Lassen wir nun Klaus Peter selbst zu Wort kommen, der mit seinem traditionellen Jahrgangsbericht von den Besonderheiten und Herausforderungen – im Weinberg wie im Alltag – des Jahres 2020 erzählt: DAS WEINJAHR 2020 Erneut ohne echten Winter, dafür aber mit reichlich Niederschlag im Februar, startete das Weinjahr 2020. Nach dem trockenen Winter 2018/19 hofften wir dieses Mal auf eine Vegetationsperiode, in der die Sorge um ausreichend Niederschlag nicht zum täglichen Begleiter werden würde. 137 mm Niederschlag in der Schubertslay und 102 mm am Dalsheimer Hubacker im Februar waren jedenfalls sehr erfreuliche Geschenke der Natur und ließen auf ein Weinjahr ohne Wassersorgen hoffen. Ein überdurchschnittlich warmer und trockener April sorgte dafür, dass die Reben bereits früh im Saft standen und Mitte des Monats bereits austrieben. Fast zwei Wochen früher als üblich. Sobald es am Rebstock grünt, werden wir Winzer unruhig. Ein freudiges Kribbeln im Bauch, die Vorfreude auf den neuen Jahrgang mischt sich mit der Sorge um Frostschäden, die alle Hoffnungen auf eine gute Ernte in nur einer eiskalten Nacht vernichten können. Zum Glück verliefen April und Mai frostfrei, das frühsommerliche Wetter setzte sich weiter durch und führte bereits Ende Mai zur Blüte bei den Burgundersorten, die Rieslinge folgten wenige Tage danach. Vereinzelte Niederschläge führten zu Verrieselungen, eine erste und willkommene Auflockerung der Traubenstruktur am Stock, die dafür sorgt, dass Sonne und Wind die Trauben schnell wieder abtrocknen, wenn sie einmal feucht sind. Aufgrund der guten Belichtung und Belüftung werden die Trauben zudem dickschaliger und somit aromaintensiver und widerstandsfähiger als größere, nicht verrieselten Trauben. Doch es blieb auch 2020, im vierten Jahr in Folge, zu trocken. Und so sehr wir uns Niederschläge im Juni und Juli auch wünschten, auch der Juni 2016 ist uns Winzern noch in leidvoller Erinnerung: Damals regnete es gefühlt jeden zweiten Tag. Pilzdruck im Weinberg und Pflanzenschutz musste wie zu Großvaters Zeiten mit Schlauch und zu Fuß eingesetzt werden, um die Böden nicht zu verdichten. Dazu kamen Heftarbeiten in strömendem Regen. Diese Bilder im Hinterkopf helfen, das zu schätzen, was man hat. Zum Glück besitzen wir im rheinhessischen Hügelland vitale Kalksteinböden mit guten Tongehalten, die Wasser ausgezeichnet speichern können. Große Lagen wie Morstein und Brunnenhäuschen besitzen zudem unterirdische Quellen, die die Reben kontinuierlich mit Wasser versorgen. Denn gerade in dieser Zeit braucht die Rebe, ganz ähnlich wie ein kleines Kind, neben der Fürsorge des Winzers zur rechten Zeit auch im richtigen Maß die essentiellen Nährstoffe, die zum Pflanzenwachstum und zur Entwicklung der jungen Trauben über das Wurzelsystem in den Rebstock transportiert werden. Die Freude und Erleichterung war dennoch groß, als es im August fast 60 mm regnete und Natur und Mensch durchatmen konnten. Die Hitze hatte weder nennenswert für Sonnenbrand gesorgt noch gab es schwere Unwetter. Die Reben konnten in dieser Phase des Jahres entspannen und Kraft für die letzte Reifephase tanken. Als Anfang September die ersten Spätburgundertrauben reif wurden, freuten wir uns über klein- und lockerbeerige, perfekt gesunde Trauben, wie sie schöner nicht sein könnten. Die Abfolge hervorragender Spätburgunder-Jahre ist fast schon unheimlich. Die sorgfältige Pflege der Weinberge in Verbindung mit nahezu idealer Witterung im September und Anfang Oktober spielte uns ein „Geschenk der Natur“ in die Hände. Bei manchen Rebsorten blieb die Saftausbeute etwas unter dem Vorjahreswert zurück (das kommt von teilweise extrem kleinen Beeren), doch da sich in den Beerenhäuten mehr als zwei Drittel der Aromavorstufen der Trauben befinden, können Sie sich vorstellen, dass unsere Winzerherz vor Freude tanzte. KELLERMAILING 2021 // JAHRGANGSBERICHT – 8 –
Weiter ging es mit Chardonnay und Weißburgunder. Auch hier Traumtrauben und gute Erträge. Eine wahre Pracht am Rebstock! Auf die großartige Cuvée von Weißburgunder und Chardonnay von 2020 können wir uns jetzt schon alle freuen. Auch beim Silvaner, der rheinhessischen Ur-Rebsorte, klasse Qualität, allerdingt deutlich kleinere Mengen als noch 2019. Dann ging es endlich zur Riesling-Ernte. Wir können uns nicht daran erinnern, schon einmal schönere Kabinett-Trauben geerntet zu haben. Der leichte Kabinett kommt nicht nur bei uns immer mehr in Mode, auch zahlreiche Kollegen strahlen beim Thema Kabinett mittlerweile übers ganze Gesicht. Unser limestone besitzt eine feine Pfirsichfrucht und ein wunderbares Aufspiel. Die Schubertslay Kabinette sind intensiv schiefrig, rassig und von höchster Eleganz. Kabinett „at its best“! Ziemlich parallel zur Reifeentwicklung in 2019 ging es auch Ende September und Anfang Oktober 2020 darum, die besten Parzellen für unseren Riesling „von der Fels“ und die Großen Gewächse zu ernten. Das letzte Drittel der Ernte konnten wir in 2020 ganz besonders genießen. Das Wetter blieb stabil und gut, die Trauben präsentierten sich an den Rebstöcken wie Edelsteine beim Juwelier, so dass es uns fast leidtat, sie abschneiden zu müssen. Kein Sonnenbrand, keine Fäulnis – perfektes Lesegut für große trockene Rieslinge. In Hipping und Pettenthal waren die Erträge sehr klein, die Trauben dickschalig, voller intensiver Aromen und mit stabiler Säure. Im Hügelland gab es in August und September mehr Niederschläge und dadurch auch gute Erträge, die sich in den besten Parzellen zwischen 25 und 40 Hektoliter pro Hektar bewegten. Morstein und Abtserde profitierten, wie bereits schon 2019, von den unterirdischen Wasseradern im Boden. Trockenstress war dort überhaupt kein Thema, die Trauben kraftvoll und gesund. Im Kirchspiel konnten wir nur die ganz alten 1964 bis 1966 gepflanzten Parzellen für Großes Gewächs ernten. Zum „von der Fels“ kommt in diesem Jahr neben einer hervorragenden Parzelle aus der Abtserde auch ein kräuterwürziges, mineralisches Kirchspiel-Fass. Es wird qualitativ nicht nur für die GGs ein großartiges Jahr, sondern auch wieder für unseren Riesling „von der Fels“. In Dalsheim hatten wir in August und September 2020 mehr Niederschläge als in Westhofen und entsprechend satt und grün standen im Oktober die Laubwände im Hubacker und Frauenberg. Zehn einzelne Partien ernteten wir in der Gewanne „Oberer Hubacker“, die feinsten und komplexesten Fässer schafften es ins Große Gewächs. Im Frauenberg, traditionell die späteste und kühlste Lage aufgrund ihrer Windoffenheit und Höhenlage, ernteten wir knapp 30 Hektoliter pro Hektar von außerordentlicher Qualität: tiefer und komplexer noch als im Debutjahr 2019 zeigen sich hier 2020 Aromen und Struktur. Die Natur hat einmal mehr die Grundvoraussetzungen für den nächsten Top-Jahrgang geschaffen und uns damit das schönste Geschenk zu unserem 20. Jubiläum im Weingut gemacht. Unser herzlicher Dank geht an Klaus Peter für diesen ausführlichen Bericht! KELLERMAILING 2021 // XXX JAHRGANGSBERICHT – 9 –
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