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PINwand Nr. 321

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Weinmailing Ausgabe März 2021- Quantensprung in Gigondas Feinheit, Eleganz, Reintönigkeit - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

SPANIEN CEBREROS Jorco

SPANIEN CEBREROS Jorco Raúl Pérez – hyperaktiver Tausendsassa Über Raúl Pérez muss man nicht mehr viele Worte verlieren, er gilt zurecht als einer der besten Winzer der Welt. Kein anderer hat die aktuelle spanische Winzergeneration dermaßen inspiriert und geprägt. Und kaum ein Winzer vor ihm hat annähernd so viele internationale Auszeichnungen erhalten wie er. Bereits 2014 wurde Raúl bei den „Wine Awards“ des Magazins Der Feinschmecker als „Winemaker of the year“ ausgezeichnet. Ein Jahr später kürte ihn bettane+desseauve zum „Best winemaker in the world“. Aktiver als das Genie aus dem Bierzo kann man im Grunde auch nicht sein. Über 200 verschiedene Raúl-Pérez- Weine verzeichnet der Wine Advocate mittlerweile in seiner Datenbank. Im heimischen Bierzo sowie den Appellationen Rías Baixas, Ribeira Sacra und Monterrei entstehen unter seiner Ägide echte Weinjuwelen. Darüber hinaus steht er vielen Kollegen beratend zur Seite und kooperiert auch mit Freunden im Ausland, wie etwas mit Dirk Niepoort im Douro-Tal. Nicht von ungefähr war Raúl eine der ersten Winzerpersönlichkeiten, die auf die Sierra de Gredos aufmerksam wurden. Anfangs war er Ratgeber und Lehrmeister für Dani Landi, der heute selbst ein gefeierter Star der Szene ist. Und in den Anfängen von Bernabeleva war er der Weichensteller, auf seine Empfehlung hin wurde Marc Isart dort als Weinmacher installiert. Aus dem Tagesgeschäft bei Bernabeleva verabschiedete sich Raúl dennoch recht bald. Denn die immerhin 400 Kilometer Wegstrecke zwischen seinem Zuhause Valtuille de Abajo und der Sierra de Gredos und die Aussicht dem Potenzial der Region und der immensen Aufgabe nicht bis ins Letzte gerecht werden zu können, behagten ihm gar nicht. Was folgte, war jedoch ein Abschied auf Zeit. Nur wenig später würde er wiederkommen, diesmal mit Viñedos del Jorco. Drei Musketiere und Raúl César Ruiz, Flequi Berruti und Nacho Jiménez kennen sich schon ihr gesamtes Berufsleben lang, zu dritt arbeiten sie an diversen Projekten, und vermutlich weiß jedermann in der spanischen Weinszene, ganz gleich egal ob Winzer, Händler, Sommelier, Sammler oder Liebhaber, wer das Trio ist. Gemeinsam führen sie in Madrid (in unmittelbarer Nähe des Retiro-Parks) eine der bekanntesten Vinotheken („La Tintoreria“) des Landes. Zudem sind sie die Triebfedern und Scouts von Alma Vinos Unicos, dem Importeur und Händler mit dem vermutlich besten Wein-Portfolio in ganz Spanien. Damit auch wirklich keine Langweile aufkommt, sind die Jungs zudem Betreiber einer so trendigen wie hochklassigen Weinbar namens „El Marginal“, die ebenfalls in Madrid beheimatet ist. In ihrer knappen „Freizeit“ beschäftigen sich die Workaholics natürlich ebenfalls mit dem Thema Wein. Nacho betreut eine kleine garage winery in der Rioja, Flequi widmet sich privat seiner heimlichen Liebe Sherry und César beackert zum Ausgleich mit seiner Familie ein kleines Weingut in der Sierra de Francia, wenn er nicht gerade in Burgund nach Weinschätzen fahndet – niemand hat (und pflegt) ein annähernd gutes Netzwerk in diese Region César. Wein brauchen die chavales wie andere die Luft zum Atmen. Was läge also näher, als gemeinsam vor den Toren der Stadt ihrer Leidenschaft zu frönen und im neuen El Dorado des spanischen Weins eben das zu machen: vino! „Raúl is a free spirit, he does and doesn’t do, he goes from place to place, he doesn’t stop inventing, he doesn’t stop creating, he doesn´t stop tasting, he changes and changes again and again…“ und wir sehen jeder Veränderung mit großer Spannung und fast schon kindlicher Vorfreude entgegen – Raúl Pérez ist tatsächlich ein Magier! „Murphy’s law“ bleibt außer Kraft 2009 entschließen sich César, Flequi und Nacho – mit tatkräftiger Unterstützung von Raúl – dazu ihr Glück in Gredos zu versuchen. Auch sie wollen ihre Interpretation von Garnacha aus extremen Höhenlagen auf die Flasche bringen. Also pachtet man einige sehr alte Weinberge auf Schiefer und Granit, verzichtet auf jeglichen Gebrauch von Herbiziden, Pestiziden und synthetischen Düngern und lässt Raúls Können und Magie im Keller freien Lauf. Trotz oder gerade wegen seiner zunächst klassischen Ausbildung, hält señor Pérez sehr wenig von einem „technisierten“ Zugriff oder gar Additiven im Keller. („Wenn etwas meine Weine charakterisiert, ist es der Weinberg, aus dem sie stammen, und ihre schlichte Komplexität.“) Die Jahrgänge 2009 und 2010 sind Teil einer Lernkurve, 2011 ist dann der erste Wein, den unser Quartett unter dem schlichten Namen „Vino de Familia“ abfüllt. 2016 dann ein absoluter Glückgriff: der Erwerb einer 1915 gepflanzten 2,5 Hektar großen Parzelle – „El Jorco“! Fortan besaßen sie eine eigene Cru-Lage und das Projekt wurde endlich auf einen richtigen Namen getauft: „Viñedos del Jorco“. Anders als von Murphy prognostiziert („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“) gab es keine Rückschläge. Die Arbeit schritt voran, man war stets darauf bedacht, es immer noch ein wenig besser zu machen. Jüngstes Zeugnis dieser Entwicklung ist „Las Enebradas“, ein Wein aus einer Lage auf über 1.000 Metern Höhe. 80 PINWAND °321 | März 2021

Jorco CEBREROS SPANIEN DIE JAHRGÄNGE 2017 & 2018 „2018 könnte der beste Jahrgang in der kurzen jüngeren Geschichte von Gredos sein: gesund, vielschichtig und einfach komplett, mit gutem Lesegut.“ – Luis Gutiérrez (Wine Advocate). Und es kommt, wie es kommen muss – denn 2017 war definitiv nicht das beste Jahr, auch wenn es aus einigen wenigen Weinen das Beste herausgeholt hat. Davon gleich mehr. 2017 ist ein sehr wechselhaftes Jahr. Wobei „wechselhaft“ vergleichsweise euphemistisch ist, immerhin war es von Frühlingsfrösten und Hagelschlägen geprägt, und der Plural ist beabsichtigt, denn manche Weinberge litten tatsächlich doppelt! Parker- Kritiker Luis Gutiérrez, der zur entsprechenden Zeit vor Ort war, berichtet (man liest es nicht nur zwischen den Zeilen) entgeistert: „Ich habe am 18. September den höchstgelegenen Weinberg in Cebreros besucht, einen Weinberg, aus dem jetzt eine der neuen Einzellagenabfüllungen von Soto y Manrique stammt. Und nicht nur trugen die Reben gar keine Trauben mehr, sondern an keiner der Reben hing auch nur ein einzelnes Blatt! Es war so, als habe jemand akribisch jede Traube und jedes Blatt vom Rebstock gezupft. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Der Hagel hat hier gleich zweimal zugeschlagen.“ Einige Produzenten mussten tatsächlich die Waffen strecken, konnten gewisse Weine gar nicht erst produzieren, zum Teil waren die Erträge sehr niedrig, und plötzlich ging es dann zur Lese hin sehr schnell, weil die Temperaturen plötzlich anzogen und die Reifephase enorm beschleunigten. Die Ergebnisse waren je nach Winzer recht durchwachsen – manche hatten großes Glück und entkamen allen „Anschlägen“ von Mutter Natur. Und manche – wie eben Viñedos del Jorco (aber auch Comando G und Dani Landi) haben eben schlicht wunderbare Weine auf die Flasche gebracht. Deutlich weniger konzentriert und reif etwa als 2015, dafür umso schlanker, frischer, kühler und letzlich deutlich eleganter. 2018 war von Anfang bis Ende großartig, der ganze Zyklus einfach perfekt: Wetter, Regen, alles zur richtigen Zeit und in den richtigen Mengen, die Trauben konnten langsam und optimal ausreifen, gesundet geernetet werden – und alles war einfach und alles war gut! e Reifung der Trauben. Die Ernte war gesund und alles war einfach. War 2016 schon ein wirklich bemerkenswerter Jahrgang – der erste 100-Parker-Punkte-Wein aus der Region Gredos, Comando G „Rumbo al Norte“, war ein 2016er(!) –, dann steht uns mit dem 2018er Großes ins Haus! Luis Gutiérrez beschreibt den Jahrgang in seiner immersion totale („Deep dive into Gredos“) als eine „viel vollständigere Version“ vom 2016, mit „mehr Kraft und Ausgewogenheit“, dabei über die Maßen seriös, gleichzeitig zurückhaltender, „und ich binder Ansicht, dass sie sich auf der Flasche großartig entwickeln werden.“ Aber auch die jetzt zugänglicheren Cuvées (wir sagen nur „Las Cabañuelas“ …!) dürften von etwas mehr Flaschenreife profitieren. Die (noch nicht veröffentlichten) Spitzenweine ohnehin, denn ihr Potenzial ist entsprechend groß bzw. – nennen wir’s beim Namen – riesig! 81

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