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Weihnachts-PINwand 332

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Weihnachts-Ausgabe 2021 mit traditioneller Danke-Aktion und Verlosung - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

ITALIEN FRANKREICH

ITALIEN FRANKREICH PIEMONT BORDEAUX Château Bel Air-Marquis Massolino d’Aligre CHÂTEAU BEL AIR- MARQUIS D’ALIGRE MARGAUX „Der Rayas von Margaux“ – Jacques Perrin Keine Punkte, dafür 100 % Emotion. So könnte in etwa das Motto für das Château Bel Air-Marquis d’Aligre lauten. So ziemlich alles, was wir an traditionellen Bordeaux der alten Schule und früherer Jahrzehnte lieben, trifft auf das in der Appellation Margaux gelegene Weingut zu. Inhaber Jean-Pierre Boyer, mittlerweile 88 Jahre alt, hat seinen ersten Jahrgang 1947 gemeinsam mit seinem Vater vinifiziert. Es gibt keinen Château- Besitzer, der nicht mit Hochachtung von Monsieur Boyer spräche oder eine schöne Anekdote zum Besten geben könnte. Auf Château Bel Air-Marquis d’Aligre scheint die Zeit still zu stehen, hier wird Bordeaux à l’ancienne gelebt. Und daher konnten wir erst kürzlich diesen ganz zu Anfang seiner Trinkreife stehenden Bordeaux aus dem Spitzenjahrgang 2010 – vielerorts gehyped und nahezu bei jedem Château längst als Primeurwein verkauft – von diesem Traditionsweingut (vor Ort selbstverständlich perfekt gelagert) für Sie erwerben. Im ganzen Bordelais dürfte so etwas nicht mehr zu finden sein, weshalb der ehrenwerte Monsieur Boyer von Ex-Parker-Bordeauxkritiker Neal Martin auch augenzwinkernd als „last man standing“ bezeichnet wurde. Die Weinberge befinden sich um Soussans, einem der schönsten Plätze der Appellation Margaux, dessen erstklassige Güte bereits in den Klassifikationen des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgehoben wurde – das classement von 1932 stuft das Château dann auch folgerichtig als Cru Exceptionel ein. Monsieur Boyer baut den Wein wirklich genau wie früher aus. Und wir meinen damit: wie ganz früher! Der Wein sieht nie neues Holz (es kursieren immer wieder Anekdoten von professionellen Verkostern, die wahlweise den „gefühlvollen Holzeinsatz“ loben oder aber die „Verholzung“ der Boyer’schen Weine beklagen), sondern reift über mehrere Jahre in Betontanks, so wie es bereits im 19. Jahrhundert im Bordelais praktiziert wurde, lange bevor man auf Konzentration und Kraft setzte. Auch die Rebsortenzusammensetzung unterscheidet sich von den heutigen Spitzen-Crus. So sind, zusätzlich zu Cabernet Sauvignon, Malbec und Merlot auch die traditionellen Rebsorten wie Petit Verdot und Cabernet Franc in fast gleichen Anteilen enthalten. Heute bewirtschaftet Monsieur Boyer von seinen rund 13 Hektar Rebfläche lediglich ein Viertel selbst. Den Rest verpachtet er, einige Parzellen liegen gar brach, nachdem Fröste sie dezimierten. Die Besonderheit liegt in der Konservierung seines Lebenswerks, welches die relevanteste Geschichte der Region umspannt: Über 70 Jahrgänge vinifizierte Jean-Pierre Boyer bereits. Keiner hat die unerfreulichen Tendenzen, das Aus-dem-Ruder- Laufen und die Gentrifizierung des Bordelais länger miterlebt als Boyer. Seine trinkreifen Margaux berichten von einer Entwicklung, welche die Appellation hätte nehmen können, wäre sie nicht internationalen Kritikern, beratenden Önologen und Marktmechanismen erlegen. Und so kann man bei Bel Air-Marquis d’Aligre gewiss von einem „Terroirwein“ sprechen, statt sich am Konzept des Châteaugedankens festzuklammern. Für uns gibt es kaum authentischere Weine aus dieser Region. In der Tat: „the last man standing“! 80 PINWAND no °332 332 | Dezember | 2021 2021

Massolino Château Bel Air-Marquis d’Aligre BORDEAUX PIEMONT FRANKREICH ITALIEN „LAST MAN STANDING“ NEAL MARTIN © Armand Borlant CHÂTEAU BEL AIR-MARQUIS D’ALIGRE, MARGAUX, ROUGE 2010 „Die Reben von Pierre Boyer bringen einen der pursten und subtilsten Weine dieser Region hervor“ – bettane + desseauve FBO490110 Château Bel Air-Marquis d’Aligre, Margaux, rouge 2010 12,5% Vol. 82,66 €/l 62,00 € Im Glas liegt dieser Wein aus dem Jahrgang 2010 eher hellrot und mit durchsichtiger Robe, anstatt durch konzentriert tintige Farbe zu beeindrucken. Ein Wein, der nichts versteckt, der nicht optimiertes Ergebnis nach Kritikervorgaben ist, sondern pures Handwerk. Keine ominöse „Philosophie“, dafür jede Menge Savoir-vivre. Er duftet nach roten Beeren, umgarnt von rauchigen Noten, etwas Tabak, auch altes Leder. Mit Luft gesellt sich intensive Noten von frischen Himbeeren hinzu. Dabei wirkt alles ätherisch schwebend statt verdichtet. Dieser Wein ganz ohne Holzeinfluss besticht durch den Charme seiner wunderbaren Frucht und einen feinen Sous-bois-Ton, den Duft nach Kräutern. Und ein wenig schlägt der Cabernet durch mit seiner feinen Paprika-Nase. Jacques Perrin, großer Bordeaux-Enthusiast und Weinphilosoph, schreibt über das Terroir und Monsieur Boyer: „Ein bisschen wie ein Rayas von Margaux. Nur, dass Monsieur Boyer nicht Monsieur Raynaud heißt, nicht die ganze Welt hierher pilgert, um eine Allokation auszuhandeln. Außer diesem Unterschied, der aufgrund des Psittacismus’ der Leute entstand, ist die Parallelität ansonsten auffallend.“ Und so zeigt sich der Wein auch am Gaumen: Er ist ehrlich. Eine saftige, fein säuerliche rote Frucht zieht sich am Gaumen entlang, erfrischt diesen und wird begleitet von feinstoffigem Tannin, ganz typisch für den großen Potenzialjahrgang 2010. Der Wein wirkt schlank, besitzt keine Extraktsüße durch Überkonzentration. Er animiert zum nächsten Schluck, bleibt verspielt mit den Aromen von Erdbeere und Kräutern, wirkt nicht zu kraftvoll und komplex. Seine Größe ist sein Trinkfluss. Wer hier Power sucht, sucht vergebens. Wer aber auf der Suche nach Eleganz und Authentizität ist, wird hier fündig – garantiert! Kurzum: Ein höchst delikater Wein, ganz im Geiste des alten Bordeaux, dessen Persönlichkeit keine Marktbedürfnisse oder Kritiker bestimmen, sondern einzig und allein die Idealvorstellungen von Monsieur Boyer, der lediglich eine Produktion von rund 30.000 Flaschen zum seinem jährlichen Inventar zählt. Glauben Sie uns, er kennt jede einzelne Flasche, hegt und pflegt sie. Das schmeckt man und man spürt es auch: die Liebesbeziehung des Winzers zu seinen Reben! Zu genießen an einen langgedehnten Abend, ab sofort und mindestens über die nächsten zwei Jahrzehnte. 81

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