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PINwand N° 286

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Weinmagazin von Pinard de Picard im Juni 2018 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinfachhandel und Weinversender.

Elisabetta Foradori

Elisabetta Foradori TRENTINO Drachenblut zu Wein veredelt! Elisabetta Foradori wird von Weinliebhabern wie -kritikern gleichermaßen als ungekrönte Königin des Teroldego gefeiert! Heute ist sie eine ebenso schöne wie kluge und erfolgreiche Frau. Aber sie hatte es nicht immer leicht im Leben. Schon früh in ihrem Leben musste die heute so aparte Dame voll einsteigen. Als Elisabetta Foradoris Vater starb, war sie nämlich noch ein Kind. Die Mutter hielt das Gut über Wasser, bis Elisabetta die Schulbank mit dem Weingarten tauschte. Und während allerorts in Italien die große Cabernet-Welle überschwappte, setzte sie visionär auf eine regionale Rebsorte: den Teroldego: „Ich hatte immer davon gehört, dass unsere heimische Rebe früher ein viel gepriesener, ein geradezu legendärer Wein war, der speziell am Kaiserhof in Wien gerne getrunken wurde, mit dem Körper und der Kraft und mit zunehmender Reife auch dem Duft und Geschmack eines großen Bordeaux“, erklärt sie und wunderte sich, dass damals im Trentino allerorts nur noch hellrote, leichte Fruchtbomben daraus gekeltert wurden. Wie war dieser qualitative Verfall nur möglich? 42 PINwand 286 | Juni 2018

TRENTINO ITALIEN Also begann Elisabetta intensiv, den Teroldego zu erforschen, suchte Aufzeichnungen in kirchlichen und städtischen Bibliotheken, wie denn zu den früheren legendären Glanzzeiten dieser autochthonen Rebe in Weinberg und Keller mit ihr gearbeitet wurde und entdeckte das verloren gegangene Wissen der alten Generationen neu: „Wissen macht Wein“, urteilt sie heute verschmitzt lächelnd und schweift dann gedanklich zurück in jene Epoche, als sie vehement gegen den Strom des Zeitgeistes anschwimmen musste. Das Grundübel erkannte sie damals sehr rasch: Ende der siebziger Jahre waren praktisch alle Rebflächen des Campo Rotaliano, so heißt die Heimat des Teroldego, in Monokultur mit einem massenertragsstarken Klon bepflanzt, der grausame „Qualitäten“ gebar. Was im Trentino über Jahrhunderte als Erbe von Generationen und eines fundierten, überlieferten Erfahrungswissens gewachsen war, wäre in den Zeiten des agrarindustriellen Massenwahns der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet worden. Aber nur fast! „Unser Bewusstsein für die Rhythmen und Zyklen der Natur wurde im Laufe der Zeit perfektioniert: Jede Jahreszeit eröffnet neue Horizonte, jeden Tag lernen und verstehen wir ein wenig mehr. Wir haben gelernt, darauf zu achten, die subtilen Unterschiede in der Natur zu erfassen und den wahren Charakter der Traube im Ausdruck ihres Bodens zu bewahren. Unsere täglichen landwirtschaftlichen Arbeiten werden zu kreativen Impulsen erhoben: Es ist unsere Pflicht und Vorrecht, jeden Morgen aufzuwachen und Freiheit zu haben, entsprechend der Botschaften und Signale, die uns die Erde in diesem Moment übermittelt, zu arbeiten.“ In Zusammenarbeit mit der Universität Mailand begann Elisabetta, die besten Weinberge ihrer Heimat mit Selektionen uralter Reben neu zu kultivieren: Unumgängliche Basis für höchste Qualität, eigenständigen, unverfälschten Charakter und sinnliche Komplexität im fertigen Wein. Und während im gesamten Trentino die übliche Pergola-Erziehung kultiviert wurde (Ein altes System, das in südlichen Gebieten noch häufig angewendet wird: Die Reben werden dabei auf Spalieren und Drähten zur schattigen Überdachung hochgezogen), beginnen hinter ihrem Haus die Rebzeilen in Guyot-Erziehung (Die Reben ranken bei diesem System an horizontal gespannten Drähten senkrecht empor), was eine größere Stockdichte und vor allem eine bessere Ertragsbegrenzung erlaubt. Nur wenige Trauben hängen also bei Elisabetta am Stock, und das Ergebnis zeigt sich in ihren famosen Weinen: Mineralisch, dicht und trotzdem feingliedrig und elegant, mit einem Aromenspektrum, wie in einem orientalischen Basar, feiner Frucht und traumhafter Würze, sowie einem animierenden Frucht-Säure- Spiel und weichen, kühlen Tanninen, so präsentieren sich ihre grandiosen Weine: Die uralte regionale Rebsorte Teroldego liefert mit der Spitzencuvée ‚Granato’ einen der originärsten Rotweine Italiens mit singulärer Ausstrahlung – ein authentischer Heimatwein mit betörendem Charisma! Seine Heimat, das Trentino, kennen die meisten Italienurlauber nur als Transitreisende vom „Durchrasen“ am Weg vom Brenner zum Gardasee. Oder von den großen Winzergenossenschaften, die den Weinbau hier dominieren. Doch es lohnt sich sehr, wie so manches Mal im Leben, vom direkten Wege einmal abzubiegen. Denn hier zwischen den Orten Mezzolombardo, Mezzocorona und Lavis hat der Noce, ein Nebenfluss der Etsch, in Tausenden von Jahren ein einzigartiges Tal in den Bergkessel gegraben. Steine und Geröll aus den umliegenden steilen Bergmassiven des Ortler, Brenta und Persanella hat er hier abgelagert, ein Gemisch aus Kalkstein, Por- 43

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