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PINwand Nr. 323

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Weinmagazin Ausgabe Mai 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH SÜDLICHE

FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE Saint Cosme © Werner Richner CROZES-HERMITAGE, ROUGE 2019 „Smoking good Crozes-Hermitage”, schreibt Jeb Dunnuck und vergibt 92 bis 94 Punkte! FRS071519 Crozes-Hermitage, rouge 2019 14,5% Vol. 29,20 €/l 21,90€ Louis Barruol hat das Glück, einige der wirklich guten, in ihrer Güte recht variablen Lagen von Crozes-Hermitage zu besitzen. Und zwar sind das Lagen wie in Gervans und Erôme, deren Granit-Böden qualitativ gar nicht so weit vom Hermitage-Weinberg entfernt sind. Dort stehen alte Syrah-, oder besser gesagt Serine- Stöcke, also diese uralte Syrah-Variante (je nach Quelle ein lokaler Klon, eine Art Vorläufer bzw. sogar eine eigene Rebsorte – wobei letzteres vermutlich völliger Humbug ist). Die Trauben wurden nach der Handlese weitgehend entrappt, langsam vergoren und über zwölf Monate hinweg in zu 20 % neuen, zu jeweils 40 % einjährigen und zweijährigen Barriques ausgebaut. Die Qualität des 2019er Crozes Hermitage ist phänomenal, und das nach einem 2018er, von dem Barruol meinte, es sei sicher der beste, den er je gemacht habe. Für uns liegt 2019 noch darüber und für Jeb Dunnuck wohl auch. Er hat ihn aus dem Fass probiert und ihm 92 bis 94 Punkte gegeben, was sehr viel für einen Crozes-Hermitage ist. Aber es sagt eben auch viel über die neue Wertschätzung der Lage aus, zumindest wenn sie von einem hervorragenden Winzer bewirtschaftet wird, was hier – wie könnte es auch anders sein? – der Fall ist. Der Syrah duftet ganz klassisch und sehr einladend nach Brombeeren, Kirschen, Speckpflaumen und Speckdatteln mit Pfeffer und Bouquet garni, nach noch junger Hefe und abgehangenem Rindfleisch, nach einem kleinen Hauch von Nelke und Weihrauch sowie nach altem Holz. Am Gaumen ist dieser Wein noch unterentwickelt, noch zu jung, aber man kann mit Luft und Zeit sehr schön seine Anlagen erkennen. Saftig und knackig frisch wirkt die reife Brombeer- und Kirschfrucht. Am Gaumen ist das Tannin noch sehr dominant und raumgreifend, es zeigt aber schon eine gewisse Reife und wird mit der Zeit herrlich mürbe werden. Die Hefe ist auch noch präsent und untermalt die dunkle Frucht, durch die sich eine lebendige Säure zieht. Zum Schluss erhascht man einen Hauch von kandierten Veilchenblüten. Das ist exzellent und in seiner Klasse nahezu unschlagbar! Man kann diesen Wein jetzt schon genießen, richtig gut aber wird er ab etwa 2022 oder 2023–2033. 14 PINWAND °323 | Mai 2021

Saint Cosme SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH GIGONDAS, ROUGE 2019 (BIO) „Rich, powerful, concentrated style“ (Jeb Dunnuck) Ein wunderbar mächtiger, bemerkenswert frischer Gigondas! 93–95 Punkte: „Die 2019er sind auf einem anderen Niveau, und ich wette, dass das ein weiterer ganz besonderer Jahrgang dieses Weinguts ist. Das sind durch die Bank wunderschöne Weine – von denen ich jede Menge in meinem Keller habe!“ – Jeb Dunnuck FRS070519 Gigondas, rouge 2019 15,5% Vol. 46,00 €/l 34,50 € FR-BIO-01 „Man lernt nie aus“ – für Louis Barruol bestätigt sich für den trockenen, recht heißen Jahrgang 2019 (sogar noch etwas heißer als der anfänglich recht verregnete 2018er) das geflügelte Wort. Und manche Fragen bleiben unbeantwortet, die Zusammenhänge ein echtes Mysterium. „Warum haben die außergewöhnlichen Trauben im Jahr 2005 keinen großen Jahrgang hervorgebracht? Und warum haben die großen Erträge 1990 wider Erwarten sehr große Weine hervorgebracht?“ Auch dem 2019er scheint ein Geheimnis zu bergen, reiht sich „in diese Linie der großen rätselhaften Jahrgänge“ ein. Der gute Louis Barroul kann sich nicht erklären „warum die Reben bei diesem trockenen Sommer keine Anzeichen von Trockenstress gezeigt haben“, ihm ist es schleierhaft, „warum die Weine so frisch und so ,luftig-zart‘ sind“. Und wieder einmal spielt das (immer wieder zu Recht hinterfragte) Phänomen der „Übersetzung“ eines Terroirs eine Rolle. Seiner Meinung sind Präzision und (Un-)Veränderlichkeit dieser „Übersetzung“ umso deutlicher, je hervorragender die Qualität des Terroirs. „Hervorragend“ (oder „groß“) bedeutet hier vor allem „komplex“ – was „ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität zu sein scheint“, wobei diese Komplexität nicht als „schwierig“ zu verstehen ist. Damit wird das wesentlich höhere Potenzial des Terroirs zum Ausdruck gebracht, um große Weine hervorzubringen. „Dazu muss man sie jedoch verstehen und richtig zur Geltung bringen. Es gibt daher keine großen Terroirs ohne die Menschen, die ihnen zu ihrem großartigen Ausdruck verhelfen.“ Was Louis mit bewundernswerter Konstanz und Schlüssigkeit mit seinen Weinen Jahr für Jahr beweist! Die klassische GSM(+C)-Cuvée (wie im letzten Jahr auch 70 % Grenache, 14 % Syrah und 15 % Mourvèdre sowie 1 % Cinsault), als Ganztraube inklusive Rappen und natürlich spontan vergoren, wurde in klassischen, zum Teil neuen Barriques und im Betontank ausgebaut. Die von Jeb Dunnuck als „reichhaltig, kraftvoll, (…) und konzentriert“ beschriebene Stilistik des Weins lässt es keinen Moment lang an Eleganz und echter Größe jenseits der tatsächlich evidenten Mächtigkeit fehlen (die 15,5 Vol.-% auf dem Etikett sind schon eine Ansage, am Gaumen allerdings mehr als willkommen – was sind schon Zahlen, werte Kunden, wenn man sein Metier so beherrscht wie Monsieur Louis ?). Im Duft mehr schwarze als rote Beeren (Brombeere, Cassis, aber auch Himbeere), ein schönes Quantum frisch geschroteten schwarzen Pfeffers von einer zarten Toast- bis Röstnote zart gerahmt. Dann auch (wie alles bei diesem Wein „dicht gepackt“) eine bemerkenswert großartig „funktionierende“ Kombination aus Teerosen, Teer und Lakritz, wieder Beeren (Holunder vorneweg, dann aromatische Walderdbeeren) und eine ätherisch-balsamische fast rauchige Minze. Am Gaumen dann dunkle, reife Pflaumen, wieder etwas Cassis, frische und getrocknete Feigen, pfeffrig-würzige Garrigue und dichte, samtig-griffige Tannine, durch die sich eine präzise, die Reife und Konzentration dieses Weins wunderbar kontrapunktierende Säure zieht, die diesem prachtvollen Gigondas trotz seiner Üppigkeit bis in den enorm langen Nachhall hinein, eine fast mineralisch vibrierende, leicht salzige Frische verleiht. Wir sind, wie so oft schon, von diesem Gigondas restlos begeistert! Wozu ins benachbarte Châteauneuf-du-Pape schweifen, wenn das Schöne – Finesse, Kraft, Komplexität und Balance – doch so nahe liegt? Wir bleiben hier, denn das ist – wieder einmal – einfach immens! Schon jetzt (entsprechend belüftet) ein großes Vergnügen. Noch besser: Gelassen bleiben und erst in den nächsten 3–5 Jahren öffnen. Bis 2038+. 94 Punkte DECANTER 17 Punkte JANCIS ROBINSON 15

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