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Weinmagazin Nr. 371 | Februar 2025 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

ÖSTERREICH

ÖSTERREICH BURGENLANDWENINGERHORITSCHON© Nicole Heiling74 PINwand № 371

WeningerWeninger ist mehr!Besieht man sich das österreichische Burgendland, wirdeinem bewusst, dass die Region zu den lebendigstenund vielfältigsten Weinregionen Europas gehört. Einigesdavon bilden wir mit Weingütern und Winzern wie Velich,Schiefer, Heinrich und Moric zwar schon ab, doch mitden Weinen von Weninger haben wir noch mal eine weitereFacette des Burgenlandes hinzugewonnen. Und was für eine!Das Weingut Weninger steht für uns wie kein zweites füreinen grenzüberschreitenden Gedanken, Weinbau zu betreiben.Gemeint ist einerseits die physische Grenze, die dort,wo das Weingut liegt, gezogen wurde. Andererseits ist esaber die geistige Grenzüberschreitung, für die Franz ReinhardWeninger zusammen mit seiner Frau Petra und seinenEltern steht.Das Weingut der Familie Weninger befindet sich in Horitschon.Am Rande der Ortschaft verlief jahrzehntelang derEiserne Vorhang, denn unweit des Ortsausgangs RichtungNorden und Osten liegt Ungarn. Ungarn (das schon 1538 denHabsburgern unterstand) wurde 1804 Teil des neugegründetenKaisertum Österreich und ab 1867 der K. u. K.-Monarchie,kam nach 1945 unter sowjetischen Einfluss. Viele Familienhatten Verwandte auf beiden Seiten der Grenze undoftmals natürlich auch Besitz. Doch während der langen Zeitder Trennung trat das Gemeinsame, das Österreich und Ungarnverbunden hatte, weitgehend in den Hintergrund. Alssich die Schlagbäume öffneten, gehörte Franz Ludwig Weninger,der Vater, zu den Ersten, die sich für die Nachbarninteressierten. Es dauerte dann auch nicht lange, bis er denWeinort Villány entdeckte, Freunde fand und sich dort ab1992 im Weinbau engagierte und zusammen mit Attila Gereein zweites Weingut gründete. 1997 bekamen die Weningersdann das Angebot, Weingärten in Sopron zu erwerben, alsounweit des eigenen Weinguts. Vater und Sohn überlegtennicht lange und gingen das Wagnis ein. Doch der Weg zumErfolg war schwieriger als erwartet. Zwar erregte Franz jun.mit seinen ersten Weinen in Ungarn viel Aufsehen, doch irgendwannwurde er schräg angesehen für seinen sich veränderndenStil. Der „Ponzichter“, der Bohnenzüchter, wie mandie Deutschsprachler in Ungarn gerne nannte, weil sie früherBohnen in Mischkulturen zusammen mit den Weinrebenpflanzten, wurde zunehmend als Spinner betrachtet.Was war geschehen? Franz hatte sich nach und nach vomdamals noch üblichen Stil entfernt, der in Österreich undUngarn vorherrschte. Es war der Stil der Blockbuster nachder Robert-Parker-Mode: ein internationaler Stil mit internationalenRebsorten, der auf Konzentration und vielHolzeinsatz setzte. Franz hatte so angefangen, merkte aberspätestens 1999, als er von einem Praktikum in Kalifornienzurückkehrte, dass er kein Epigone des „american way of winemaking“werden wollte, weil der damit unglücklich würde.Und ebenso unglücklich war er mit dem konventionellenAnsatz in den Weingärten, der auf kurzfristige Krankheitsbekämpfungper Holzhammermethode setzte und nicht aufUrsachenforschung beruhte.Also haben sich die Weningers ab 2000 nach und nach neuerfunden. Es begann mit der Spontanvergärung und demVerzicht auf jegliche weiteren Hilfsmittel im Keller. Es gingweiter mit dem Beginn der Humuswirtschaft und dem biologischenLandbau. Für Franz, der im Kopf immer unabhängigerwurde, war das aber noch nicht genug. Er setzte sichimmer mehr mit der Biodynamie auseinander – im Weingartenwie in seiner Denkweise – und gelangte immer stärkerzur Achtsamkeit, nämlich mit weniger mehr zu erreichen.Wenn man ihn fragt, dann vergleicht er diesen Ansatz mitder Architektur: „Wenn man sich auf wenige Materialen beschränkt,ist es zwar schwerer, aber die Architektur wirdklarer. Das Nicht-Ausdünnen der Trauben, das Nicht-Bewegendes Weins, das Nicht-Schwefeln, das Nicht-Kosten…, all diese Reduktionen führte zu klaren Weinen. So helfenmir Zertifizierung und Kontrolle, einen Rahmen zu setzenund mich zu fokussieren.“ „Weninger ist mehr“ als Motto fürdas Weingut Weninger aufzurufen ist also deutlich mehr alsnur ein Wortspiel. Franz Weningers Weine sind den letztenJahren tatsächlich immer klarer, immer präziser und immerstrahlender geworden. Und das gilt für die Weine auf der österreichischenwie auf der ungarischen Seite. Dabei ist FranzWeninger von einem Adepten des biodynamischen und deshandwerklichen Weinbaus zu einem seiner wichtigsten Protagonistengeworden. Er hat 2006 die Gruppe „respekt-BIO-DYN“ mitgegründet, ist zusätzlich noch dem Demeter-Verbandbeigetreten und hat vor zwei Jahren Aufsehen erregtmit der Aktion „Rage against the Machine“, um sich gegendie zunehmende Mechanisierung im Weinbau zu wenden.Das T-Shirt dieser Aktion ist unter Winzern und Winzerfreunden,die gerne mal im Weinberg helfen, längst Kult.Wir freuen uns sehr, dass Sie, werte Kunden, die Weine vonFranz Weninger so gut und im besten Sinne nachhaltig angenommenhaben und unseren Enthusiasmus teilen, zumaldiese alles andere als gewöhnlichen Tropfen enorm lebendige,erzählfreudige und vor allem berührende Weine sind.Franz erklärt es so: „Guter Wein erzählt von seiner Herkunftund seiner Geschichte. Und wenn diese Geschichte Gänsehauterzeugt, dann ist es sehr guter Wein.“ Und so bleibt unsnichts weiter zu tun, als Ihnen viel Spaß mit diesen Gänsehaut-Weinenwünschen!Februar 202575

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