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PINwand Nr. 329

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Pinard de Picard Weinmailing, Ausgabe Okober 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH RHÔNE

FRANKREICH RHÔNE Bouïssière GIGONDAS, ROUGE 2019 Fantastisches von den frères Faravel: Großartiger Gigondas zu einem noch großartigeren Gegenwert! Très fantastique: Faravel! FRS150219 Gigondas Tradition, rouge 2019 15% Vol. 26,60 €/l 19,95 € Fragt man nach den besten Weinen aus dem Gigondas, werden echte Kenner der Region die Namen La Bouïssière, Santa Duc und Saint Cosme in einem Atemzug nennen, zumal erstere Domaine und ihre Eigner, Gilles und Thierry Faravel tief in und mit dieser Appellation verwurzelt sind, ebenso die vielen alten Reben, die sie an den Hängen jenes großen Tals besitzen, in dem alles seinen Anfang nahm. Das Tal wird auf der Südostseite von den Dentelles de Montmirail begrenzt und auf der anderen Seite vom Col du Cayron flankiert. Die Weinberge der „Grande Bouïssière“ – so der Name der ersten Parzelle, die die Faravels zwischen 1963 und 1966 gepflanzt haben, erstrecken sich sowohl über einen großen Hang als auch über nach Nordwesten ausgerichteten (also kühlen) Terrassen auf rund 300 bis 500 Metern Höhe, deren Böden aus Quartär-Geröllgestein bestehen. Die Aussicht von hier auf die karge, raue und steinige, oft von steilen Vertikalen geprägte Landschaft ist eindrucksvoll. Von Ende Dezember bis Ende Januar berühren die Sonnenstrahlen die felsigen Hänge des Weinbergs kaum. Tatsächlich könnte der Klimawandel auf Dauer das Augenmerk vom immer noch viel berühmteren Châteauneuf-du-Pape hin zu Gigondas als dem Premier Cru der Region nachhaltig beeinflussen. Die hiesigen Weine sind mittlerweile tendenziell frischer, kühler als ihre „papistischen Pendants“ und dabei sehr lang und sehr geschmeidig. Sie bieten ein bemerkenswert wohlproportioniertes Gerüst aus feingewirkten Tanninen und einer tiefgründigen Mineralität. „Wenn ich diese Weine trinke, fühle ich immer eine noble Strenge. Die Finesse wird durch den Duft der wilden Garrigue verstärkt, den die Blüte der Trauben auf geheimnisvolle Weise einzufangen und aus der Luft aufzunehmen scheint“, erklärt Thierry, der die Weine vinifiziert, während sein Bruder Gilles den Außenbetrieb leitet. „Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, gegen die raue Landschaft der Dentelles ankämpfen zu müssen“, meint Gilles, „nach und nach, im Laufe der Jahre habe ich gelernt, auf das Land zu hören. Heute sehe ich diese imposanten Klippen, die man ja auch auf unseren Etiketten findet, als Partner.“ Dort, im Schatten dieser klippenähnlichen Felsformationen reifen für diesen Wein rund ¾ Grenache und ¼ Syrah, der fast aussschließlich aus entrappten Trauben vergoren wird. Das Alter der Reben beträgt 55 Jahre. Die Trauben wurden von Hand gelesen und sortiert, kühl vorvergoren und dann langsam über einen Monat lang vergoren. Eine Partie wurde im Beton-cuve, die andere in Fudern in Zweit- bis Fünftbelegung ausgebaut. Den Brüdern ist wichtig, dass alles auf der Feinhefe liegt, um den CO2-Gehalt möglichst hoch zu halten, damit später nur minimal geschwefelt werden muss. Abgestochen wird hier gar nicht und auch das Umpumpen entfällt – hier wird ausschließlich mit Schwerkraft gearbeitet. Die Weine werden wie gewohnt ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Das Ergebnis: Auch 2019 ein spürbar südlicher Cru voller Anmut und Schönheit, für den unserer Meinung nach Jeb Dunnucks letztjährige Einschätzung („ein Juwel“) weiterhin gültig ist. La Bouïssières Gigondas duftet nach Graphit, frischem Teesatz (Earl Grey) und floralen Noten (Veilchen und etwas Heckenrose), ferner nach süßer und reifer Beerenfrucht mit einem kühlen, fast „bläulich“ anmutendem Kern. Dieser verströmt sich gen weißen Pfeffer, Leder und fast Pinienholz, auch ein Streifen vegetabile, kräutersatte Garrigue über der Blüten schweben. Am Gaumen dann präsentiert sich die Cuvée elegant sowie sinnlich und gleichzeitig transparent und klar. Anfänglich, dabei recht subtil und in der Gesamterscheinung fast schon hintergründig Süßholz, davor würzige Tabaknoten, ein Hauch frisch gemahlene, sehr hell geröstete Kaffeebohnen, warmes Erdreich und die allgegenwärtige, magisch-würzige Garrigue. Dann erst offenbart dieser Gigondas seine dunkle, saftige Frucht (reife Himbeeren bis fast schon Brombeeren, später dann Walderdbeeren und Grenache-bedingte Agrumen nebst ihrer charakteristischen feinen, klaren Säure), einen präzisen grip und eine ebenso bemerkenswerte wie dunkle Kühle, unter deren Oberfläche sich eine tatsächlich tiefgründige Mineralität geradezu auftut. Bewegend und lebendig. Domaine La Bouïssières kraftvoller, komplexer und eleganter Gigondas gehört sicherlich zu den Referenzen dieser Appellation – ein Klassiker par excellence! Schon jetzt ein Genuss, noch besser vermutlich in 2–3 Jahren. Auf seinem Höhepunkt ab etwa 2025, und bis mindestens 2032+. 22 PINWAND no 329 | Oktober 2021

Bouïssière RHÔNE FRANKREICH „LA FONT DE TONIN“ GIGONDAS, ROUGE 2019 Herrlich klassisch anmutender, berückend eleganter Einzellagen-Gigondas! FRS150319 Gigondas Font de Tonin, rouge 2019 15% Vol. 44,00 €/l 33,00 € KLASSIKER, ANBETUNGSWÜRDIG! La Font de Tonin ist ein kleiner Weinberg oberhalb von Gigondas. Er ist die ganze Zierde der Domaine, und man kann ihn sicher als den Primus inter Pares unter den besten Weinbergen des Ortes bezeichnen. Gerade jetzt, wo die Jahre im Mittel deutlich wärmer sind, liegt er auf einer Höhe von bis zu 500 Metern im Sonnenschatten der Dentelles de Montmirail, jenen Klippen, die die umliegenden Orte wie Gigondas, Vacqueyras oder Beaumes-de-Venise überragen. Die Landschaft ist karg, rau, steinig und nach Nordwesten ausgerichtet. Von Ende Dezember bis Ende Januar berühren die Sonnenstrahlen die felsigen Hänge am Weinberg nicht. Dort findet man auf viel Kalk und Lehm eine Gruppe von 67 Jahren alten Grenache- und Mourvèdre-Reben im Anteil von ca. 90 % zu 10 %. Der Weinberg wird von Gilles Faravel genauso ökologisch bewirtschaftet wie der Rest der acht Hektar der Domaine La Bouïssière. Auch wenn die Brüder diese Arbeit bisher nicht offiziell zertifizieren ließen, sieht man den Weinbergen an, dass hier Biodiversität herrscht und die Reben gesund sind. Die Trauben wurden am 1. Oktober als Letzte des Weinguts von Hand gelesen und einer kühlen Vorvergärung unterzogen. Thierry Faravel hat hier sämtliche Trauben ( ¾ Grenache und ¼ Mourvèdre) entrappt und leicht angequetscht. Für den „La Font de Tonin“ wurden sie 33 Tage lang (inklusive täglicher remontage bzw. pigeage) vergoren, bevor er schonend und langsam abgepresst, per Schwerkraft in tonneaux gefüllt und dort 12 Monate lang ausgebaut wurde. Seit 2010 beziehen die Faravels jährlich zwei neue Fässer von der Tonnellerie Rousseau aus dem Burgund – der „La Font de Tonin“ ist denn auch der einzige Wein der Domaine, der mit neuem Holz in Berührung kommt. Zwei neue Fässer werden genutzt, dazu fünf Fässer in Drittbelegung, ein Fass in Fünftbelegung und zwei Fässer in Siebtbelegung. Auch dieser Gigondas wird, wie alle anderen Weine von La Bouïssière auch, ohne Schönung und Filtration und nur einer minimalen Schwefelgabe abgefüllt. Ein spektakulärer Wein! Ein aus dem verhaltensten Pianissimo in erhabendstes Forte crescendierender Gigondas, der sich zunächst seines neuen Holzes „entäußerst“ – ein Bett aus wohlgefällig duftendem Zedernholz, dem eine leicht harzig-saftige Qualität zu eigen ist (man ist unwillkürlich an das sprichwörtliche Zigarrenkistchen erinnert, die Tabakaromen stammen allerdings eher aus dem Orient, denn aus karibischüberseeischen Breiten. Nach und nach dann dunkler, von der Sonne aufgeheizter Stein, getrocknete Kräuter mit ätherische-balsamischen Qualitäten (Frische!) und ein an dunklen Kirschen reicher clafoutis. Am Gaumen dann immer deutlicher das Crescendo, der „La Font de Tonin“ wirkt in seiner Komplexität unglaublich offen und nahbar, präsentiert sich so seidig wie nachhaltig kühl am Gaumen, seine „Binnenspannung“ (der Kontrast von Wärme und Volumen auf der einen, Kühle und Energie auf der anderen Seite) ist großartig! Auch hier wieder die ätherisch-würzigen, dabei „erdnahen“ Kräuter und die dunklen, ungemein saftigen, dabei immer stärker leuchtenden Kirschen. Ein ungemein mineralischer, energetischer, so überhaupt nicht erdenschwerer Gigondas mit einer klaren und präsenten Säure, die ihn wunderbar strukturiert und ein entsprechendes Gegengewicht zu dem Druck bietet, der sich hier prächtig aufbaut und dann in ganzer Schönheit in einem extrem langen, enorm harmonischen Abgang mit einer deutlich Grenache-getönten Coda (Beeren, Blutorangenzesten, dunkelwürzige Kräuter) „aussingt“. Ein Wein, dem man sich auch in diesem Jahr (für den 2018er gab es von Josh Reynolds bei Vinous 94–95 Punkte, von Jeb Dunnuck 94 –97 Punkte) kaum wird entziehen können. Schlichtweg grandios! Zu genießen ist der Wein ab sofort. Idealerweise lässt man ihn aber noch gut und gerne 2–3, möglicherweise auch noch 4 Jahre liegen. Den Höhepunkt erreicht er etwa 2025 bis mindestens 2034+. © Marc Ginot 23

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