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PINwand Nr. 329

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Pinard de Picard Weinmailing, Ausgabe Okober 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

ITALIEN SÜDTIROL

ITALIEN SÜDTIROL Nusserhof NUSSERHOF SÜDTIROL – BOZEN „Heinrich Mayr steht an der Spitze der Qualitätspyramide Südtirols, zusammen mit einer kleinen Handvoll Kollegen, die Weine von echtem Rang und Namen herstellen.“ ANTONIO GALLONI (VINOUS) „Als die Familie Mayr den Nusserhof im Jahre 1788 erwarb, war Tirol eine Grafschaft, in Frankreich noch keine Revolution und vom Nusserhof gab es freie Sicht bis zur Pfarrkirche. Vom damaligen grün-grünen Bozner Boden ist lediglich der Nusser von der expandierenden Stadt noch nicht aufgefressen worden. Umfriedet von Mauern sowie vom Eisackdamm erinnert der Weinhof an einen französischen „clos“, an einen eingeschlossenen Weinberg.“ – Gault&Millau „Jede Region hat ihre Aushängeschilder; im Piemont sind es Weingüter wie Giacomo Conterno, Bartolo Mascarello und Giuseppe Rinaldi. In den Abruzzen Valentini und Pepe. In der Toskana sind Montevertine und Soldera zwei der Güter, die mir in den Sinn kommen. In Südtirol ist es der Nusserhof, neben einer Handvoll anderer. Wer diese Weine auftreiben kann, sollte nicht zögern, denn sie sind großartig.“ – Antonio Galloni 88 PINWAND no 329 | Oktober 2021

Nusserhof SÜDTIROL ITALIEN BEWAHRER AUTOCH- THONER REBSORTEN BIO-ZERTIFIKATION SEIT 1994 4,0 HEKTAR REBFLÄCHE, 15.000 FL. JAHRESPRODUKTION nur selten eine Rolle spielt, gestaltet sich der Weinabsatz im Inland quasi von selbst. Der gesteigerten Nachfrage vor Ort bzw. für den Export begegnet man mit zunehmender Technisierung, es genügt augenscheinlich, primärfruchtige Weine von kurzer Lebensdauer zu produzieren, anstatt auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit zu setzen. Ein Zustand, der so leider auch beim Apfelanbau zu diagnostizieren ist. Unser Fazit bei vielen (allzu vielen!) im nüchternen Heimatumfeld verkosteten Weine: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Werte Kunden, heute stellen wir Ihnen eine ganz besondere Perle der Weinwelt als Neuzugang vor, die uns besonders am Herzen liegt. Viele von Ihnen, darunter auch treue Liebhaber der Weine Fordadoris und Pojer e Sandris aus dem Trentino, wünschten sich mehr Weine aus Südtirol. Ein Anliegen, das jeder oltramontano – wie einst die Römer die aus dem Norden über die Alpen angereisten Italienschwärmer und Kulturtouristen bezeichneten – sicherlich ohne Gegenwehr nachvollziehen kann. Eine beeindruckende Bergwelt, zauberhaft idyllische Hütten, bunte Apfelhaine, fröhlich mäandernde Wanderwege sowie die in vielen Tälern bis heute erhaltenen Traditionen und Bräuche und nicht zuletzt eine bodenständige Kulinarik (besonders erwähnenswert – neben dem sensationellen Speck der Hofmanufaktur Kral – die einmaligen Knödel des Patscheider Hofs!) zaubern das Bild einer malerischen Region vors Auge, wie man sie sich kaum schöner erträumen könnte. Dennoch zögerten wir eine ganze Weile. Südtirol gilt nicht nur als idyllische Urlaubsdestination, sie ist es auch. Ein Umstand allerdings, der den Weinen dieser Region – wie auch dem Lugana vom Gardasee – teilweise zum Verhängnis geworden ist. Der florierende Tourismus, das idyllische Klima, eine vielseitige Landschaft – all diese Faktoren sorgen für den Bedarf einer steten Unterfütterung „in vino“ bzw. ein nachhaltiges Auffrischen der Urlaubserinnerungen zuhause. Was unter anderem bedauerlicherweise bedeutet, dass die höchstmögliche (und sicherlich realisierbare) Produktqualität Begibt man sich auf den Weg zu einem der absoluten Spitzenbetrieben der Region (doch, es gibt sie! Und sicherlich derer einige!), fährt man – irritierenderweise – nicht wie oft üblich ins „wilde Außen“, sondern ins Zentrum der Region. Der Nusserhof der Familie Mayr liegt direkt in Bozen, der Landeshauptstadt Südtirols, einem der größten Stadtzentren des Alpenraums. Der Hof wirkt, umgeben von einem durch Plattenbauten und Industrie geprägten Umfeld, wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten und wer Louis de Funès’ Klassiker „La soupe aux choux“ („Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ in der deutschen Fassung) kennt, wird unweigerlich an die letzte Szene denken, als sich die beiden Rentner auf ihrem alten und mittlerweile umzäunten Anwesen zuprosten, während sich in dem um sie herum neuerrichteten Freizeitpark die Zuschauer am Gehege drängen. Es wundert nicht, dass Antonio Galloni vom Nusserhof als „Opfer der modernen Urbanisierung“ spricht. Familie Mayr hat den Wandel der Region über Generationen erlebt. Seit 1788 betreibt man hier Weinbau, die Turbulenzen des 20. Jahrhunderts spürte man am eigenen Leib. Als Josef Mayr-Nusser während der deutschen Besatzung (man vergegenwärtige sich Hitlers und Mussolinis Aussiedlungsprojekte) den Eid auf den Führer verweigerte, besiegelte er damit sein Todesurteil. Auch die Urbanisierung forderte ihren Tribut, denn nach dem Krieg musste die Familie jahrelang um den Erhalt ihres Hofs kämpfen, der im Zuge der Stadterweiterung – eine Großmarkthalle und andere Betriebe waren geplant – enteignet und abgerissen werden sollte. Schließlich wurde der Hof Mitte der 1980er-Jahre im Gedenken an Josef Mayr-Nusser unter Denkmalschutz gestellt. Nicht von ungefähr wirkt der Nusserhof in Bozen heute wie eine Oase des Rückzugs, lässt uns an René Goscinnys berühmte Einleitung aus den Asterix-Bänden denken: „Ganz Gallien? Nein!“ 89

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