SPANIEN MADRID Bernabeleva Niemand anderes als Telmo Rodríguez, der 1999 als erste große „außenstehende“ Winzerpersönlichkeit das Potenzial der Gredos entdeckte, investierte viel Zeit und Geld in sein dortiges Projekt Pegaso. So richtig zufrieden war er nie mit seinen Weinen, und so bemühte er sich – wohlwissend, was zu tun sei – um den besten Mann für dieses Unterfangen: Marc Isart! Seit 2016 trägt Marc nun also auch dort die Verantwortung für die tatsächlich immer klarer profilierten Weine, an denen sich seitdem eben auch seine Handschrift herauslesen lässt. Da Marc von klein auf ein intensives Pensum gewohnt ist, verwundert es auch nicht, dass er neben seinen Aktivitäten bei Bernabeleva und Pegaso noch den Atem besitzt, gemeinsam mit seiner Frau Carmen ein weiteres Projekt voranzutreiben. Hierbei handelt es sich um die eigene kleine Bodega Cinco Leguas in der die Weine unter dem Namen „La Maldición“ („Der Fluch“) im südlichen Teil der Appellation D.O. Vinos de Madrid gefüllt werden. ZURÜCK IM TAL DER BÄREN In der Gegend, die eine Autostunde westlich der Metropole Madrid liegt, sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht. Gredos war und ist noch immer Erholungsgebiet für viele Hauptstädter – ob als Wochenendzuflucht, Sommerfrische oder als Jagdrevier. Ein Umstand, der auch das auch das Etikett von Bernabeleva inspiriert hat, auf dem Diana, die Göttin der Jagd auf einem Bären reitend abgebildet ist. Das Gut (oder finca) blickt auf eine mittlerweile fast hundertjährige Geschichte zurück: 1923 erwirbt der bekannte Madrider Arzt und Politiker Vicente Álvarez Villamil ein weitläufiges Grundstück am Fuße des 1.310 Meter hohen Cerro de Guisando etwas außerhalb von San Martín de Valdeiglesias. Er lässt Weingärten und Olivenhaine anlegen, Obstbäume und Gemüse pflanzen. Er träumt von großen Weinen und betreibt Bernabeleva als Gartenhof, der Besuchern jederzeit Zugang gewährt. Der spanische Bürgerkrieg lässt Vicentes Traum in weite Ferne rücken. Der Wein der gesamten Region verliert zusehends an Bedeutung, Winzergenossenschaften bestimmen fortan das Bild, und immer weiter sinkende Traubenpreise setzen der Branche zu, die bald recht perspektivlos ist, deren Weine in völliger Bedeutungslosigkeit versinken. Aber Totgesagte leben länger! 76 PINWAND no 328 | September 2021
Bernabeleva MADRID SPANIEN WACHGEKÜSST AUS DEM DORNRÖSCHENSCHLAF Im Stillstand und Niedergang finden sich auch immer wieder positive Aspekte, in Gredos wären da zuallererst die alten Garnacha-Reben zu nennen. Da die Region in den Jahrzehnten der Erneuerung nicht zu den hippen und rentablen Spots zählte wurde hier weder in neue Rebanlagen oder gar neue Rebsorten (wie vielerorts) investiert, geschweige in Infrastruktur. Die alten Fincas und ihre ursprünglichen Parzellen blieben, sofern wie nicht verfielen und verwilderten vielfach erhalten, so auch bei Bernabeleva. Die Nachkommen von Vicente erhielten die Finca über lange Jahre ohne Ziel aus Sturheit, ein Glückfall für den Urenkel des Gründers Juan Diez Bulnes. Juan, selbst erfolgreicher Architekt mit Lebensmittelpunkt Madrid, war Anfang der 2000er-Jahre fest entschlossen, den Traum Vicentes Realität werden zu lassen. Auf der Finca entstand ein modernes Kellereigebäude, und man engagierte mit Raúl Pérez den „Wein-Guru“ überhaupt (der damals wie heute selbst sehr erfolgreich in der Region mitmischt, u. a. bei Viñedos del Jorco), um den Neuanfang beratend zu begleiten. Neben den heute fast 100-jährigen Parzellen wie Viña Bonita, Carril del Rey und Arroyo del Tórtolas waren die Personalentscheidungen der ersten Stunde die Garanten für den Erfolg. Marc Isart war vom Start weg eingebunden und ist bis heute dabei, eine Konstante, die heute bei bei aufstrebenden Startups im Weinbusiness eine absolute Seltenheit ist. Und Vicentes Traum von eigenen guten Weinen wurde mit dem Jahrgang 2007 endlich Wirklichkeit. DAS TAGEWERK Zur ursprünglichen Finca gehörten 400 Hektar Land, ein Teil davon stand schon immer unter Reben. Heute bewirtschaftet man bei Bernabeleva 35 Hektar Rebfläche, die komplett biodynamisch bewirtschaftet werden. Star der Region und des Hauses ist die rote Garnacha, daneben wird mit Morenillo eine weitere rote und rare autochthone Rebsorte kultiviert. Bei den weißen Sorten spielt Albillo Real die erste Geige, desweiteren arbeitet man hier mit Macabeo, Garnacha Blanca, Garnacha Grís, Moscatel de Grano Menudo und Malvar. Selbstverständlich ist hier extrem viel Handarbeit gefragt, die alten Parzellen in Buscherziehung lassen auch keinen großflächigen Einsatz von Maschinen zu. Auch die Bodenbearbeitung erfolgt meist mit der Hacke, zuweilen unterstützt durch den Einsatz von Arbeitspferden. Die Begrünung der Flächen wird mühselig mehrfach im Jahr von Hand zurückgeschnitten. Rebalter, Pflanzdichte und Klima machen in diesen Breiten viel Arbeit, der Ertrag ist vergleichsweise gering, dafür aber umso spektakulärer. DAS VIELZITIERTE NICHTSTUN Besonders die Ernte der „Diva“ Garnacha ist in diesem kontinentalen Klima in den höchsten Lagen von Bernabeleva (800- 1.000 Meter) nicht eben einfach. Bereits Ende August hat die Rebe die volle alkoholische Reife erreicht, die Moste weisen dann ein hohes Potenziale von bis zu 15,5 Vol.-% auf. Allerdings ist dann die phenolische Reife (grob gesagt: die Herausbildung von Tannin, Farbe und Geschmack) noch nicht ganz abgeschlossen. Die Suche nach der Balance wird so zu einer echten Herausforderung. Die Marc allerdings sehr bald (und immer wieder) gemeistert hat. So arbeitet er mit sehr langen Maischestandzeiten in offenen Bütten. Zwischen 30 und 90 Tagen dauert diese „Beautybehandlung“, bei der er allerdings auf remontage und pigeage verzichtet, die Extraktion geschieht hier so sanft wie bei einer japanischen Teezeremonie. Für den weiteren Ausbau kommt der werdende Wein in möglichst gebrauchte, großformatige Fässer um jegliche Dominanz des Holzes zu vermeiden. Auch hier versucht Marc nach Kräften ohne bâtonnage auszukommen, seine Weine sollen sich vertikal-tief und nicht etwa horizontal-breit entwickeln. Fast überflüssig zu erwähnen, dass den Weinen von Bernabeleva praktisch keine Additive zugesetzt werden. Zudem bleiben sie unfiltriert und werden mit nur einer minimalen Schwefelgabe konserviert. EN FÍN ODER ZU GUTER LETZT Marc hat mit seinen Weinen bei Bernabeleva nicht nur Gredos zurück ins Jetzt geholt, sondern einen Weinstil miterfunden und geprägt. Zudem hat er der alten Dame Garnacha wieder eine Bühne gegeben, auf der sie heller strahlt denn je. Heute kommen die besten Garnachas des Landes definitiv aus Gredos, nicht wenige Insider behaupten, es seien sogar die besten der Welt! 77
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