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PINwand Nr. 326

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Weinmailing Ausgabe Juli 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND RHEINHESSEN

DEUTSCHLAND RHEINHESSEN Battenfeld-Spanier MÖLSHEIM RIESLING 1. LAGE TROCKEN, 2020 (BIO) Kalk und die kühlen Einflüsse des Donnersbergmassivs prägen diesen kraftvollen Ortswein © Battenfeld-Spanier DRH021320 Mölsheim Riesling 1. Lage, trocken 2020 12% Vol. 30,00 €/l 22,50 € DE-ÖKO-039 Wenn Hans Oliver Spanier über seine beiden Premier Crus, die Ortsrieslinge „Hohen-Sülzen“ und „Mölsheim“, spricht, dann vergleicht er den „Hohen-Sülzen“ gerne mit einem Minnesänger, der zu Füßen einer adligen Dame ein Lied singt, während für ihn der „Mölsheim“ der strenge, kraftvolle und stolze (und wenig minniglich gesinnte) Ritter ist. Obwohl beide Weine im Prinzip während ihrer Entstehung komplett gleich im Weinberg wie im Keller behandelt wurden – also biodynamische Weinbergarbeit, gleiche Pressung, Spontanvergärung, Ausbau auf der Feinhefe im Stück- und Doppelstückfass, Restzucker von 3 Gramm und mit 7,5 Gramm lediglich ein halbes Gramm mehr Säure, wird der Unterschied schon im ersten Moment klar. Dieser „Ritter“ wirkt kühler, auch distanzierter, rauchiger, steiniger und kräutriger. Das liegt an den recht hoch gelegenen Weinberglagen, die unter direktem Einfluss der kühlen Winde stehen, die vom Donnersbergmassiv herüberwehen. „Darüber hinaus verjüngt sich hier das Zellertal, und die Winde werden wie bei einer Düse durch das Tal gepresst. Kühlere Tagestemperaturen sowie extrem kurze Abtrocknungsperioden nach Regenfällen sind die Folge“, erklärt Hans Oliver, „und die Reben des Mölsheim-Rieslings wurzeln im nackten Kalkfels, der hier nur von einer dünnen Schotterauflage bedeckt ist. Die Arbeit im Weinberg ist mühsam, und jedes Jahr müssen wir Unmengen von Kalksteinen abtragen, die förmlich aus dem Weinberg herauswachsen.“ Dieser Kalk und die Kühle drücken sich in dem Riesling Mölsheim in Aromen von Zitronen und eher grünem Steinobst und Renekloden aus, die von Stein, Kräutern und einer warmen Hefenote begleitet werden. Am Gaumen prägt die energetische und vitale Säure den Trinkfluss und die Spannung dieses Weines. Die Frucht wirkt saftig und reif, ist dabei aber hell und glockenklar. Die Säure ist hier wie aus dem Stein gepresst. Mineralität ist dabei das Stichwort, das hier kaum erklärt werden muss, so vibrierend wird der Wein, je länger man ihn im Gaumen behält. Wie eine Batteriespannung durchdringt sie den Wein. Dabei bleibt dieser aber immer auf der saftig reifen und eleganten Seite, wozu auch das cremige Mundgefühl beiträgt, das den Riesling bis ins lange Finale prägt. Man spürt hier schon sehr deutlich das Kühle, das Rauchige, das Mysteriöse, das typisch ist für das Große Gewächs vom Zellerweg am Schwarzen Herrgott. Hier ist es früher fühl- und schmeckbar und offener, besitzt aber Potenzial für die nächsten zehn Jahre. Dieser Riesling aus Erster Lage besitzt ein Potenzial bis 2030 und darüber hinaus. 36 PINWAND no326 | Juli 2021

Battenfeld-Spanier RHEINHESSEN DEUTSCHLAND DE-ÖKO-039 KIRCHENSTÜCK RIESLING GROSSES GEWÄCHS, 2020 (BIO) Die ganz feine Schule: Grazie und Anmut „Der Wonnegau war im Jahrgang 2020 bestens versorgt!“ – H. O. Spanier DRH020220 Kirchenstück Riesling GG, 2020 12,5% Vol. 64,00 €/l 48,00 € DRH020220M Kirchenstück Riesling GG, 2020 MAGNUM 12,5% Vol. 69,33 €/l 104,00 € Das Hohen-Sülzener Kirchenstück ist eine Paradelage, die bereits vor dem 30-jährigen Krieg Erwähnung fand. Sie befindet sich im nördlichen Hohen- Sülzen, oberhalb der Sankt-Mauritius-Kirche. Anders als das berühmte Pfälzer Kirchenstück, ein Paradeweinberg unserer Freunde von Von Winning, ist diese gleichnamige rheinhessische Lage unter den Großen Gewächsen vielleicht eher Kennern bekannt und noch so etwas wie ein Geheimtipp. Wahrscheinlich auch, weil es neben H. O. Spanier kein weiteres VDP-Zugpferd der Region gibt, das derartig hohe Qualitäten aus dieser genialen Lage zaubert? Denn jedes Jahr sind wir verblüfft von der Grazie, welche dieser Riesling ausstrahlt. Hier stehen die Reben auf einer weichen, kalkhaltigen Steinauflage, die eine gute Nährstoffversorgung hergibt, haben darunter aber auch einen kalkhaltigen Unterboden. Mit nur leichter Hangneigung von ca. 15%, die für eine gute Durchlüftung sorgt, bestehen hier ähnliche Bedingungen wie in besten Grand Cru-Lagen im Burgund. Auch ein Grund, warum Battenfeld-Spanier in diesem Gewann auch noch einen Spätburgunder erzeugt. In seinem zweibändigen Opus „Die Welt als Wille und Vorstellung“ widmet sich Arthur Schopenhauer intensiv den Künsten, die ihm als Ausweg, als temporäre Loslösung des Menschen vom naturgegebenen Willen und deren Leiden dienen. Ein wunderschöner Abschnitt über die Grazie prägt unseren Gedanken vom Kirchenstück. Dort heißt es: „Die Grazie besteht, dem Gesagten zufolge, darin, daß jede Bewegung und Stellung auf die leichteste, angemessenste und bequemste Art ausgeführt werde und sonach der rein entsprechende Ausdruck ihrer Absicht, oder des Willensaktes sei, ohne Überflüssiges, was als zweckwidriges, bedeutungsloses Handtieren oder verdrehte Stellung, ohne Ermangelndes, was als hölzerne Steifheit sich darstellt. Die Grazie setzt ein richtiges Ebenmaaß aller Glieder, einen regelrechten, harmonischen Körperbau, als ihre Bedingung, voraus; da nur mittelst dieser die vollkommene Leichtigkeit und augenscheinliche Zweckmäßigkeit in allen Stellungen und Bewegungen möglich ist: also ist die Grazie nie ohne einen gewissen Grad der Schönheit des Körpers.“ in Subskription, Auslieferung ab September 2021 Beim Kirchenstück dreht sich alles um perfekte Proportionen und Grazie. Die feine Nase, welche nur in minimalen Andeutungen Frucht zeigt, viel mehr vom Duft nach frischer Hefe, Kreidestaub und Minze geprägt ist, dadurch ähnlich puristisch wie ein Blancde-Blanc-Champagne ausfällt, ist zelebrierter Minimalismus. Am Gaumen scheint das Große Gewächs zu schweben, gleitet stilvoll über den Gaumen, ohne Fehltritte, ohne Abschweifungen. Ein animierender Nachhall sorgt für den Eindruck von Schwerelosigkeit und Frische. Das Kirchenstück hat im Schnitt über 35-jährige Reben. Sie liefern das Grundgerüst, in Verbindung mit den kalkigen und im Jahrgang 2020 gutversorgten Böden und somit die notwenige Struktur des Weins um graziöse Ausstrahlung zu vermitteln. „2020 ist war der dritte trockene Jahrgang in Folge, trotzdem gelang es und die Winterniederschläge zu konservieren, gut über den Sommer zu kommen. Die Nachttemperaturen waren dieses Jahr sehr niedrig, was die Säure in den Trauben konservierte. Das war der Vorteil! Was die Reben überforderte, zu viel war, nahmen wir aus den Wingerten, verzögerten den Lesezeitpunkt dadurch bewusst und erhielten tolle Trauben. Schlussendlich war 2020 ein doch eher einfaches Jahr, hier im Wonnegau und Zellertal. Aber auch nach 30 Jahren wird man jedes Jahr aufs Neue überrascht, dass die Säurewerte derartig gut ausfielen, hätte ich auch nicht erwartet.“ so Hans Olivers Resümee. Dieses Großformat, welches im Stück- und Doppelstückfass ausgebaut wurde, hat immer etwas Poliertes an sich, wie feiner und hochglänzender Marmor. Ein Riesling, wie aus einem Guss, glasklar. Das schmeichelt geradezu in seiner Vollkommenheit und Balance, besitzt aber die meisterhafte Eigenschaft in all der Perfektion niemals ermüdend daherzukommen. Der Kalkstein ergibt hier einen kräftigen Typ Riesling mit enormem Spannungsbogen. Dieses Große Gewächs hat ähnlich wie Klaus Peter Kellers Hubacker in den vergangenen Jahrgängen einen Wandel hin zu steigender Subtilität und Spannung durchlaufen. Das wirkt einfach wie aufgeräumt und entschlackt und besitzt die perfekten Proportionen für knochentrockenen und großen Riesling. SUBSKRIPTION GROSSE GEWÄCHSE 37

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