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PINwand 371

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Weinmagazin Nr. 371 | Februar 2025 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH

FRANKREICH BURGUNDDOMAINEJEAN TARDY & FILSVOSNE-ROMANÉE© Foto: Hendrik Haase28 PINwand № 371

Bühne frei für den Jahrgang 2022!Jean Tardy„Ein Mini-Betrieb, nur ein halbes Dutzend Crus in kleinen,aber glücklicherweise nicht mikroskopisch kleinen Mengen.“– Neal Martin (Vinous)„Der Stil hier ist kräftig und würzig, mit viel Frucht, Fleisch und Struktur.“– William Kelley (Robert Parker Wine Advocate, Januar 2022)Die Domaine Jean Tardy & Fils ist eine Adresse fürdurchaus versiertere Burgund-Kenner. Man musssich schon etwas tiefer mit der Materie beschäftigen,um ein Gespür für die Attraktivität dieser gerade einmal 5,5Hektar großen Domaine aus Vosne-Romanée entwickeln zukönnen. Denn die Voraussetzung und dortigen Gegebenheitensind nicht eben einfach, die Tiefen (und Untiefen) des französischenErbrechts in Kombination mit der altehrwürdigenBewirtschaftungspraxis in Burgund für Nichteingeweihte einBuch mit sieben Siegeln. Die Domaine ist nach Jean Tardy,dem Vater des heutigen Besitzers, Guillaume, benannt. Dochschon Jeans Vater Victor war Winzer. Nach dem ZweitenWeltkrieg bewirtschaftete er in sogenannter métayage (Natural-bzw. Teilpacht) Weinberge für die legendäre DomaineMéo-Camuzet. Das hieß, dass eine Hälfte der Weinberge fürMéo-Camuzet, die andere Hälfte für das eigene Weingut verwendetwurde. Ein System, das so gut vier Jahrzehnte funktionierte,bis sich dann der Verpächter 2007 dazu entschied, inZukunft diese Lagen selbst zu hegen, pflegen und abzuernten.Jean Tardy & Fils mussten damals auf etwa ein Drittel der Lagenverzichten, darunter den Grand Cru Clos de Vougeot undden Premier Cru Vosne-Romanée Chaumes. Der heute auf die50 zugehende Guillaume (ein Meister der knappen Worte undmit eher trocken-britischem Humor gesegnet – „My wines arenot sunny, they are shiny.“) unterstützt seinen Vater seit 1997,das Weingut übernahm er dann 2003, das er seitdem quasi neuerfunden hat. Aufgrund der guten Reputation und langjährigerKontakte (Großvater Victor war Burgund-Ikone HenriJayer vergleichsweise eng verbunden, bewirtschaftete er dochebenfalls unter Méo-Camuzet Weinberge) waren die Tardysin der glücklichen Lage, nach und nach einige besonders feineParzellen dazugewinnen zu können.Die Basis bilden heute Weinlagen in den – klimatisch bedingt– immer attraktiveren Hautes Côtes de Nuits und Côtes deNuits Villages sowie den Appellationen Fixin, Nuits-Saint-Georges und Vosne-Romanée. Kernkompetenz Tardys sind„parzellengenaue“ Burgunder, lieu-dits, also Einzellagen, aufVillages-Niveau. Doch man besitzt auch uralte Reben (Pflanzjahr1937) im Grand Cru Echézeaux (allerdings werden hierlediglich 600 bis 800 Flaschen pro Jahr gefüllt). Die Bewirtschaftungist seit dem Jahrgang 2021 biologisch mit natürlichenKomposten ohne chemische Additive, allerdings nichtzertifiziert, gepflügt wird zum Teil sogar mit dem Pferd, gelesenwird von Hand. Was die Vinifikation angeht, so strebtGuillaume bei seinen Burgunder niedrige Alkoholgradationenan, also eher 12 als 14 Vol.-% auf dem Etikett. Die Traubenwerden mittels leichter Kaltmazeration eine Woche vor derGärung extrahiert, dabei aber kaum angedrückt, sondern quasiwie bei einer macération carbonique intrazellulär angegoren.Guillaume will nur die zarten Aromen aus der Schale extrahieren,daher entrappt er alle Weine (wie es auch Henri Jayerpraktizierte). Allerdings wandern die Rotweine (bis auf dieGrand Crus) heutzutage, anders als bei Jayer, mehrheitlich ingebrauchte Fässer als neue Barriques. Die Villages-Weine bautGuillaume in rund 25 bis 30 % neuen Barriques aus, die PremiersCrus je zur Hälfte in neuen und gebrauchten Fässern. Beiden tonnelleries setzt Tardy auf ausschließlich auf Allier-Eichevon Meryieux und Montgillard, in der Nähe Vosne-Romanées.Das Ergebnis sind fruchtintensive und dunkelwürzige PinotNoirs, die durch und durch den erdigen Charakter Vosne-Romanées und Nuits-St-Georges verkörpern, dabei aber stetsFeinheit und Eleganz besitzen (so schreibt Vinous-VerkosterNeal Martin etwa: [Tardy] erzeugt relativ fruchtintensive,konzentrierte Weine, die eher zur schwarzen Seite des Fruchtspektrumstendieren als zur roten“).Es handelt sich um Burgunder, die jugendlich einen besonderenCharme versprühen, aber stets auf klassisches Reifepotenzialausgelegt sind. In guten Jahren zählen einige der Crus zuden feinsten ihrer Appellation, sind dabei aber weiterhin verhältnismäßigmoderat bepreist. Allen Meadows etwa schreibtüber die Domaine: „Wenn Sie die Weine nicht kennen, schuldenSie Ihrem Geldbeutel den Gefallen, sie kennenzulernen“(Burghound, #52). Jean Tardy ist einer dieser Geheimtipps,die Kenner gerne für sich behalten und nur Gleichgesinntenweiterflüstern (jetzt allerdings ist Vorsicht bzw. Eile geboten:Parker-Verkoster William Kelley hat Tardy für den 2020er-Jahrgang erstmals besucht und Neal Martin schaut inzwischenregelmäßig vorbei …!). Wer das klassische Burgund liebt, wirdhier fündig: echte Schätze, die ihr jeweils einzigartiges Terroirwiderspiegeln. Wir sind sehr froh und sehr glücklich, einekleine Allokation von Guillaume mit dem Jahrgang 2021 erstmalserhalten zu haben. Mit seinen aktuellen 2022ern setzt ersogar noch eins drauf, denn generell handelt es sich hierbeium einen Jahrgang, der noch etwas mehr Komplexität undPotenzial besitzt und deutlich angenehmer vonstatten ging alsder „winemakers’ vintage“ 2021. Dabei kommt die so fruchtbetonteund die kühlen Aromen konservierende ArbeitsweiseTardys den vielschichtigen 2022erm bestens entgegen.Wir haben hier Pinot Noirs im Glas gehabt, die uns bei derFassprobe, selbst in den frühesten und klirrend kalten Winterstunden,größte Freude bereitet haben. Es sind Burgunder, dieeinem sofort zu Herzen gehen! Hinreißende Rotweine vollerFinesse, echte Schätze mit enorm viel Charakter – ganz wieGuillaume Tardy!Februar 202529

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