DEUTSCHLAND PFALZ Friedrich Becker GRAUER BURGUNDER „KALKMERGEL“ TROCKEN, 2020 Grau ist hier gar nichts – spektakulärer Burgunder mit mineralischer Kante! DPF012220 Grauer Burgunder „Kalkmergel“ trocken, 2020 DV 13% Vol. 24,66 €/l 18,50 € Der Grauburgunder, jenseits der Grenze – bei Fritz Becker ist durch die Lage in Schweigen ohnehin alles Grenzgängerei – Pinot Gris genannt, ist eine Mutation der Burgundersorte Pinot Noir, dessen Schalen rötlich-grau gefärbt sind. Die alten, über 50-jährigen Reben, die auf Kalkstein wachsen, liefern natürlich niedrige Erträge und ergeben ein hocharomatisches Lesegut. Die Trauben mazerierten vor dem sanften Pressen für mehrere Tage mit Schale, was für den bemerkenswerten Farbton – lachsfarben mit Kupferstich – sorgt. Dazu kommt ein mehrmonatiges Hefelager, das dem Wein eine angenehme Cremigkeit verleiht. So intensiv die Farbe, so ausdrucksstark das Bouquet: Los geht es mit einer rauchig-holzigen Note, die rasch verfliegt und – wäre da nicht das Glas, würde man hineinbeißen wollen! –einem runden, prallen Pfirsich mit pelziger Haut! Ein wenig Blutorange, etwas Saft von gezuckerten Erdbeeren und ein Duft von Rosenblättern und weißem Pfeffer, der aus der Ferne heranweht – so könnt’ es ewig weitergehen! Am Gaumen dann sofort dieser Pfirsich-Blutorange- Mix, saftig, also extraktreich und stoffig, sensorisch schön trocken und mit feinschmelzendem Mundgefühl, bevor dann eine herrliche Frische und ultraangenehme Säure von apfelartiger Lebendigkeit das Kommando Trinkfluss und Vergnügen übernehmen und ein mineralisch salziger Film als Erinnerung an einen – pardon! – ziemlich sexy Abgang mit herben Noten verbleibt. Das ist ein richtig großer, nicht nur durch die Farbe individueller und mitreißender Grauburgunder! Der bereitet – vielleicht sogar als avancierte Rosé-Alternative – solo über die nächsten Jahre Riesenvergnügen und kann sich mit seiner nicht zu breiten, doch ausdrucksstarken Charakteristik zu vielerlei Gerichten sicherlich exzellent behaupten. Ab sofort ein Hochgenuss und dann bis 2030+. WEISSER BURGUNDER „SCHWEIGEN“ TROCKEN, 2019 Ehrfürchtiges Schweigen – ein großartiger Weißburgunder! DPF013319 Weißer Burgunder „Schweigen“ trocken, 2019 DV 13,5% Vol. 30,00 €/l 22,50 € Es gibt Weine, die verdeutlichen alles, was den Winzer umtreibt, was seine Weinberge ausmacht, die Rebsorte, den Jahrgang, seine Arbeit im Keller, letztlich seine Stilistik des Weinmachens. Wobei man bei diesem in jeder Hinsicht exemplarischen Weingut (die Kritik bemüht allzu gerne und allzu oft die Vokabel vom „Vorzeige- Weingut“ – und verkehrt dabei, wenn man so will, den Fluss der Erkenntnis: Becker ist ein Weingut zum „Aufschauen“!) besser von „Weinwerden“ sprechen sollte. Die Reben für den Weißburgunder „Schweigen“ stehen auf elsässischer Seite auf Kalksteinverwitterungsboden mit lehmig-toniger Auflage und sind zwischen 36 und 42 Jahre alt. Die Traubenselektion aus den beiden Parzellen „Enggass‘“ und „Wormberg“ wird entrappt und schonend gepresst („entsaftet“, wie es bei den Beckers heißt). Die gezügelte Vergärung und der weitere Ausbau erfolgt in Barriques und tonneaux aus französischer Eiche. Nach ausgiebigem Hefelager wurde der Wein im September 2020, schonend filtriert, auf Flaschen gezogen. Im Glas dann ein hellgoldener Wein mit kräftigeren, etwas dunkleren Reflexen, bei dem sich im anfänglich zart reduktiven Bouquet leichte Holznoten, eine rauchige, gleichzeitig nussig-würzige Komponente, etwas später dann Vanille und vegetabile Aromen (Kräuter) offenbaren, die dann von Blütenduft und hellen, noch zurückhaltenden Noten von reifem, insgesamt eher gelbem Steinobst abgelöst werden – ein Chiaroscuro von Holz und Frucht (gelbe Pflaumen, ein Hauch Apfel und Apfelquitte). Alles über die Maßen angenehm und ungemein einladend! Am Gaumen entpuppt sich der Weißburgunder „Schweigen“ dann als überraschend straff, ja rassig und von einer bemerkenswerten weil geradezu „forschen“ Frische und wunderbar präsenten Säure gesegnet, die das samtig-cremige Mundgefühl ganz grandios kontrapunktisch begleitet. Der Holzeinsatz hier ist schlicht begnadet, ein eleganter Orgelpunkt, der dem aromatischen Geschehen Tiefe verleiht, dabei so „transparent“ ist, dass man darüber jede aromatische Regung, jede Nuance wahrnimmt (spät dann Mirabellen) und immer wieder sacht (aber bestimmt) auf die deutliche und energetisierende Mineralität aufmerksam gemacht wird. Ein großartiger Wein mit ebenso großartigem Trinkfluss, dessen inspirierte Komplexität in einer absolut inspirierenden Spannung und Eleganz aufgeht. Fazit: Coup de Cœur! Ab sofort ein Hochgenuss, wird sich aber sicherlich über die nächsten Jahre enorm entwickeln. Bis 2028+. 54 PINWAND no 330 | Oktober 2021
Friedrich Becker PFALZ DEUTSCHLAND CHARDONNAY „MINERAL“ TROCKEN, 2017 Für uns in der Top 10 der Chardonnays aus Deutschland DPF013217 Chardonnay „Mineral“ trocken, 2017 DV 13,5% Vol. 56,00 €/l 42,00 € „Gewachsen auf Kalksteinboden. Trauben von alten Reben. Vergoren und gereift in kleinen Eichenfässern. Großes Lagerpotenzial.“ Diese Angaben – und nicht mehr – zieren das Rückenetikett des Chardonnay „Mineral“ von Fritz Becker. Verzeihen Sie uns, wenn wir darüber heftig schmunzeln mussten. Denn so viel Minimalismus und Understatement hat schon wieder enorm Stil, wenn man bedenkt, welch bemerkenswerte Entwicklung der Chardonnay in den letzten Jahren durch Fritz Becker gemacht hat. Und der in naher Zukunft wahrscheinlich noch mehr denn je an Stellenwert gewinnen wird. Jeder Jahrgang erscheint uns von Besuch zu Besuch noch einmal feiner als sein Vorgänger. Darüber hinaus investiert Fritz Becker enorm in die Selektion edelster Klone, und möglicherweise – soviel dürfen wir verraten – wird im Sankt Paul in einigen Jahren ein absoluter Spitzen-Chardonnay das Sortiment bereichern. Der Chardonnay „Mineral“ gibt da einen ersten Ausblick und das in einer Preisklasse, in der man viel Wein erwarten darf. Und noch mehr bekommt: nämlich eine einzigartige Stilistik und Qualität, die diesen Wein zu den feinsten Chardonnays Deutschlands zählen lässt. Aktuell in seiner charmanten Fruchtphase zu genießen, Höhepunkt wohl ab 2023. Lagerpotenzial bis nach 2035. Der überwiegend im Wormberg gelesene Chardonnay – hier stehen die ältesten Reben des Weinguts – stammt von zum Wald hin geschützten Lagen: Kalksteinboden mit lehmig-toniger Auflage, bis zu 39-jährige Reben, ausgebaut in besten französischen 228-Liter-Barriques der Edel-tonnellerie François Frères. Das ergibt einen kräftigen Chardonnay, bei dem wir im Burgund wohl stilistisch bei einem Grand Cru aus dem Corton-Charlemagne landen würden. Der 2017er „Mineral“ duftet harmonisch und elegant aus dem Glas. Ein Hauch grüner Haselnüsse, Meyer-Zitronen und kandierter Ingwer tauchen hier auf. Und am Gaumen, da zieht sich die feine Haselnuss-Note in Verbindung mit einer angenehm zitrischen Säure hindurch. Diese beiden Komponenten leiten den Chardonnay, der weniger von der Hefe und Holz geprägt ist als noch im Vorjahr. Auch hier, so scheint es uns, hat der aktuelle Jahrgang nochmals an Finesse und dadurch Klasse gewonnen. Das ist ein burgundisch angelegter Chardonnay, mit saftiger Frucht aber ohne überbordende Cremigkeit. Er ist pur, vom Kalkstein geprägt, der hier wie zermahlener Kreidestaub mitschwebt, geradlinig und fein ziseliert. Kurzum: Chardonnay für Puristen, was nicht mit Liebhabern magerer Weine gleichzusetzen ist. Denn dieser Wein besitzt ungemein viel Extrakt und eine kraftvolle Textur, allerdings ohne alkoholische Schwere oder exzessive Frucht. Das macht ihn so genial! 55
P I N W A N D n o 3 3 0 © Peter Be
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