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PINwand N° 242

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Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinfachhandel und Weinversender

Erlesene Weine Barone

Erlesene Weine Barone Francesco Ricasoli hat das legendäre Castello di Brolio zurückerobert... Doch heute: Welche Idylle! Heute thront Castello di Brolio friedlich und verträumt auf seinem malerischen Hügel in den Chianti-Bergen, umgeben von Weingärten, Olivenhainen und Zypressen, und die untergehende Sonne taucht den eleganten, im Renaissance-Stil erbauten Wohntrakt der Burg in leuchtendes Terracotta-Rot. Hinter diesem toskanischen Postkartenidyll verbirgt sich das traditionsreichste Weingut im Chianti: Barone Ricasoli und das legendäre Castello di Brolio, gelegentlich als „Château Lafite Italiens“ bezeichnet, können auf eine lange Geschichte zurückblicken und sind seit Jahrhunderten mit dem Weinbau der Region untrennbar verbunden: Seit 1141 residiert das noble Geschlecht derer von Ricasoli auf dem Schloss und produziert hier Wein – damit gilt Barone Ricasoli als das älteste Weingut ganz Italiens. Bereits im 16. Jahrhundert exportierte man den Rebensaft nach Amsterdam und London. Nachdem die Fehden des Mittelalters, die Waffengänge der napoleonischen Kriege und die Schlachten um die Einigung Italiens geschlagen waren (Wer es noch etwas genauer wissen will: Die Familie stammt von den germanischen Langobarden ab und war eine der „edlen” Würdenträger des Reichs Karls des Großen. Sie verteidigte Florenz gegen die Angriffe Sienas bis zur Einigung Italiens), konzentrierten sich die Barone auf dem Castello auf die Landwirtschaft, besonders auf den Wein. Und „erfanden” quasi den Chianti: In den späten 1860er-Jahren tüftelte der damalige Schlossherr, der „Eiserne Baron“ Bettino Ricasoli, Premierminister in den ersten Jahren des neu gegründeten Staates Italien (Spitznamen „Barone di Ferro” d.h. „Eiserner-Baron”, ein Mann von Prinzipien, wie ihn sich so viele Europäer auch heute an der Spitze Italiens wünschen würden!), an der optimalen Rebsortenmischung für den seiner Meinung nach identitätsstiftenden, idealtypischen, repräsentativen und charakteristischen Wein der Region: Chianti. Nach jahrelangen Versuchsreihen legte Bettino 1872 die im Großen und Ganzen bis heute gültige „Chianti-Formel“ – mit Sangiovese als Hauptsorte – fest. Damit avancierte Ricasoli zum „Erfinder“ dieses Weins, zum „Vater des Chianti“. Er schrieb damals in einem Brief: „Ich fand mich bereits durch die Ergebnisse der ersten Versuche darin bestätigt, dass der Wein von der Sangiovese- Rebe den Hauptanteil seines Buketts (nach dem ich in besonderer Weise trachte) bezieht ...“ Die Vision Bettinos ist im historischen Rückspiegel betrachtet geradezu verblüffend: Auch heute muss Chianti zu mindestens 80 % aus Sangiovese bestehen. Für den Rest sind andere rote Trauben wie die heimischen Canaiolo und Colorino bzw. die französischen Sorten Merlot, Cabernet und Syrah zugelassen. Angesichts der Geschichte und der wirkungsmächtigen Traditionen von Brolio könnte man glatt in Ehrfurcht erstarren. Doch genau das tat der Ur-Enkel von Bettino, Francesco, der 32. Barone von Ricasoli, zum Glück nicht, als er das 240 Hektar große Weingut 1993 ins Familieneigentum „zurückkaufte“: Es war – und das tat allen Traditionalisten im Herzen weh – vorübergehend an einen internationalen Getränkekonzern bzw. ein australisches Weinkonsortium verloren gegangen, unter deren Regime die Qualität, sagen wir es mal vorsichtig, nicht die oberste Priorität genoss. Nach dem gelungenen Rückhol-Coup war in der Zeitschrift „Wine Today“ über Francesco, zu lesen: „He has the key to the castle again.“ („Er hat den Schlüssel der Burg wieder in der Hand.“) Und der neue, „alte“ Besitzer war fest entschlossen, diese „Schlüsselgewalt“ zu benützen, um das Weingut zu neuer – und damit traditioneller – Größe und Glorie zu führen. 2

Erlesene Weine „Ich will einen dritten Weg gehen – zwischen Massenproduzenten mit Durchschnittsqualitäten einerseits und Elitewinzern andererseits, die aber so wenig produzieren, dass man sich deren Weine nicht leisten kann oder gar nicht bekommt“, so erläutert Francesco, ein feinsinniger Mensch mit echter Persönlichkeit, Charakter und Eleganz, seine Philosophie. Der Erneuerer des Weinguts mit humanistischer Bildung verfügt über Humor und eine ordentliche Portion unternehmerischer Dynamik. Mit ihm zu plaudern in seinem kleinen Restaurant im Schatten der Burg, unter alten Bäumen zu sitzen, trotz 40°C die Sommerhitze nicht zu spüren und dem Gesang der Grillen zu lauschen, das war schon ein magischer Nachmittag im Frühsommer letzten Jahres. Sobald Francesco das Weingut übernommen hatte, blieb kein Stein mehr auf dem anderen, und das alte Familienmotto „Rien sans peine“ – frei übersetzt: „Nichts ohne Anstrengung“ – bekam eine neue Bedeutung. Ricasoli leitete sofort eine ambitionierte Neustrukturierung ein: Er legte die Qualitätslatte dramatisch höher, modernisierte mit großem Aufwand den Keller, ließ die Weingärten nach und nach roden und neu auspflanzen, die Pflanzdichte der Qualität wegen auf bis zu 6.600 Rebstöcke pro Hektar deutlich erhöhen, was eine wesentlich intensivere Rebwurzelkonkurrenz und damit ein Vordringen in mineralische, tiefer liegende Gesteinsschichten fördert. Auf diese Weise steigen die Qualitäten von Jahrgang zu Jahrgang dramatisch an. Die Rebgärten finden sich alle in unmittelbarer Nähe der Burg. Hauptrebsorte ist natur- und traditionsgemäß Sangiovese, daneben sind Merlot, Cabernet Sauvignon und lokale toskanische Sorten von Bedeutung. Die Weingärten liegen auf 180 bis 500 (!) Meter Höhe, vorwiegend in Hügeln mit Süd- und Südwestexposition. Die Böden sind vielfältig: In den höheren Lagen dominiert „Macigno del Chianti“ – Sandstein mit Auflagen von Kalk, Mergel und Ton. In mittleren Lagen herrscht „Montemorello“ vor – karge Kalkböden, die unter den Namen Alberese und Galestro bekannt sind. Die „Pliocene“ genannten Böden in der Ebene schließlich sind von Kies und Sand geprägt. Parallel zur Neuübernahme startete der Barone 1993 ein wissenschaftlich fundiertes Programm zur Selektion und Weitervermehrung der besten alten Sangiovese-Rebstöcke des Weingutes: „Diese alten Sangiovese-Reben waren ein ungehobener Schatz.“ Als beratenden Önologen engagierte Francesco den als absoluten Meister seines Fachs geltenden und vielfach ausgezeichneten Carlo Ferrini, einen wahren „Wein-Zauberer“, der am Erfolg Ricasolis einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat. Ende 1995 begannen die beiden, den Wein auf Ricasoli „neu“ zu machen. Und bereits wenige Jahre nach der „Rückeroberung“ der Burg durch Ricasoli folgte der nächste Paukenschlag: Mit dem Chianti Castello di Brolio des Jahrgangs 1997 gelang dem Weingut eines der beeindruckendsten Comebacks seit Lazarus. Mit diesem hauptsächlich aus Sangiovese, der Ur-Traube der Toskana, produzierten Wein brach der Barone in die Phalanx der damals dominierenden „Supertoskaner“ ein, jener nicht regionstypischen, dafür wuchtigen, häufig aus nicht-italienischen Rebsorten produzierten Cuvées. Jedes Weingut, das etwas auf sich hielt, hatte „seinen“ Supertoskaner, der nicht selten zum wichtigsten Wein der Kellerei geworden war. Bei all diesem Hype war der traditionelle Chianti, der „quintessenzielle Wein der Toskana“ (Jancis Robinson), viel zu kurz gekommen. Das wollte der Barone entschieden ändern! Ricasoli: „Es erregte damals gehöriges Aufsehen, dass wir den Castello, also einen Chianti Classico, als besten und damit auch teuersten Wein unseres Gutes vorstellten!“ Der Castello machte 3

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