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PINwand Nr. 324

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Weinmailing Ausgabe Juni 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND NAHE

DEUTSCHLAND NAHE Emrich-Schönleber MONZINGER RIESLING KABINETT, 2020 Sehr fein, leicht würzig und zitrisch präsentiert sich dieser charmante Kabinett, den die Schönlebers selbst als „Gute-Laune-Macher“ bezeichnen. DNA041420 Monzinger Riesling Kabinett, 2020 9,5% Vol. 19,86 €/l 14,90 € Die Schönlebers haben absolut Recht, wenn sie ihren Monzinger Riesling Kabinett aus dem Monzinger Niederberg als den „Animateur und Gute-Laune-Macher“ bezeichnen. Ist das nicht die hervorstechendste Eigenschaft dieses Weinstils, des Kabinetts? Gemeint ist die Verbindung von Säure und Süße, die Herausarbeitung von tänzelnder Leichtigkeit, lebendiger Mineralität, einer Verflechtung mit einer gewissen Komplexität, die aber niemals im Vordergrund steht, den Wein aber interessant macht. All das wird erreicht bei weniger als 10 Volumenprozent Alkohol. Es ist immer wieder wunderbar, solche Weine im Glas zu haben. Im Falle dieses Kabinetts stammt die Frucht im Wesentlichen aus dem Monzinger Niederberg, einer Seitenlage mit tiefgründigen Böden und einem langsamen Vegetationsverlauf, der für solch einen Wein einfach ideal ist. Schon im Duft wirkt der Monzinger Kabinett überaus animierend und sehr fein mit Noten von weißen Blüten, ein wenig Muskat, Apfel und Pfirsich. Abgerundet wird das mit einem Hauch von zitrischen Noten und würzigem Schiefer. Am Gaumen haben wir dann den „Animateur“, den saftigen und pikanten Riesling mit dieser wunderbaren Kombination von Süffigkeit und Leichtigkeit, Würze und Frucht, Eleganz und Frische. Zunächst fleischig und saftig, wird der „Monzinger“ zum Finale hin immer würziger und klarer mit purer Frucht und Anklängen von Gestein, mit vibrierender Mineralik und diesem einzigartigen Tänzeln, das nur ein „Kabi“ bietet. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2033+ mit Freude trinken. „FRÜHTAU“ RIESLING, 2020 Das „kleine Frühlingsplätzchen“ bietet einen Platz an der Sonne und zeigt sich in 2020 von bestechender Schönheit! DNA040620 „Frühtau“ Riesling trocken, 2020 12,5% Vol. 23,33 €/l 17,50 € Es dürfte Generationen von ehemaligen Schülern geben, denen beim Namen dieses Weines direkt „Im Frühtau zu Berge“ einfällt. Doch nicht das Volkslied stand Pate für den Riesling „Frühtau“, sondern das Frühlingsplätzchen. Denn aus dieser Lage stammt der Wein, der früher auch danach benannt war. Seit es die Qualitätspyramide des VDP gibt, in dem Emrich-Schönleber als eines der renommiertesten Weingüter Deutschlands natürlich Mitglied ist, darf es aber pro Weingut nur noch einen trockenen Wein mit der Lagenbezeichnung geben, um Verwechslungen zu vermeiden. Und das ist in diesem Fall natürlich das „Große Gewächs“. So wurde die „Frühlingsplätzchen Riesling Spätlese trocken“ vor vielen Jahren schon zum „Frühtau“ und reiht sich damit in eine Riege von extrem spannenden und hochwertigen Rieslingen der zweiten Kategorie ein, zu denen ja beispielsweise auch der „Von der Fels“ von Klaus Peter Keller, der „Schiefer- und Vulkangestein“ von Tim Fröhlich, der „Porphyr“ von Daniel Wagner und natürlich Schönlebers „Halgans“ aus dem Halenberg gehören. Dies sind längst begehrte Klassiker; denn sie sind so etwas wie „kleine Große Gewächse“ mit der gleichen DNS wie die „GGs“, nicht ganz so komplex, dafür allerdings auch deutlich günstiger und immer wieder in ihrer Qualität bestechend. Beeindruckt sind wir auch vom 2020er „Frühtau“, der sich komplex und elegant, lebendig und dynamisch präsentiert. Er öffnet sich mit einer saftigen Steinobstfrucht von Pfirsichen und Aprikosen, begleitet von einer Spur Passionsfrucht und gelben Stachelbeeren. Darüber liegen ein wenig Rauch und etwas Kräuterwürze. Das wirkt saftig und fruchtig, aber auch steinig und dicht. Genau das bestätigt sich auch am Gaumen, wo man meint, in frische reife Früchte zu beißen. Wunderbar, wie reif die Frucht ist und wie spannungsgeladen der Riesling trotzdem wirkt. Hier fügt sich schon jetzt alles sehr genau und präzise ineinander, wie von einem Origami-Künstler gefaltet. Und wie ein Origami wirkt der „Frühtau“ filigran und fast schwebend, während man gleichzeitig das Komplexe wahrnimmt. Tatsächlich ist der „Frühtau“ sinnlich und seidig durch den Ausbau im großen Holz. Im Finale dann wird er immer salziger, würziger, steiniger, und man hat das Gefühl, dass der Schiefer und das Rotliegende immer stärker durch diesen fast schwerelos wirkenden Frühlingswein durchschimmern. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2030+ mit Freude trinken. 84 PINWAND n°324 | Juni 2021

Emrich-Schönleber NAHE DEUTSCHLAND © Dieth + Schröder „HALGANS“ RIESLING, 2020 Auf dem Weg vom „Mineral“ zum Halenberg GG findet sich dieser fantastische Riesling! DNA040120 „Halgans“ Monzinger Riesling trocken, 2020 12,5% Vol. 26,00 €/l 19,50 € Wenn es um die passende Betitelung ihrer Rieslinge geht, dann sind die Schönlebers erfinderisch. Beim „Lenz“ und beim „Frühtau“ hat man direkt das Frühlingsplätzchen im Hinterkopf. Beim „Halgans“ ist es natürlich der Halenberg, der da mitschwingt, aber nicht auf dem Etikett auftauchen darf. Weshalb? Weil das Weingut Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist und die sich vor 20 Jahren in die Satzung geschrieben haben, dass es pro qualifizierter Lage immer nur einen trockenen Wein mit dem entsprechenden Namen geben darf. In diesem Fall steht beim „Monzinger Halenberg“ die Lage natürlich auf dem Etikett des Großen Gewächses. Wie gut trifft es sich da, dass der Namensgeber für den Halenberg die Halgans gewesen sein dürfte, eine regionale Bezeichnung für den Kranich. Und tatsächlich bietet der Halenberg eine kleinklimatische Besonderheit; denn über ihm bildet sich regelmäßig eine ausgeprägte Thermik. Vom Aufstieg der warmen Luft über dem Steilhang profitieren nicht nur die Trauben, sondern auch Greifvögel und eben die Halgänse, die sich gerne dort sammeln und in große Höhen schrauben, wenn sie auf ihrem Weg gen Süden sind. Die nach Süden ausgerichtete Lage mit bis zu 70 % Steigung ist ganz sicher eine der besten an der Nahe und in ganz Deutschland, wenn es um trockenen mineralischen Riesling geht. Blauer Schiefer und Quarzit sorgen hier für Stein und Sein – und das nicht nur beim Großen Gewächs, sondern auch in diesem „kleinen Großen Gewächs“, bei dem die Vorlesen und die Beeren aus jenen Parzellen genutzt werden, die es nicht ganz ins „GG“ schaffen. Wenn man die beiden Weine nebeneinanderstellt, muss es ja immerhin noch einen nachvollziehbaren Unterschied geben. Der ist auch vorhanden, aber die DNS ist es auch. Der „Halgans“ 2020 ist ein kraftvoller, erdverbundener, steiniger, druckvoller und zutiefst mineralischer Terroir-Wein. Er ist wirkt kompromissloser als der tänzelnde „Frühtau“, und das nicht nur in der Nase, sondern erst recht am Gaumen. Da zeigt sich das Vibrierende, der Druck, die Kühle des Gesteins in Verbindung mit einer reifen, saftigen Frucht, die aber eher im Hintergrund bleibt zugunsten der dunklen und würzigen Gesteinsnoten und der leichten Salzigkeit, die sich im Finale ergibt. Das ist schon ein ganz schönes Geschoss und im Gegensatz zum kommenden „GG“, das viel Zeit braucht, ein jetzt schon mit Lust trinkbarer Wein. Und dieser Wein fällt auch in diesem Jahr wieder in die Kategorie „Lieblingswein aus Erster Lage“, und zwar zusammen mit Klaus Peter Kellers „Von der Fels“, Tim Fröhlichs „Vom Vulkangestein“ und Daniel Wagners „Riesling vom Porphyr“. Das ist auf diesem Preisniveau einfach Weltklasse. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2030+ mit Freude trinken. 85

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