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PINwand Nr. 323

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Weinmagazin Ausgabe Mai 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

ÖSTERREICH & UNGARN

ÖSTERREICH & UNGARN Weninger AT-BIO-402 „RÓZSA PETSOVITS“, ROSÉ 2020 (BIO) Rosé oder leichter Rotwein? OBL070820 „Rózsa Petsovits“, rosé 2020 Diam 12% Vol. 13,06 €/l 9,80 € Die ewige Frage nach der Henne und dem Ei. Handelt es sich beim „Rósza Petsovits“ eigentlich um einen Rosé? Oder ist’s schon ein Rotwein? Für Petra und Franz Weninger wohl eine hypothetische Frage, denn was wirklich wichtig ist: Der Wein muss schmecken! Wer einen mit Reinzuchthefen und im Stahltank ausgebauten, zuvor kaltvergorenen Rosé-Sommer-Wein erwartet, der … braucht nicht mehr weiterzulesen, denn den gibt’s hier nicht. Bei Weningers Rosé könnte man eher von einem ultrazarten Rotwein in Leichtbauweise, den man im Sommer gerne gut gekühlt genießt sprechen. Die Cuvée aus Syrah, Pinot Noir und Sankt-Laurent – übrigens nach der Großmutter des Herrn Franz benannt – verdankt ihre für einen Rosé ungewöhnlich tiefe Farbe dem Pressvorgang sowie der spontanen Vergärung des Weins im Eichenfass. Acht Monate verweilt der Wein hier im Schnitt, bis ihn der Winzer auf die Flasche zieht. Dieser unfiltriert abgefüllte, fast hefetrübe Aromen-Jongleur roter Früchte und feiner Gewürze duftet herrlich nach Johannisbeeren, Hagebutten und Minze. Es ist ein kerniger Rosé, dessen stoffigen Tannine für Struktur sorgen. Würzigkeit durch einen bewusst zart oxidativen Einschlag ist hier zentrales Thema. Saure Beeren, Orangenschalen, Kräuter und frisch geschroteter Pfeffer tauchen auf. Der Verzicht auf starke Schwefelung sowie Filtration weckt etwas Unverbrauchtes und fast „Verruchtes“ im Wein. Das hat Charakter und zeigt Kante, möchte bewusst nicht jedermann gefallen. Eine Eigenschaft, die man bei Roséweinen üblicherweise nicht vorfindet. Daher ein kleiner Warnhinweis: Vorsicht, könnte Weltbilder ins Wanken bringen! © Nicole Heiling PS: Die Trauben für die Cuvée „Rósza Petsovits“ stammen aus Österreich und aus Ungarn – eine nicht nur geschmackliche Bereicherung, sondern auch ein „Stückerl“ Historie, Weltanschauung und gelebte europäische Einheit im Glas. Ab sofort, gerne auch einmal zwischen 10–12 °C genießen, der Rosé profitiert von höheren Temperaturen und auch etwas Belüftung im Glas. 34 PINWAND °323 | Mai 2021 © Gerhard Wasserbauer © Bortarsasag

Weninger ÖSTERREICH & UNGARN © Franz Weninger Biodynamie wird im Weingut Weninger seit 2005 großgeschrieben! FEHÉRBURGUNDI, WEISS 2018 (BIO) Dieser Weißburgunder ist das Bekenntnis der Weninger zum weißen Naturwein. OBL070718 Fehérburgundi, weiß 2018 Diam 12% Vol. 16,00 €/l 12,00 € AT-BIO-402 Der „Soproni Fehérburgundi“ – so heißt der Wein mit vollem Namen – stammt aus den ungarischen Lagen des Weinguts Weninger. Diese Lagen, die man ebenso wie die burgenländischen auf der österreichischen Seite unweit des Neusiedler Sees findet, unterscheiden sich von diesen in ihrem Boden und dem Mikroklima deutlich. Die Lage Frettner, aus der dieser „Fehérburgundi“ („Weißburgunder“) stammt, ist von Parabraunerde und verwittertem Schiefergestein geprägt. Franz Reinhard Weninger hat diesen Weißburgunder zu seiner weißen Naturwein-Visitenkarte gemacht. Er wollte aus der Sorte einen tonischen und lebendigen Wein erzeugen – und das ist ihm sowas von gelungen! Das Leben, die Lebendigkeit, die in den Weinbergen steckt – seit mehr als einem Jahrzehnt werden sie biologisch, seit einigen Jahren sogar biodynamisch bewirtschaftet – auch in der Flasche zu zeigen, ist eines der erklärten Ziele des Winzers. Beim „Fehérburgundi“ hat er entsprechend minimalistisch agiert und keinen zusätzlichen Schwefel eingesetzt. Denn das hätte den Wein kolossal verändert. Die Betäubung, die der Schwefel bei einem Wein hinterlässt, fehlt hier also völlig. So ist denn der Weißwein auch vom ersten Moment an präsent und präzise. Er duftet nach Hopfensprossen mit Limette, einer Frühlingswiese mit weißen und gelben Blüten, nach Stein, der gerade dem Sommerregen ausgesetzt war und nach einem Hauch von Zitronengras und Melisse. Am Gaumen findet der Wein schnell seine Balance aus heller Frucht und einer markanten Säure, die ihn regelrecht „nach vorne“ schiebt, dabei aber seidig bleibt und eine ganz feine Textur bietet. Der „Fehérburgundi“ wirkt unglaublich vibrierend und lebendig, tonisch wie ein Tonic Water, aber ohne die Süße. Stattdessen zeigen sich hier Reste von Hefe, wieder dieses Aroma von Hopfen und dazu eine feine Salzigkeit, die ja per se schon appetitanregend ist und den Trinkfluss fördert. Was bei diesem so hellen, frischen, lebendigen und gleichzeitig durchaus eleganten Wein zusätzlich begeistert, ist die Entwicklung, die er über Tage, ja über eine Woche hinweg durchläuft, denn anstatt irgendwann „schlapp zu machen“, wie viele Weine, wird der „Fehérburgundi“ immer purer und balancierter, besitzt selbst nach einer Woche noch einen ganz feinen Anteil an Gärkohlensäure. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2026 mit Freude trinken. TONISCH HOCH ZWEI. 35

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