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Weinmagazin Nr. 371 | Februar 2025 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

© Gerhard

© Gerhard WasserbauerÖSTERREICH BURGENLANDFURMINT „STEIN“, WEISS 2022 (BIO)Kräuter, Birne und zupackende MineralikFURMINT | AT-BIO-402OBL070222 | 13% VOL. | 36,66 €/L | 27,50 €Im Fußball würde man von einem Arbeitssieg sprechen. Dennwas die junge Sommelier-Szene heute feiert, war seinerzeit einunverstandenes Investment Franz Weningers. Warum in allerWelt sollte man sich um die Reben im Nachbarland Ungarnannehmen, wo doch der österreichische Rotwein im Höhenflugwar? Ihn hatte auch Weningers „Dürrau“ mitgemacht,doch mit Attila Gere als Partner wurde er zunächst in Villany,später mit seinem Sohn Franz Reinhard in Sopron aktiv. DerSchatz, den sich Vater und Sohn aus dem Mittelburgenlanddort sicherten, galt im 17. Jahrhundert bereits als wertvollerWeingarten. „Steiner“ war mit seinem Gneis- und Glimmerbödenein Experimentierfeld für karge und schlanke Weine.Oder eben genau das, was heute gefragt ist. „Weninger wäreohne das Engagement in Ungarn nicht das, was wir heutesind“, ist man am biodynamischen Betrieb überzeugt. Und zurRückbesinnung auf die ungarischen Wurzeln gehört auch der„Riesling des Ostens“, wie man den Furmint auch genannt hat.Ironischerweise überlebte die Sorte auf der österreichischenSeite des „Eisernen Vorhangs“ nur dank der Süßweine. Alstrockener Weißwein aber feiert er heute ein Comeback, dasFranz Reinhard längst vollzogen hat. Sein „Stein“ ist der fünfteJahrgang seiner auf Furmint umveredelten Reb-Anlage.Salz-Zitrone trifft bei diesem unfiltrierten Wein auf Birnensaft– und nimmt damit die beiden Seiten des 2022ers schonvorweg. Mehr Luft entbindet dann auch die Kräuternoten wieEibisch und Kamille. Sofort fällt die mineralische Prägungdes „Stein“ auf, wenn der erste Schluck Furmint den Gaumenbenetzt hat. Wie die Kohlensäure eines Erfrischungsgetränksliefert der 2022er einen Nerv mit, der die Geschmacksnotenträgt. Dazu gehören Zitrusfrüchte, vor allem Pomelo, aberauch ein wenig Moro-Orange, weiters „pickled Mango“ im indischenStil. Die frische Art und leichte Säure würden auch zueinem Kalkboden passen, doch die dunkle Schiefer-Prägungverweist diesen Gedanken dann ins Reich des Irrtums. Erneutsind es Kräuter, diesmal etwas herber und an Lorbeer erinnernd,die im Hall von der Würze der westungarischen Top-Lage erzählen. Ab sofort bis 2032.WELSCHRIESLING „SAYBRITZ“,WEISS 2023 (BIO)„Wösch“ wie von einem anderen Stern!WELSCHRIESLING |AT-BIO-402OBL071123 | 12,5% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €„Seit 2009 sehen wir Welschriesling mit anderen Augen. Inspiriertvon unseren Besuchen in kleinen ungarischen Kellern,versuchen wir einen anderen Stil für diese Sorte zu finden. EinStil, welcher auch vor hunderten von Jahren möglich gewesenwäre.“, schrieb Franz Weninger erklärenderweise vor Jahrund Tag. Diese Sicht mit „anderen Augen“ bzw. das Resultatderselben war in stilistischer Hinsicht alles andere als brav!Daran hat sich bis heute wenig geändert. Angesichts dessen,dass Welschriesling („Wösch“) lange nur als flankierendeMaßnahme (wenn überhaupt) zur Bretteljause wahrgenommenwurde, weil er entsprechend kaltvergoren und aufFrucht getrimmt als Wein für die Masse (welche?) herhaltenmusste, eine ganz wunderbare Tatsache! Die Trauben für denWeningers „Saybritz“ stammen aus einem Weingarten seinerGroßtante Emma Schürmann am Eisenberg, die über 40 Jahralten Reben wurzeln in einem recht kalkhaltigen Ton-Lössboden,unter dem blau-grüner Schiefer liegt. Sie werden inoffenen Bottichen spontanvergoren und dann neun Monateim Holz ausgebaut. So weit so im Grunde unspektakulär. ImGlas allerdings dann Autorenkino vom Ambitioniertesten!Süßholz, Rauch, Salzzitrone, Kräuterwürze, Phenole, komplexesteEleganz, Länge, grip und nochmals grip und distinkteSäure: fulminant! Ideal wohl ab 2026, dann bis 2035+.78 PINwand № 371

© Nicole HeilingWeninger„PONZICHTER“, ROT (2020) (BIO)Ein nicht alltäglicher Jedentag-Wein – Trinkfreude pur!BLAUFRÄNKISCH |AT-BIO-402OBL070920 | 12,5% VOL. | 14,53 €/L | 10,90 €„Ponzichter“, also Bohnenzüchter, so wurden die deutschsprachigen Weinbauern durchausleicht spöttisch und mit einem Kopfschütteln von den ungarischen Kollegen genannt, da siegerne Bohnen in Mischkultur zwischen die Weinreben pflanzten. Diese Mischbepflanzungist aber nicht nur eine spleenige Idee für einen Nebenerwerb durch Gemüseanbau, sondernsorgt für eine bessere Bodengesundheit durch diversere Bepflanzung und eine Art Naturdüngung,da die Bohnen den Stickstoffeintrag im Boden fördern, was sich positiv auf dasRebwachstum auswirkt. Da es zu den Prinzipien von Franz Reinhard Weninger gehört, dieDinge, die er tut (oder lässt), zu hinterfragen und eigene Wege zu gehen, ist dieser Name,eine Reminiszenz an den Eigensinn der Vorfahren, ideal für seine Solera, bei der den Weinaus dem Vorjahr mit dem aktuellen Jahrgang cuvéetiert. Der Sortenmix ist dabei nicht jedesJahr gleich, sondern variiert in seiner Zusammensetzung. Für den jüngsten „Ponzichter“ wurdenZweigelt, Blaufränkisch und Syrah Teil der aromatischen Zeitreise. In früheren Rundenwaren auch Pinot Noir und Cabernet Franc am Start, deren aromatisches Vermächtnis sichaber auch heute noch durchaus erahnen lässt. Die Trauben, die neu hinzugekommen sind,stammen aus österreichischen und ungarischen Lagen, natürlich alle biologisch und nachhaltigbewirtschaftet. Sie werden teils eingemaischt, teils als Ganztrauben vergoren. Ausgebautwird nach der Spontanvergärung in alten Eichenfässern bevor dann ohne Filtrierungoder Schönung und mit nur leichter Schwefelgabe der Verschnitt mit dem Vorjahresweinstattfindet. Ganz gleich wie man das Ergebnis nun nennen will, ob Zech-, Trink-, Feier- oderPartywein oder („vornehm“ französisch) vin de soif, der „Ponzichter“ ist pure Trinkfreude imGlas. Und ein gar nicht alltäglicher Jedentag-Wein!In einem dunklen, leicht trüben Schwarzkirschrot lässt er eine herrlich frische Aromabombein der Nase platzen: Brom- und Blaubeere, Kirsche und roter Pfirsich, dazu kommen leichtbalsamische Aceto-Noten und die Würze eines Kiefernwalds im Sommer. Am Gaumen packteine frische Sauerkirsche munter zu, danach melden sich auch die anderen Früchte wieder.Richtig Freude macht der Wein leicht gekühlt (13–14 °C), da er so seine perfekte fruchtigeFrische entwickelt (die feinen Tannine geben ihm eine knackige Kante). Etwas Luft schadetihm nicht, er gewinnt noch etwas mehr Breite und Tiefe, und die Aromen von Cranberrysund getrockneten Beeren erwachen. Ein belebender und erfrischender Roter, der das ganzeJahr hindurch großen Spaß macht und ideal für gesellige Runden mit rustikalem Speckbrettund gutem Brot, frischer Butter, eingelegtem Gemüse, Bohnensalat (natürlich!) und Bergkäseauf dem Tisch. Besonders angenehm ist auch, dass man bei dem freundlichen Preis durchausin Kisten und nicht Flaschen denken kann …Ab sofort bis 2027.Februar 202579

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