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Sondermailing Klaus Peter Keller - Jahrgang 2020

„Unser 20. Jahrgang macht uns glücklich!“ (Julia & Klaus Peter Keller)

INTERVIEW ► VIDEO

INTERVIEW ► VIDEO Ernte 2020: Deutschlands schönste Trauben! mit Julia Keller PdP: Der 20. gemeinsame Jahrgang – von Anfang waren es immer Julia und Klaus Peter Keller, es war nie von dem einen Macher und der Frau im Hintergrund die Rede, die „ihm immer den Rücken freihält“ ohne die „das alles, diese gewaltige Leistung, gar nicht möglich gewesen wäre“. War das schon immer klar, war das schon immer ein „so muss es sein“, ein „es kann gar nicht anders sein“? Denn das ist wohl doch recht einmalig? JK: Ach, es gibt wohl schon ein paar Kollegen, die gemeinsam arbeiten …, aber ja, bei uns war das tatsächlich schon von Anfang an klar. Wir kennen uns ja schon sehr lange, haben uns in der Ausbildung kennengelernt, und waren auf dem Weg zum Winzer. Insofern hat das für uns sehr gut gepasst, weil wir uns auf Augenhöhe begegnet sind. Und bis heute ist es so, dass wir es lieben, gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Im Grunde ist es ja so, dass die ganze Familie hinter solchen Entscheidungen steht – da kommt noch mein Schwiegervater dazu, oder auch jetzt eben unser Sohn. Das Team, das zusammenarbeitet, entscheidet auch zusammen. PdP: Wie alle Kellerfans sind wir natürlich auf dem Laufenden, kennen etwa Dein wunderbares Interview [https://genussimbus.podigee.io/55-neue-episode] mit Wolfgang Staudt über Deinen Lehrer Hans-Günther Schwarz, den langjährigen Regisseur bei Müller-Catoir. Vor unserem heutigen Gespräch haben wir ein wenig „gegraben“ und sind dabei über einen spannenden, inzwischen 13 Jahre alten Artikel von Niko Rechenberg gestoßen, in dem es heißt: „Auf den ersten Blick steht Julia Keller (30) nicht in der vorderen Reihe beim Weinmachen. Das überlässt sie überwiegend ihrem Mann Klaus-Peter Keller. Aber sie beeinflusst die Geschicke der Weine der »Keller-Family« bei den internen Fassverkostungen. Sie ist in diesem Zirkel die zweite, die von Hans-Günther Schwarz geschult wurde und machte vorher ihre eigenen Gewächse im elterlichen Weingut, jetzt hat sie die Lagen aus dem Kirchspiel und dem Morstein mit zu Keller eingebracht: »Mein Mann und ich stimmen gemeinsam ab, wie die Weine werden sollen«. Nur das »Große Gewächs Kirchspiel« liegt ihr so am Herzen, dass sie allein die Richtung bestimmt – man merkt es, es ist ein überaus filigraner, ja geradezu tänzerisch verspielter Wein.“ Ist das immer noch so? JK: (lacht vergnügt) Kirchspiel und Abtserde sind bei uns schon die beiden Großen Gewächse bei uns, die vom Charakter ein bisschen weiblicher, sehr filigran und elegant sind. Tänzerisch und verspielt stimmt natürlich auch! Ich habe da, sagen wir mal, ein stärkeres Stimmrecht, bin im Zweifel im Keller das Zünglein an der Waage. Aber im Grunde genommen geben die tollen Kalkfels- oder Schieferböden unserer Lagen immer die Richtung vor, und wir feilen dann nur noch an kleinen Details. PdP: Zurück zu den 20 Jahren: Wenn ihr damals zusammen im Keller gestanden habt, die Weine quasi „eingestellt“ habt (und natürlich findet die Arbeit im Wesentlichen im Weinberg statt), euch überlegt habt, in welche Richtung das stilistisch gehen soll – hast Du Dir damals schon Gedanken darüber gemacht, wie die nächsten Jahre, diese zwanzig Jahre werden könnten? JK: Die Arbeit im Keller ist bei uns, wie mein Lehrherr Hans- Günter Schwarz es so schön formuliert hat, „kontrolliertes Nichtstun“. Also einfach aufpassen, dass alles seinen richtigen Weg geht. Und damals haben wir uns ganz fest vorgenommen, das wir im Prinzip das, was mein Schwiegervater, meine Schwiegermutter aufgebaut haben, so weiterführen wollen, immer mit dem Ziel großen deutschen Riesling zu machen. Das war uns schon vor zwanzig Jahren ganz wichtig. Auch, Klaus Peter hat ja in Burgund gelernt, dass wir den Pinot weiter voranbringen. Meine Schwiegereltern haben sich ja ganz besonders den fruchtsüßen Weinen gewidmet – sehr tolle Spätlesen und Trockenbeerenauslesen, das war auch die ganz große Leidenschaft meiner Schwiegermama! Ich erinnere mich daran das wir damals tagelang im Weinberg Beerchen für Beerchen für die edelsüßen Weine gezupft haben, die uns natürlich auch heute noch sehr am Herzen liegen, aber für uns lag damals schon der Fokus auf den trockenen Weinen. KELLERMAILING 2021 // INTERVIEW – 16 –

PdP: Gab’s damals noch so etwas wie ein stilistisches Vorbild für diese großen trockenen Rieslinge? Oder vielleicht eher ein historisches Vorbild, dem ihr euch annähern wolltet? JK: Klar, bei mir war schon Müller-Catoir ein großes Vorbild, denn das hatte ich ja zum Greifen nah vor Augen: ganz tolle, glockenklare Weine, die ganz pur nach der Frucht schmecken – und das war für uns am Anfang sehr wichtig, dass der Wein nach der Traube und nach dem Boden schmeckt, etwas was wir natürlich nach wie vor extrem verfolgen. Der Mensch prägt natürlich den Stil, aber immer nur in Kombination mit den Reben und der Umgebung, in der sie wachsen. Aber ansonsten gibt es für mich keinen Winzer, von dem ich gedacht hätte, das ist es, dem müssen wir nacheifern. Wir haben schon auch ein wenig mit internationaleren Stilistiken geliebäugelt, aber Anfang der 2000er mussten wir vor allem noch um Reife kämpfen. Mein Schwiegervater hat herzählt, dass früher im Hubacker die Trauben erst reif wurden, „wenn einmal Schnee d’rübergegangen ist“ – das ist heute im Rückblick fast unvorstellbar! Weil wir hier eigentlich fast gar keinen Schnee mehr kennen. Da hat sich doch einiges verändert, und so hat sich auch der Stil der Weine gewandelt. Aber diese Entwicklung hat wohl jedes Weingut mitgemacht. Jetzt haben wir die Reife, jetzt ist eben das Elegante Feine, was wir schon immer wollten, voll da. PdP: Die Frage nach dem Vorbild auch deshalb, weil heute natürlich für viele junge Winzerinnen und Winzer der Keller-Stil ein ganz großes Vorbild ist. Du hast ja Müller-Catoir erwähnt, und ich könnte mir denken, dass auch Weil im Rheingau – nicht irgendein Weingut, sondern in Sachen trockener Riesling doch ziemlich stark – möglicherweise eine Rolle gespielt hat. Und ganz gleich ob aus Rheinhessen, aus der Pfalz, dem Rheingau, Baden oder Franken – Keller ist eine, vielleicht sogar die Referenz. Denn die Erfolgsgeschichte ist ja letztlich ziemlich irre! Kannst Du Dich an einen Zeitpunkt erinnern an dem Dir, an dem Euch dann klar war, dass nach oben alles möglich ist! Dass ihr in ganze neue Sphären vorstoßen könnt? JK: Wir haben’s eigentlich immer versucht, so gut zu machen wie wir können. Es war schon immer unser Ziel, dass der Wein so gut ist, dass wir ihn trinken können (lacht) – wir trinken nun mal gerne gut! Das war immer unser erstes Ziel und die beste Motivation! Und dann hoffen wir natürlich, dass viele Leute einen ähnlichen Geschmack haben wie wir, dass wir wirklich viele „mitnehmen“! Aber, Spaß beiseite, es war für uns ganz klar, dass wir damals erst einmal unsere Lagen besser kennenlernen mussten. Denn je besser man seine Lagen kennt, desto mehr weiß man ► VIDEO Kellers glückliche Hühner auch über ihre Bedürfnisse, kann besser darauf eingehen. Dass ist auch das, was man heute jungen Leuten mitgeben muss: Man kann nicht von jetzt auf gleich tollen Wein machen! Wenn man eine Lage übernimmt oder schon einen eigenen Weinberg besitzt, muss man den eigenen Stil und die Lage pflegen, vor allem eben herausfinden, was die Bedürfnisse dieser Lage sind. Was machen wir mit dem Pflanzenmanagement im Weinberg, wann genau ernten wir, und und und … Das ist wie mit den eigenen Kindern, je länger man sie kennt, desto mehr weiß man, was sie brauchen, um sich positiv zu entwickeln. KELLERMAILING 2021 // INTERVIEW – 17 –

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