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Weinmagazin Nr. 371 | Februar 2025 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

© Nicole

© Nicole HeilingÖSTERREICH BURGENLAND„RÓZSA PETSOVITS“, ROSÉ 2023 (BIO)Ein rauschendes Sommerfest im Glas – egal zu welcher Jahreszeit!SYRAH, BLAUFRÄNKISCH, MERLOT | AT-BIO-402OBL070823 | 12,5% VOL. | 14,53 €/L | 10,90 €Seit nunmehr 2011 kümmert sich Franz Reinhard Weninger um das Tun und vor allem auchNicht-Tun in den Familien-Weingärten. Dabei setzt er die grenzgängerische Linie seines VatersFranz Ludwig konsequent fort. Das Grenzgängertum ist zum einen territorial gemeint,denn die Ländereien der Familie liegen auf österreichischem und ungarischem Boden und somancher Hektar hat dabei im Laufe der Geschichte seine Nationalität mehrfach gewechselt.An die Grenzen geht Franz R. auch im Ausbau der Weine. Er setzt voll auf Biodynamie undNachhaltigkeit im Anbau und im Ausbau der Weine auf Minimalismus. Weglassen, was weggelassenwerden kann, dem Wein hauptsächlich Ruhe und Zeit geben und dabei die Naturwirken lassen. Das Ergebnis sind herausragend eigenständige Terroir-Weine von besonderemCharakter, nicht immer einfach, aber voller Spannung und definitiv niemals langweilig. Fürseinen Rosé verwendet er drei Rebsorten von drei Böden aus zwei Ländern: Auf österreichischemBoden, bei Horitschon, wachsen der Blaufränkisch auf Kalk und der Merlot auf Lehm.Im knapp 15 Kilometer entfernten Ort Balf in Ungarn gedeiht der Syrah auf Gneissboden.Benannt ist der Wein nach der Großmutter von Franz, die 1921 in Horitschon zur Welt kam,was damals noch zu Ungarn gehörte. Was aber hier nach der zehntägigen Spontanvergärungim Holzfass und den sechs Monaten Reife auf der Hefe ins Glas kommt, das ist alles andereals großmütterlich. Dieser Trunk ist irgendwo zwischen Alternative Metall und Punkrock amGaumen, was sehr gut zur Aktion „Rage against the Machine“ (Weninger ist einer der Initiatoren)passt, die sich gegen die immer weiter um sich greifende Mechanisierung im Weinbauausspricht. Natürlich setzt Franz Weninger auf konsequente Handarbeit bei der Lese undverzichtet auf jede Form der Schönung und Filtration.Im Glas zeigt sich der Wein in einem wild trüben Rotton, irgendwo zwischen Hagebutteund Sockeye-Lachs. Die Nase ist sensationell frisch und fröhlich mit der spitzen Frucht vonweißen und roten Johannisbeeren, Hagebutte und Sanddorn. Dazu kommen dann noch frischeKräuter und eine fermentative Säure mit feiner Hefenote, die an ein gutes belgischesSauerbier erinnert. Am Gaumen zeigt Großmama Rózsa dann eine nicht erwartete Komplexitätund grade für einen Rosé überraschend kräftige Tannine. Die fruchtig-herbe Frische,die am Gaumen noch mit Aromen von dunklem Steinobst weiter Fahrt aufnimmt, ist voneiner energetischen Kraft, der man sich nur schwer entziehen kann. Dieser eigenwillige Roséist der perfekte Wein für gesellige Runden mit österreichisch-ungarischen Wurstplatten, beiwelchen man bei jedem Nachschenken unter abwechselnden Prost- und Egészségedre-Rufendie Gläser laut klingen lässt. Ideal auch zur Grillpartie, egal zu welcher Jahreszeit.Ab sofort bis 2028+.76 PINwand № 371

WeningerFEHÉRBURGUNDI,WEISS 2023 (BIO)Großer Genuss durch die Kunst des WeglassensWEISSBURGUNDER |AT-BIO-402OBL070723 | 12% VOL. | 19,33 €/L | 14,50 €Immer wieder gibt es Zu- und Unfälle, die sich im Nachhineinals wahres Glück herausstellen. Beim Fehérburgundi,dem reinsortigen Weißburgunder von Franz Weninger, liegtder Zufall darin, dass die Lage Frettner im ungarischen Sopronursprünglich für eine Pinot Noir Pflanzung gedacht war,für welchen der Boden aus Parabraunerde mit ordentlichKalkanteil perfekte Bedingungen bietet. Es stellte sich dannnach der Pflanzung heraus, dass sich auch Weiß- und Grauburgundermit unter den neu gepflanzten Reben befanden.Im Nachhinein war das alles andere als ein Unglück, dennso wächst dort nun nicht nur ein feiner Spätburgunder (der„Kékburgundi“), sondern auch die spannende Cuvée „Szürke& Fehér“ (das heißt Grau und Weiß und ist naheliegenderweiseein Mix aus Grau- und Weißburgunder) und ebendieser geniale Weißburgunder. Die Trauben wurden selektivvon Hand im September gelesen und wanderten dannzur Spontanvergärung ins große Holzfass. Danach erfolgteder Ausbau über elf Monate auf der Hefe. Auch bei seinemWeißburgunder verfolgt Franz Weninger seinen minimalistischenAnsatz und überlegt bei jedem Arbeitsschritt, obdieser auch wirklich notwendig ist. Seine immer ausgefeilterwerdende Kunst des Weglassens führt zu diesem wunderbarpräzisen und dennoch herrlich verspielten und lebendigenPinot Blanc. Ins Glas schmiegt er sich in einem hellen Strohgelbmit einer ganz leichten Trübung wie ein Nebelschleierin morgendlichem Sonnenlicht.Die Nase ist geprägt von vielfältiger Fruchtfrische mit reiferQuitte, knackiger Birne, etwas Limette und Pomelo undvon einer kräutrigen Blumigkeit, in der Melisse und Kamillemitschwingen. Dazu noch zarte Fermentationsnoten undeine verhaltene Mineralik. Am Gaumen finden die herrlichpräzisen Fruchtaromen von Nashibirne, wieder Quitte, süßerGrapefruit und Amalfizitrone in einem feinen Schmelzwunderbar zusammen. Jeder Schluck ist spritzig, trotzdemelegant und voller lebensbejahender Leichtigkeit. Die in derNase nur verhalten anklingende Mineralik ist am Gaumenausgeprägter und gibt dem Wein eine salzige und sehr animierendeStraffheit, die ihn zu einem perfekten Partner vonAustern und Meeresfrüchten macht – doch nicht nur: Mitdem Fehérburgundi packen Sie sich zu einem enorm fairenPreis einen nachhaltig produzierten modernen Bio-Weinin den Keller, der zu jeder geselligen Runde passt und alsabwechslungsreicher Speisebegleiter funktioniert, sei eszu Schalentieren und Muscheln oder zu Hühnerfrikassee,Kalbsschnitzel und Gemüse-Quiche.Ab sofort bis 2030+.FURMINT „VOM KALK“,WEISS 2023 (BIO)Erfrischend säuerlich und enorm animierend,dieser „Riesling des Ostens“!FURMINT |AT-BIO-402OBL071023 | 12% VOL. | 22,00 €/L | 16,50 €Die Geschichte des Furmint, zur Zeit der K. u. k. Monarchieeine der prägenden Rebsorten Deutsch-Westungarns, hatsich in vielen Regionen ähnlich abgespielt. Frostempfindlichkeitund Ertragsschwäche ließen die Bestände schwinden.Im Burgenland, wie dieser Landstrich als österreichischesBundesland seit 1921 heißt, folgte mitunter der GrüneVeltliner, eigentlich eine Rebsorte entlang der Donau undihrer Nebenflüsse. Am Tiefpunkt verzeichnete die offizielleAnbaustatistik elf Hektar (!) Bestand in ganz Österreich.Dass sich das Blatt zugunsten des Furmints wendete, ist auchWinzern wie Franz Reinhard Weninger zu verdanken. Sieholen die alte Sorte zurück ins Burgenland und pflanzten sieauch außerhalb ihres letzten Refugiums am Neusiedler See(in Rust „überlebte“ Furmint als Süßwein) wieder an. In Ritzing,nur wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt,befinden sich jeden Lagen, die dem „Vom Kalk“ ihrenNamen geben. Parallel füllt Weninger auch den „Stein“ ausseinen Parzellen jenseits der ungarischen Grenze im KomitatSopron.Die stabile Säurestruktur, die als „Riesling des Ostens“ währenddes Kommunismus in Ungarn geschätzt wurde, machtdie Sorte ungeachtet der politischen Grenzen wieder gefragt.Eine Verdopplung der Rebfläche in Österreich ist daskonkrete Ergebnis. Doch Weninger legt es an wie eh und je:Spontangärung und Verzicht auf Feinfiltration lassen einennachgerade „puren“ 2023ers ins Glas kommen. Die kleineMenge erzählt dennoch klar von der Südlage „Kalkofen“.Kraftvoll tritt der „vom Kalk“ der Nase gegenüber: Die typischeApfel-Note der Rebsorte kommt in diesem Fall alsApfelschale, verbrämt mit Zimt, zum Vorschein. Ein wenig„Äbbelwoi“ lässt die spontane Vergärung im 500-Liter-Fasserkennen.Am Gaumen fällt vor allem die salzige Art auf, die sich keineswegserst als Nachgeschmack wie bei einigen Burgunderneinstellt, sondern den gesamten Geschmacksverlauf durchzieht.Diese Austern-Saft-Note trifft auf einen säurigen Unterbau,den nur stark kalkhaltige Weingartenböden liefernkönnen. Darauf thront der Mix aus Lagerapfel, Quitten undGuter Luise-Birnen. Eine erneute saline Welle folgt als Kapern-artigerSchlussakkord von Weningers österreichischemFurmint. Ein echter Wachmacher, dabei rar und spannendals Kandidat in Blindverkostungen!Ab sofort bis 2030.Februar 202577

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