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PINwand Nr. 323

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Weinmagazin Ausgabe Mai 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND SAAR Van

DEUTSCHLAND SAAR Van Volxem 2020er-Rieslingen auch „fernmündlich“ anzuhören: „Wir haben mit einem wirklich starken Team von Mitte September bis zum 22. Oktober gelesen – und davon waren 36 Tage Regen oder sagen wir mal eher … feucht. Aber insgesamt, und wenn ich mir die Wein so anschaue, war’s fast ein einfaches Jahr! Im Vergleich zu 2019 haben wir es hier mit einer etwas reiferen Säurestruktur zu tun, die Weine sind früh und wunderbar zugänglich – was soll ich sagen – große Lagen, große Weine!“ Und dann gerät er für seine Verhältnisse doch etwas in Schwärmen, vor allem wenn er von der „Energie“ spricht, die in diesen Weinberglagen steckt, deren Botschaft und intrinsische Qualität sich über die alten Rebstöcke schließlich im Wein manifestiert. Und diese Energie, werte Kunden, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, findet sich schon in den vermeintlich „kleinen“ Weinen von Van Volxem wieder, ganz gleich ob aus sie aus eher kühleren oder wärmeren Lagen stammen. Es sind, wie wir an dieser Stelle schon beschrieben haben, allesamt Unikate einer weltberühmten, kleinen, umso feineren Region. Heimatweine mit Herz und Seele, „Weinoriginale“ mit einer unverwechselbaren Identität: die Essenz ihrer legendären Lagen! Diese Ausgangssituation war es, die Roman Niewodniczanski, jüngster Spross einer der bekanntesten Bierbrauerdynastien Deutschlands und begeisterter Liebhaber großer Weine aus aller Welt, reizte. Aus dieser Leidenschaft genährt und der Liebe zu dem kleinen, aber spektakulär schönen Anbaugebiet der Saar mit eben jenen der Steillagen, nahm seine Vorhaben Gestalt an. Roman kauft im Jahr 2000 einen der traditionsreichsten, berühmtesten Betriebe. Ein ehemaliges Klosterweingut im historischen Zentrum von Wiltingen, der bedeutendsten Weinbaugemeinde der Saar, das Konkurs anmelden musste und dessen klangvoller Name einst enorme Strahlkraft besaß: Van Volxem – mit Besitz in den legendären Kernparzellen der renommiertesten Lagen und Hüter eines besonderen Schatzes: uralte, zum Teil wurzelechte Rebstöcke auf skelettreichen, aber äußerst unterschiedlichen Schieferböden – ein weltberühmtes Terroir, das bereits seit der preußischen Lagenklassifikation von 1868 zur Klasse höchster Bonität (sprich Grand-Cru-Lagen) gehört! Um 1900 war Van Volxem ein Top-Weingut mit Spitzenpreisen, wie sie damals nicht einmal für große Bordeaux und Champagner bezahlt wurden. Im Jahr 2000, also 100 Jahre später, beginnt Roman Niewodniczanski mit der äußerst harten handwerklichen Arbeit in den Wingerten und einer denkmalgerechten Restaurierung der Gutsgebäude. Das Traditionsbetrieb wird renoviert, in den hoch und extrem steil über der Saar liegenden Weinbergen werden Böden aufgelockert und Unmengen von Humus eingebracht. Diese Maßnahme dient der Erhöhung der Wasserhaltekraft und der Vitalisierung der Böden: Die Mikroorganismen kehren infolge der biodynamischen Wirtschaftsweise zurück – im Gegensatz dazu ist mit chemischem Dünger und Pestiziden behandelter Weinbergboden fast so tot wie Saharasand! Aufwändige Laubwerksarbeiten an den wertvollen Rebanlagen mit ihren tief ins Mineralreich wachsenden Reben werden zur Selbstverständlichkeit. Niedrigertragsreben aus genetisch wertvollstem Material werden hinzugepflanzt, die Pflanzdichte selbst drastisch erhöht. Eine massive Ausdünnung der Trauben führt dazu, dass die völlig unterschiedlichen Mineralien des je nach Parzelle differierenden Grau-, Blau- und Rotschieferanteils ebenso wie die der Feinerde- 62 PINWAND °323 | Mai 2021

Van Volxem SAAR DEUTSCHLAND und Grauwackeanteile in jedem einzelnen Wein stilistisch deutlich schmeckbar und damit sinnlich erfahrbar werden. Natürlich profitieren die Reben auch vom relativ kühlen Klima ihres nördlichen Anbaugebietes, das 50 bis 100 Meter höher liegt als die Spitzenlagen der Mosel und zudem in unmittelbarer Nähe zu den Mittelgebirgen Hunsrück und Eifel. Denn bei den großen Rieslingen der Saar, die ihren Weltruf bei aller Komplexität und Kraft insbesondere ihrer unvergleichlichen Finesse, Eleganz und Filigranität verdanken, garantieren die großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sowie die lange Vegetationsperiode von bis zu 160 Tagen von der Blüte bis zur Vollreife der klein- und lockerbeerigen Trauben (optimales Verhältnis der die Inhaltsstoffe beherbergenden Haut zum Saft), dass sie ihre komplexen Aromen langsam ausreifen lassen können. Der Riesling, diese uralte Rebe, trotzt in dieser Zeit mit seiner schier unglaublichen Vitalität allen Wechselfällen des Wetters wie Kälte und Regen, Hitze und Trockenheit und transformiert mit seinen bis zu mehr als 10 Meter tief in die Felsböden reichenden Wurzeln den Eigengeschmack der unterschiedlichen Schieferarten in die vollreifen Trauben. Unsere Kunden wissen längst, dass Roman seinen Trauben stets viel Zeit lässt, ihre volle physiologische Reife zu erlangen. Sehr spät wird extrem selektiv in mehreren Durchgängen geerntet, die Spitzenlagen zumeist erst im November, und im Keller wird nochmals penibel auf einem Laufband selektiert. Und hier merkt man, wie prägend doch das Kleinklima ist und auch, dass eben Mosel, Saar und Ruwer drei eigenständige Untergebiete sind. So hart die handwerkliche Arbeit Jahr für Jahr in den geradezu gnadenlosen Steillagen der Saar auch sein mag, so sensibel geht der Ausbau im Keller vonstatten. Dominik Völks immenser Aufwand in Weinberg und Keller, seine akribische Sorgfalt im Detail, seine Liebe bei der täglichen Arbeit kulminieren (einmal mehr!) in einer sensationell schönen Kollektion! Und der nächste große Schritt ist vollendet. Roman Niewodniczanski läutet eine neue Ära an der Saar ein! Mit dem Neubau der Weinmanufaktur Van Volxem ist eine über dreijährige Bau- und Planungsphase zu Ende gegangen. Vor uns liegt ein Weingut, wie es nicht nur an der Saar, sondern europaweit Maßstäbe setzt. Es ist sicherlich eines der größten baulichen Projekte der Weinwelt mit großer Strahlkraft für die gesamte Region. Der architektonisch sehr gelungene Neubau bietet Kellermeister Dominik Völk ein Experimetierfeld, das seinesgleichen sucht. Hoch über der Saar, umgeben von einigen der steilsten Weinlagen der Welt, thront das Gebäude, das Romans enorm hohen Anspruch an sich selbst symbolisiert. Hier kann Dominik frei von logistischen Zwängen unter idealen Bedingungen arbeiten („Qualität ist … noch besser arbeiten zu können.“). Ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zu den großen Weinen. Dabei wurde penibel darauf geachtet, dass sämtliche Prozesse mittels Schwerkraft ablaufen, sodass das Traubenmaterial äußerst schonend verarbeitet werden kann. Glanzstück ist der große Fasskeller mit Fässern aus dem Holz familieneigener Eifeler Eichen. Hier entstehen zukünftige Saar-Legenden, sind möglicherweise schon enstanden. Willkommen in der Renaissance und Zukunft der Saar und herzlichen Glückwunsch dem Visionär Roman Niewodniczanski, herzlichen Glückwunsch dem Macher Dominik Völk! Ihr habt das Traditionsgut binnen eines Jahrzehnts gemeinsam in qualitativ neue Sphären katapultiert! 63

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