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PINwand Nr. 321

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Weinmailing Ausgabe März 2021- Quantensprung in Gigondas Feinheit, Eleganz, Reintönigkeit - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

SPANIEN CEBREROS Jorco

SPANIEN CEBREROS Jorco „LAS ENEBRADAS“ DOP CEBREROS, TINTO 2017 Gipfelstürmer auf Granit und einem Hauch Schiefer SCE020317 „Las Enebradas“ DOP Cebreros, tinto 2017 13,5% Vol. 53,33 €/l 40,00 € 93 Punkte WINE ADVOCATE Wie schon erwähnt, war 2017 für die Winzer der Sierra de Gredos kein ganz einfaches Jahr, in gleich zweifacher Hinsicht – so möchte man meinen – auch für das „Viñedos del Jorco“-Trio. Die klimatischen Umstände von 2016 wollten es so, dass der andere Top-Wein der Bodega „El Jorco – Vino de Familia“ nicht produziert werden konnte, und daher der „Las Enebradas“ in Teilen aus den Parzellen des „Familienweins“ stammte. Was dem Wein aber zum Vorteil gereichte, denn das Profil des 2016ers war schlicht berückend: Luis Gutiérrez, dem der Wein überragende 95 Punkte wert war, schwärmt von einem „ätherischen, fahlen, verführerischen“ und fast untypischen Wein, der seinerzeit mit gerade einmal 12,5 % Alkohol auf die Flasche kam, nachdem er in einer alten Amphore und einem gebrauchten Barrique spontanvergoren wurde, dann in einem brandneuen 500-Liter-Fass aus französischer Eiche ganze 18 Monate ausgebaut wurde. Eindeutig ist nun, was sich nicht reproduzieren lässt: nicht das wettertechnisch komplett anders verlaufene Jahr, nicht die Trauben (denn diesmal soll es ja einen „El Jorco – Vino de Familia“ geben), nicht das Terroir. Was also ist zu erwarten? Einen wichtigen Hinweis gibt das Etikett, auf dem sich neben (genauer: unter) dem Namen des Wein auch noch das vermutlich vollkommen unbekannte Wort „Navatalgordo“ erkennen lässt. Navatalgordo ist eine kleine Gemeinde in der Provinz Ávila (also in Castilia y León), die auf sage und schreibe 1.262(!) Metern Höhe liegt. Hier haben die Weinberge einen ganz anderen, einen ganz speziellen Charakter als etwa die, die fast an Burgohondo angrenzen, wo es ziemlich warm werden kann, die Weine dann enstprechend runder, großzügiger, aj fast üppiger ausfallen können. Aber in den höher gelegenen Parzellen im Norden, wie dem Paraje El Tamboril, in dem Comado G arbeitet, oder dem El Cerro del Brujo aus dem neuen Projekt Alto Horizonte auf 1.120 Metern Höhe, liefern diese deutlich extremeren Weinberge enorm straffe Weine mit große Spannung und einer kühlen, fast strengen Mineralität: Textur- und Strukturweine par excellence! Und das ist genau das, was uns der 2017er „Las Enebradas“ aus Navatalgordo liefert: ein betörend frischer, feiner Wein mit grandiosem grip, der zur Hälfte als Ganztraube spontan vergoren wurde, dann im gebrauchten 500-Liter-Eichenfass aus französischer Eiche etwas über ein Jahr ausgebaut wurde. Luis Gutiérrez erklärt, dass die Weine aus Navatalgordo eine andere Textur, eine andersgeartete feine Zeichnung und besondere Finesse aufweisen, was durch die kühlen sandigen Granitböden und (wie kaum anders zu erwarten) die höheren Lagen (auch wenn die Reben hier nach Süden ausgerichtet sind) bedingt wird. Der „Las Enebradas“, von dem im August 2019 gerade einmal 570 Flaschen abgefüllt wurden, kann alles! Intensive florale Noten, deutlich weniger kontinental als mediterran, dafür umso rauchig-mineralischer getönte Aromen von Himbeeren, Blaubeeren, Kirschen, Blutorangen und Lavendel- und Lakritzpastillen. Am Gaumen ungemein elegant, strahlend saftig, mit einer geradezu inspirierend präsenten Säure, die Tanninstruktur subtil engmaschig, immer in ausnehmend schöner Balance mit Frucht und Mineralität – das ist Cebreros, das ist Garnacha von einem anderen Stern! Ab sofort zu genießen, profitiert von einem größeren Glas, grandios ab Tag 2. Bis sicherlich 2026+. 84 PINWAND °321 | März 2021

Jorco CEBREROS SPANIEN 92 Punkte WINE ADVOCATE „EL JORCO – VINO DE FAMILIA“ DOP CEBREROS, TINTO 2017 Gredos, Granit und Garnacha 4 SCE020417 „El Jorco – Vino de Familia“ DOP Cebreros, tinto 2017 14% Vol. 53,33 €/l 40,00 € Der 2017er „El Jorco – Vino de Familia“ (auch hiervon gibt es leider nur 600 Flaschen, die im August 2019 gefüllt wurden) stammt aus einem über 100 Jahre alten Weinberg (was bedeutet, dass hier neben Garnacha auch noch andere autochthone Sorten in die Cuvée Wein eingehen, sicherlich Albillo Real, möglicherweise Listán Negro aber auch Rufete bzw. Alicante Bouschet), es ist die Top-Selektion für einen Wein, den man quasi aus dem Portfolio von Raúl Pérez übernommen hat: Sein alter „Vino de Familia“ ist nun zu „El Jorco – Vino de Familia“ geworden. Ein Jahr später als geplant – aber immerhin! Dazu muss man wissen, dass Raúls „Familienwein“, der mit Abstand beste Wein war, den er in Gredos produziert hatte: „zurückhaltend, ein wenig schüchtern“ zwar, der Wein „brauchte einige Zeit, um rote Früchte und florale Aromen nach Art eines Chambolle zu entwickeln“ notiert Parkers Mann für Spanien, Luis Gutiérrez und fügt, leicht maliziös hinzu „auch wenn sich einige Leute ärgern, wenn ich diese Dinge mit dem Burgund vergleiche“. Möglicherweise ist auch nicht ganz hilfreich, weil als Dauerbezugspunkt nicht immer unbedingt erkenntnisfördernd – aber warum sollte man das Beste einer Region nicht mit der Spitze einer anderen für alle und für alle Zeit kanonisierten Region vergleichen? Bei diesem Wein verbinden sich Kraft, mineralische Strenge und eine kühle Eleganz zu einem höheren, bedeutenderen Ganzen. Im Duft auch hier wieder eine augenblickliche Zugänglichkeit, die ebenso augenblicklich wieder camoufliert wird. Waren es im ersten Moment reife, dabei leuchtende und fast ein wenig kandiert wirkende Beerenfrüchte (roten Johannisbeeren und Cranberrys, süß-säuerliche Kirschen und eine Spur Himbeere), dazu Blutorange (nebst Bergamotte bis hin zu Earl Grey), wird dieses nicht über die Maßen intensive, trotz der vorher beschworenen Kraft ausgesprochen subtile Fruchtpotpourri in einer fast kargen mgebung neu kontextualisiert: plötzlich ist alles Stein, ja flüssiger Stein und Strenge, die roten Früchte weichen einer bläulich-grauen Kühle, am Gaumen wirkt der Wein denn auch enorm straff, trotz der wie es scheint plötzlich wieder allgegenwärtigen Frucht. Nun mehr Gewürze, gemälztes Getreide, eine Hopfennote, die sich gen Lakritz auflöst, zurück bleiben Salz und eine unglaublich feinkörnige Tanninstruktur, die fast schon taktil wahrgenommen werden kann. Auch die Säure meldet sich mit einer geradezu tonischen Qualität. In Sachen Garnacha de Gredos ein grandioses Fanal! Ab sofort, und hier lohnt es sich sicherlich zu experimentieren! Af jeden Fall gut belüften und sich dem Wein mit Muße widmen.. Bis sicherlich 2028+. 85

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