteam zu haben. Unsere Erntemannschaft ist heute fast doppelt so groß wie noch vor 10 Jahren. Diese Vergrößerung wurde notwendig, weil die klimatischen Bedingungen immer verrückter werden. Die Natur ist eine Diva gegen deren Willen wir nichts ausrichten können. Wir können nur versuchen im Einklang mit ihr zu leben und das heißt z.B. während der Ernte noch flexibler aufgestellt zu sein als noch vor einigen Jahren. Denn der Klimawandel im Weinbau ist deutlich zu spüren. Während man früher nach optimaler Reife und bester Qualität fast ausschließlich in steilen Hanglagen suchte, sind es heute Faktoren wie Wasserversorgung und Wasserhaltefähigkeit eines Bodens, die wichtiger sind als etwa eine steile Ausrichtung. Als ich Student in Geisenheim war, berichtete uns ein Weinbauprofessor, der gar nicht so viel älter war als seine Schüler: „Klimawandel heißt nicht, dass es immer wärmer werden wird, Klimawandel heißt, dass alles extremer werden wird“ Bisher hat Professor Schultz mit seiner Einschätzung recht behalten ... Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es auch im Mittelalter immer wieder kühlere und dann wieder wärmere Perioden gab, in denen sich der Weinbau ausweitete oder sich zurückzog. Zahlreiche unserer heutigen Spitzenlagen finden ihre erste Erwähnung bereits im 13. Jahrhundert und wurden in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder für ihre großartigen Qualitäten gelobt und bewundert. Wir werden Chancen und Risiken des Klimawandels auch in Zukunft aufmerksam verfolgen , um immer mit der passenden Strategie auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Mein Dank geht an das gesamte Team, unsere Freunde, die vielen Helfer und natürlich meine Familie! Alle zusammen haben dazu beigetragen, dass im Jahrgang 2014 wieder großartige Qualitäten in den Fässern reifen, Weine mit denen wir noch in vielen Jahren auf unser 225-jähriges Jubiläum anstoßen können. Die Mission 2014 ist erfolgreich beendet. Unsere Nationalmannschaft hat in Brasilien den Gipfel erklommen und wir haben eine Ernte einbringen können, die uns ein glückliches Lächeln ins Gesicht zaubert, Ihr Klaus Peter Keller.“ 8

Erlesene Weine Herzlichen Dank, Klaus Peter, für Deinen detaillierten Bericht, der mich, nach meinen alljährlichen spannenden Ernteerfahrungen an goldenen Oktobertagen nochmals hautnah miterleben lässt, wie ich damals „gelitten” habe. Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich an diese Ernteerlebnisse denke. Auch in diesem Herbst musste ich mich langsam körperlich und mental steigern. In der Aulerde und im Kirchspiel ging es los, im Hubacker kam ich das erste Mal außer Atem. Als ich dann den 80% steilen Hipping geschafft hatte, fühlte ich mich wie ein ungedopter Tour de France-Rennfahrer bei der Bergankunft am Col du Galibier. Erschöpfung pur, aber auch Glücksgefühl pur! Und jetzt dann endlich der 2014er Glücksstoff in meinem Glas – mit jedem Schluck kommen die Erinnerungen. So muß sich Mario Götze fühlen, wenn er an sein Traumtor im WM-Finale denkt! Du hast 2014 geniale, emotional zutiefst berührende Weine vinifiziert, die Maßstäbe setzen für alle großen Weißweine der Welt. Es sind begeisternde Rieslingunikate, stilbildende (insbesondere in Punkto Mineralität und Eleganz), authentische Klassiker der Weinwelt, gewachsen auf großen Lagen mit einzigartigem Terroir, nirgendwo auf der Welt kopierbar. Weißweine mit dem Potential zur Legende! Oder wie Jancis Robinson lobte: „Man hat den Eindruck, dass Kellers Weine immer noch ein bisschen besser werden!” Und was mir bei der Stilistik Deiner Weine besonders auffällt und damit meine Eingangsfrage beantwortet: Der Jahrgang 2014 hat Dir in die Karten gespielt in Deiner Vision von zutiefst finessenreichen Rieslingen, Silvanern und Burgundern. Du hast diese Steilvorlage der Natur genutzt, um in 2014 einen Zwillingsbruder der 2013er Überfliegers zu vinifizieren. Für mich mal wieder Lieblingsweine des Jahrgangs! Kellers Stilistik in 2013 wie 2014 hat der Journalist Manfred Luer wunderbar bildhaft beschrieben: „Finesse ist eine wahre Kunst – eine Zeitschnecke. Echte Finesse arbeitet nicht gegen, sondern mit der Zeit. Sie erschließt sich nicht auf den ersten Schluck, mag anfangs vielleicht gar nicht wahrgenommen werden, offenbart sich peu à peu. Finesse ist wie wahre Kunst, eine Zeitschnecke. Sie speichert und bewahrt Geheimnisse, gibt diese nur Stück für Stück frei.” Und so gewinnen die Keller-Weine, obwohl sie schon in ihrer Jugend grandios schmecken (Ich trinke regelmäßig ca. die Hälfte dieser Rieslinge in den ersten beiden Jahren!), im Laufe ihrer Entwicklung nochmals eine ganze Dimension! Zwei Zeitschnecken als Gipfelstürmer an den alten Rebknorzen des Feuervogel Silvaner 9

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