FRANKREICH BEAUJOLAIS Rottiers „DERNIER SOUFFLE“ MOULIN-À-VENT, ROUGE 2020 (BIO) Gerundet wie ein Bachkiesel, mit einer Finesse, die nur alte Reben bringen FBJ040220 „Dernier Souffle“ Moulin-à-Vent, rouge 2020 Diam-Kork 13% Vol. 26,60 €/l 19,95 € FR-BIO-01 Der Süden des Burgunds mag noch recht unbekanntes Terrain für manchen Weinfreund sein. Vor allem, weil hier der lang ubiquitäre Beaujolais den Blick auf die phantastischen Qualitäten der neuen Generation verstellte. Man soll sich aber nicht täuschen, denn seit dem ersten Jahrhundert vor Christus wird hier bereits Wein kultiviert. Auch die Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) von Moulin à Vent existiert seit beinahe 100 Jahren. Ihren Namen verdankt sie in der Tat einer Windmühle, die seit dem 15. Jahrhundert mächtig über den Hügeln von Romanèche-Thorins thront. Hier arbeitet Richard Rottiers mit seinem kleinen Bio-Weingut, das vor allem die Mineralik der rosa-farbenen Granitböden herauszuheben versteht. Die Reife seiner Gamay-Trauben wird von der Ausrichtung der Lagen, die sich nach Osten und Süd- Osten hin erstrecken, sehr begünstigt: Die Morgensonne sorgt für perfekte Verhältnisse, die kühleren Abendstunden speichern die Fruchtigkeit, ohne üppig zu werden. In diesem Fall ist lediglich der Name des „letzten Schnaufers“, so die wörtliche Übersetzung des „Dernier souffle“, vielleicht ein wenig makaber. Denn die Reben wachsen in der Nähe des Friedhofs von Romanèche-Thorins. Wichtiger ist, dass Richard Rottiers diesen Gamay acht Monate in französischer Eiche ruhen lässt, um den Wein der 60 Jahre alten Anlage perfekt präsentieren zu können. Das Ergebnis zeigt viel Hagebutte und Wildkirsch- Bonbon im Duft, das alles ist aber nicht nur herb, sondern auch recht „spicy“ unterlegt. Der 2020er riecht nach Grünem Pfeffer und Wacholder. Strahlend hell kommt die Kirsche daher gerollt, am Seitenstreifen bleiben Pfeffer und Nuss-Schokolade gleichermaßen zurück. Eine feine Rotwein-Machart, die nicht nach Höhepunkten hascht, sondern im Gesamten die Faszination herstellt! Zum Gerbstoff bringt er auch die antagonistische Säurestruktur mit – damit ist er beispielsweise der ideale Begleiter zum „Grosse pièce“, dem traditionellen Sonntagsbraten. Ab sofort bis 2030. „CHAMP DE COUR“ MOULIN-À-VENT, ROUGE 2020 (BIO) Ein Wein für Fortgeschrittene, der wunderbar sein Terroir widerspiegelt. FBJ040320 „Champ de Cour“ Moulin-à-Vent, rouge 2020 Diam-Kork 14% Vol. 34,53 €/l 25,90 € FR-BIO-01 Unzweifelhaft ist das Richard Rottiers «vin de garde»; er befindet sich allerdings preislich in einem Bereich, wo anderswo im Burgund die Einstiegsweine beginnen. William Kelley (Parker) verkostete ihn und sieht ihn mit 94+ Punkten als Favoriten der Kollektion: „Der 2020er Moulin-à-Vent Champ de Cour hebt sich durch seine strukturelle Eleganz hervor, selbst innerhalb dieser überzeugenden range.“ Trotz seiner Erfolge ist der Winzer ein sympathischer Geheimtipp geblieben, was auch an der Herkunft seiner Gamays liegen mag. Die bereits 1924 eingerichtete AOC-Herkunft Moulin à Vent liegt im Süden des weltberühmten Weinbaugebiets und nicht in der Côte d’Or mit ihren (für Kunden wie mittlerweile auch Winzer) kaum noch bezahlbaren Einzellagen. Beeindruckendes wird aber auch hier vinifiziert, speziell wenn man Geduld hat und den Weinen zuhören kann. Es sind keine Blockbuster, keine Marktschreier, die Rottiers in die Welt entlässt. Denn ein Geheimnis der Gamay-Traube, auf die der Bio-Winzer setzt, liegt darin, dass sie im Alter „Pinot-iert“ („il se pinote“, sagt der Winzer dazu). Zu Beginn prägt die Mineralität diese Gewächse vom namensgebenden Champ de Cour. Die Rebstöcke dieser Parzelle, eines «lieu-dit» oder «climat», wie man es hier nennt, sind bereits 70 Jahre alt und wurzeln entsprechend tief im Granit der AOC Moulin à Vent. Der Stein wurde im Herkynischen Erdzeitalter aufgefaltet, ist also ungefähr 250 Millionen Jahre alt. Als Gemälde wäre dieser Wein ganz klar William Morris‘ „Strawberry thief“ – die verwunschenen Hecken und die klare Erdbeer-Frucht sind förmlich zu riechen, sobald er ins Glas kommt. Der Tiefgang der alten Reben wird hier in angenehm herbe Duft-Noten von nassem Stein und Assam-Tee übersetzt. Florale Spannung könnte man ihm auch noch attestieren oder einfach: große Vorfreude auf den ersten Schluck. Seidig umhüllt der rotfruchtige und kühle Gamay dann den Gaumen. Wieder sind auch herbe Noten – diesmal: gemahlener Kaffee, Kornellkirschen und etwas Kirschlorbeer – zu schmecken. Sie stützten ein Geschmacksbild, das trotz seiner Jugend wie eine Glocke aus einem Guss wirkt. Und wie sie weigert er sich, sein ebenso helles Lied schnell verklingen zu lassen: Bim, bam, bim, bam, ich bin immer noch da! Ab sofort bis 2035 30 PINWAND no 329 | Oktober 2021
Rottiers BEAUJOLAIS FRANKREICH 93+ Punkte PARKER „ROTTIERS IST EIN NAME, DEN MAN SICH MERKEN SOLLTE“ THE BUYER 94+ Punkte PARKER 31
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