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PINwand Nr 317

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FRANKREICH BORDEAUX Le

FRANKREICH BORDEAUX Le Puy „EMILIEN“, ROUGE 2018 Le Puy ist längst Kult; denn dort entsteht „Bordeaux“, der klassischer kaum sein könnte. FBO420218 „Emilien”, rouge 2018 14% Vol. 50,66 €/l 38,00 € Wer sich für einen „le Puy“ entscheidet, der geht einen Schritt in die Richtung klassischer „Saint-Émilions“, wie sie früher vinifiziert wurden und wie die Familie Amoreau sie über Jahrhunderte hinweg mit geprägt hat. Schließlich beherrschen die Amoreau bereits in der 15. Generation das Weinmachen in der Region. Aber im Laufe der Zeit haben sie sich völlig unabhängig gemacht von den Strukturen und Veränderungen, die aus Bordeaux ein Big Business gemacht haben mit all dem, was dazugehört und was in den letzten 20 Jahren Bordeaux für so viele so unattraktiv gemacht hat. Bei den Amoreaus findet man daher keinerlei Appellationsnamen auf dem Etikett und ebenso wenig die Bezeichnung „Bordeaux“. Ihr Wein ist ein „Vin de France“. Und doch werden ihre Weine in der ganzen Welt geschätzt und gesucht, von privaten Sammlern ebenso wie von Spitzensommeliers. Es war ein Amoreau, der in den 1920ern damit begonnen hat, alle Trauben zu entrappen und die Weine zu verfeinern. Es waren Amoreaus, die zu den Ersten gehörten, die ihre Weinberge, die ohnehin schon immer natürlich bewirtschaftet wurden, erst biologisch, dann biodynamisch zertifizieren ließen. Es waren auch die Amoreaus, die wahrscheinlich als Erste in Bordeaux die Permakultur in ihrem Weingut eingeführt haben. Hinzu kommt die Hinwendung zu alten Bordelaiser Rebsorten wie Malbec und Carmenère, die früher in allen Weingärten beheimatet waren, mit der Reblauskatastrophe aber verschwanden, auch weil die Trauben allzu oft nicht reif wurden. Mit dem Klimawandel werden diese Rebsorten aber wieder interessant. Das Weingut befindet sich in Saint-Cibard, rund 15 Minuten östlich von Saint-Émilion auf demselben Kalksteinplateau, auf dem auch Saint-Émilion und Pomerol liegen. Der Hügel, auf dem das Schloss thront, ist die zweithöchste Erhebung in der Region Bordeaux. Schon in der Jungsteinzeit war er besiedelt, was Relikte aus Feuerstein beweisen, die immer wieder in den Weinbergen gefunden werden. Aus der Bronzezeit stammt der Megalith-Steinkreis unweit des Schlosses, ein Festungsgraben rund um das heutige Schloss wurde von Galliern während der Römerzeit angelegt, die Ursprünge des Schlosses stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert, die Neubauten sind von 1832. So viel zur Geschichte dieses Ortes, an dem Jean-Pierre, Françoise und Pascal heute das Weingut bewirtschaften. Dort wächst dieser Traumwein, dessen Trauben von Hand gelesen und spontan vergoren werden. Er reift dann für 24 Monate in neutralen Fudern. Gefüllt wird ein Wein, dessen Most nie angereichert wurde, der ohne Schönung, ohne Filtration und seit Beginn der 1990er-Jahre mit einer minimalen Schwefelgabe unter 10 mg/l auskommt. Dieser „Bordeaux“, werte Kunden, ist Naturwein im besten Sinne, und er entsteht in dieser Form seit rund 30 Jahren. Die Amoreaus machen das, wovon heute so viel geredet wird, ganz ohne Aufhebens, nur des Weines wegen. Und der ist in seiner Klarheit, in seiner Beständigkeit und in seiner Tiefe über jeden Zweifel erhaben. Die Cuvée aus rund 80 % Merlot von mehr als 50 Jahre alten Reben mit Anteilen von Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon sowie jeweils einem Prozent Malbec und Carmenère ist beispielhaft dafür, wie ein „Bordeaux“ schmecken sollte: fein und gleichzeitig intensiv, gleichsam leise und zugleich eindringlich. All das hat dieser Wein. „,Le Puy‘, der provokante Gegenentwurf zum internationalen Parker-Wein, ist in der Sommelier-Szene derzeit der wohl heißeste Bordeaux-Tipp“, schrieb Sascha Speicher in Meiningers Sommeliers über den „Emilien“ und dessen Geschwister. Aus dem Glas leuchtet ein recht dichter, dunkel kirschroter „Bordeaux“, dessen Duft auf wunderbare Weise Frucht, Kräuter und Stein miteinander verbindet. Die Nase ist ganz klar zu verorten mit ihrer reifen Zwetschge und den Süß- und Sauerkirschen, mit dem Hauch von Zeder und den feinen Noten von Thymian und weiteren Kräutern, mit süßer Hefe und kühler Minze, Kalk und Kiesel. Am Gaumen wirkt der „Emilien“ ungemein saftig und klar, frisch und geradezu druckvoll in der lebendigen Säure. Das Tannin ist präsent und poliert, die Textur fein und elegant. Dieser Wein zeigt dabei eindrücklich, dass exzellenter „Bordeaux“ auch völlig ohne geschmacklich präsenten Holzeinfluss auskommen kann. Hier gibt es Energie statt Holz, Präzision statt Opulenz, Mineralität statt Konzentration. Dabei besitzt diese Cuvée gleichzeitig eine wunderbare Komplexität und Harmonie, sodass man aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt. Dieser großartige „Bordeaux“ hat Potenzial für Jahrzehnte. Er ist unfassbar gut und im Vergleich zu so vielen anderen völlig überteuerten Bordeaux-Gewächsen geradezu ein Schnäppchen. Seit vielen Jahren ist er einer unserer absoluten Lieblingsweine! Zu genießen ist der Wein sofort. Er sollte aber idealerweise karaffiert werden. Den Höhepunkt erreicht er ca. 2025 bis mindestens 2034. 90 PINWAND N°317 | Dezember 2020

Le Puy BORDEAUX FRANKREICH „BARTHÉLEMY“, ROUGE 2018 „Es ist der beste Burgunder aus Bordeaux“, sagt Steven Hewison, Schwiegersohn des Besitzers Jean-Pierre Amoreau FBO420318 „Barthélemy”, rouge 2018 14% Vol. 186,66 €/l 140,00 € In einer Region wie Bordeaux, wo das große Geld zu Hause ist und Grand-Cru-Classé-Weingüter von Versicherungskonzernen erworben werden, für die Tradition vor allem ein Marketinginstrument ist, wirkt ein Weingut wie das seit 1610 von der Familie Amoreau geleitete Château le Puy wie aus der Zeit gefallen. Doch wir sind unendlich dankbar dafür, dass es solche Kleinodien immer noch gibt, zeigt die Familie Amoreau doch, dass man auch auf ganz unkonventionelle Weise im größten Qualitätsweinbaugebiet Frankreichs große Weine erzeugen kann, ohne dass der Name des Gebietes überhaupt auf den Flaschen der Domaine erscheint. Der „Barthélemy“ ist wie die anderen Weine auch ein Vin de France, rechtlich also so etwas wie ein Tafelwein. Die Amoreaus schreckt das nicht, uns auch nicht, und Kenner des Weinguts erst recht nicht; d. Denn ganz ohne Zweifel hat sich das in den Côtes de Francs gelegene Château le Puy einen überaus guten Ruf erworben. Ja wenn man so will, ist dieses Weingut Kult, etwa so, wie die Domaine Clos Rougeard Kult an der Loire geworden ist. Wir erwähnen Clos Rougeard deswegen, weil man auch dort zeitlose Weine jenseits des Mainstreams erzeugt, deren Ursprung Weinberge sind, die nie einen Hauch von Pestiziden oder Herbiziden gesehen haben. Le Puy ist gleichfalls frei von solchen Substanzen. Und noch bevor die Biodynamie, der sich die Familie inzwischen verschrieben hat, in Frankreich ab den 1990ern populär wurde, hatten sich die Amoreaus in den 1950er-Jahren mit den Thesen des Agronomen André Birre auseinandergesetzt, dessen Ideen gar nicht so weit von der Biodynamie entfernt lagen. Mit der Biodynamie hielten nun Kreislaufwirtschaft und Permakultur Einzug. „Das Ökosystem ist sogar noch wichtiger als die Biodynamik“, sagt Jean Pierre Amoreau. „Wenn man in einer Monokultur arbeitet, verändert das die Fauna. Am Ende hat man mehr Parasiten als deren natürliche Feinde. In wilden Gebieten gibt es indes mehr natürliche Feinde. Man muss daher wilde Gebiete um die Reben herum schaffen, um das Gleichgewicht zu erhalten.“ Entsprechend hoch ist die Biodiversität rund um die Weinberge, wie die am Haus gelegene Parzelle Les Rocs, deren mehr als 50 Jahre alte Merlot- und Cabernet-Reben auf dem gleichen Kalksteinplateau stehen, auf dem auch Pomerol und Saint-Émilion zu finden sind, nur dass es hier mehr Feuerstein gibt. Aus dem wurden schon in der jüngeren Steinzeit Waffen und Pfeilspitzen gewonnen, die man in den Weinbergen immer wieder findet. Dieser Ort, die zweithöchste Erhebung von ganz Bordeaux, von der aus man den wunderbaren Blick in das Tal der Dordogne genießen kann, ist seit Urzeiten besiedelt. Davon zeugt auch ein megalithischer Steinkreis direkt am Château sowie ein Graben rund um dasselbe, dessen Ursprung auf die Gallier zurückgeht, die sich hier wohl vor römischen Soldaten verschanzt haben. Wenn die Amoreaus ihre Philosophie beschreiben, dann sagen sie:„Wir haben einen Mann im Keller und 20 Leute im Weinberg“. Im Keller setzen sie auf das vollständige Entrappen der Beeren, auf eine spontane Vergärung mit so wenig Extraktion wie möglich. Ausgebaut wird der „Barthélemy“ ohne Filtration, ohne Mostanreicherung, ohne Stabilisation oder Schönung und auch ohne Zugabe von Schwefel. Trotzdem reift der Wein über Jahrzehnte und bleibt dabei völlig stabil. Das ist Naturwein im besten Sinne, ganz ohne Hipster-Attitüden, weil die Amoreaus gesehen haben, dass so der bessere Wein entsteht. Tatsächlich ist dieser 2018er „Barthélemy“ ein bildschöner „Bordeaux“. Es ist ein durch und durch klassischer „Rive-Droite-Bordeaux“ mit rund 85 % Merlot und 15 % Cabernet Sauvignon. Der Wein leuchtet matt in einem tiefen Kirschrot und duftet ungemein fein. Obwohl der Jahrgang hochreife, kleine, konzentrierte und süße Beeren hervorgebracht hat, meint man hier trotz der Reife sehr viel Kühle herauszuspüren. Zwetschgen, Kirschen und Waldbeeren wirken so, als wären sie gerade eben reif gelesen und angequetscht worden. Das wirkt schon im Duft knackig und ist dazu durchsetzt mit Trockenkräutern, Kalk und ein wenig Feuerstein und Grafit. Am Gaumen wirkt dieser Wein unfassbar geschmeidig, obwohl er ein prägnantes Tannin aufweist. Die Textur ist geradezu göttlich, die Saftigkeit betörend, vor allem weil sich hier Kirschen mit zerstoßenen Kirschkernen und ein wenig Marzipan mischen. Auch hier zeigt sich wieder die Kalkigkeit und vor allem eine tiefe, lebendige Mineralität in dem Wein, der noch Minuten nach dem Schlucken präsent bleibt und gar nicht enden will. Kraftvoll und dennoch subtil ist er, präzise, komplex, pur, schwebend und mit großem Trinkfluss gesegnet. Es ist wahrlich ein ganz besonderer Wein, eine „Expression Originale du Terroir“, wie es auf den Etiketten des Châteaus heißt. Treffender kann man die Philosophie des Hauses nicht beschreiben. Zu genießen ist der Wein zwar ab sofort mit vielen Stunden Luft. Doch den Höhepunkt erreicht er erst ca. 2027 bis mindestens 2040. 91

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