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Weinmagazin Nr. 369 | November 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

ITALIEN T O S K A N A

ITALIEN T O S K A N A ROSSO DI MONTALCINO DOC, ROSSO 2022 Der kleine Brunello-Bruder als Italo-Klassiker SANGIOVESE ITO130122 | 14% VOL. | 33,33 €/L | 25,00 € Das klare Bekenntnis zum „Rosso di Montalcino“ zeigt die Bedeutung, die man bei Casanova di Neri auch dem Einstiegssegment zuteilwerden lässt. „Für uns ist der „Rosso“ ein Wein von höchster Bedeutung. Für die Herstellung verwenden wir Trauben aus eigens dafür vorgesehenen Weinbergen, denen die gleiche Aufmerksamkeit und Sorgfalt geschenkt wird wie denen, die für die Herstellung von Brunello bestimmt sind“. 2022 spielte in den toskanischen Hügeln auch das Wetter bestens mit, um einen reifen und nicht von Hitze ausgezehrten Sangiovese ernten zu können. Der warme Frühling begünstigte vegetative Entwicklung und die frühe Blüte. Auf die sommerlichen Temperaturen der Monate Mai, Juni und Juli folgte der ersehnte Regen, der aber vor der sensiblen Erntephase endete. Mit dem Einsatz einer optischen Sortieranlage kommen ohnehin nur die perfekt reifen Beeren für die Weine von Casanova di Neri zum Einsatz. Sie werden spontan vergoren und für acht Monate im Fass gereift. So konnte der „Rosso di Montalcino“ 2022 zu einem Wein „von großer Finesse und Komplexität“ werden, wie man sich am Weingut freut. Schon der Duft dieses Rotweins zeigt die Noten, die man an diesem toskanischen Freudenbringer schätzt: Frisch gepflückte Weichsel und getrocknete Rosenknospen befinden sich im Widerstreit mit den bekannt fleischigen Noten des Sangiovese – hier als Hirschwurst mit Grünem Pfeffer angelegt. Auch gedörrte Pflaumen lassen sich erkennen, ehe es ans Verkosten geht. Als klar „horizontaler“ Wein kleidet der 2022er von Casanova di Neri den ganzen Mundraum aus. Schlehe, Kirschsaft und Hagebutte sind da zu schmecken. Dazu macht sich ein jugendlicher Gerbstoff bemerkbar, der allerdings untrennbar mit der kompakt-kernigen Frucht verwoben ist. Kirschige Frucht und herbe Würze liefern so etwas wie Yin und Yang von Montalcino. Ihr Spiel definiert diesen Wein. Die klare Empfehlung für den Rosso di Montalcino bei Tisch gilt italienischen Klassikern. Von der Pizza funghi über eine bistecca alla fiorentina bis hin zu Pappardelle al ragù di cinghiale (Bandnudeln mit Wildschwein-Sugo) – die Toskana liebt es schließlich stilecht! Ab sofort bis 2033. 42 PINwand369

„GIOVANNI NERI“ DOC ROSSO DI MONTALCINO, ROSSO 2019 Zweitwein? Jawoll, noch eine Flasche davon in den Keller! Casanova di Neri SANGIOVESE ITO130521 | 15% VOL. | 72,00 €/L | 54,00 € Als 1967 das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino den Winzern des frisch DOC-besiegelten Anbaugebiets gestattete, einen Zweitwein zu produzieren, war es die Absicht, den Neugründern und den Umsteigern auf reinen Weinbau (ein Großteil der Produzenten von Brunello waren zu diesem Zeitpunkt sogenannte „mezzadri“, also Bauern, die auch Rebbau betrieben) den Ein- und Umstieg überhaupt zu ermöglichen. Es musste damals sehr viel Geld investiert werden, die Rebanlagen wieder aufzubauen, neu zu pflanzen, Kelterei und Güter zu restaurieren. Die lange Wartezeit bis zuerst die Reben das adäquate Mindestalter erreicht haben, dann die lange Reifezeit von damals vier Jahren in teuren Holzfässern und schließlich auch die ebenfalls lange Zeit der Alterung bis zur Trinkreife in der Flasche (und damit die Wartezeit auf das für den Umsatz so wichtige Renommee) waren ohne den zwischenzeitlichen Absatz eines solchen kleinen Roten finanziell einfach nicht zu stemmen. Als Giovanni Neri 1971 sein Weingut erwarb, konnte auch er damit in vergleichsweise kurzer Zeit mit Einnahmen rechnen – sein erster verkaufsbereiter Jahrgang war dann auch 1977 ein Rosso di Montalcino. Als 1983 auch der Rosso sein DOC-Siegel bekam, zeigte sich, wie ausgesprochen klug es war, für diesen Wein ebenfalls recht rigide Qualitätsrichtlinien definiert zu haben. Die Festlegung der Rebsorte auf Sangiovese spielt dabei wohl die Hauptrolle. Anders als im Rest Italiens, wo Sangiovese zwar vielfach angebaut wird und in überschaubarer Zahl große Weine hervorzubringen vermag, sind die Bedingungen für seinen Anbau im Gebiet um Montalcino einfach ideal. Klima, Bodenzusammensetzung und Hangneigungen spielen dieser vielfach als anspruchsvoll bezeichneten Sorte geradezu in die Hände. Hier nun ein Rosso di Montalcino, der mit einem höflichen Lächeln jedem Zweitweingeschwätz das Mikrofon ausknipst, nachdem die erste Schwade Sangiovese-Aromen die Karaffe (Dekantieren zwei Stunden vor Genuss hilft hier sehr) verlassen hat. Das und die Farbe verraten sofort jedem Kenner wie viel Aufmerksamkeit in Weinberg und Keller der Qualität galt. Nach der Handlese im September und der Selektion der Trauben aus den Lagen um Sesta (fast 50 Jahre alte Reben) werden bei Casanova di Neri die von Stielen befreiten einzelnen Beeren nämlich noch einmal von optischen Sensoren selektiert. Nach Spontangärung (in Montalcino seit den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute häufig beibehaltene Tradition) und 18-tägiger Mazeration in konischen Edelstahlbottichen (häufige Pressung inklusive) erfolgt die Reifung für 13 Monate in großen Eichenholzfässern. Dieses Verfahren führt hier zu einem perfekten Vertreter seiner Herkunft. Sein samtenes Rubinrot lässt ohne Gegenwehr Durchsicht zu. Pigmentierung und sanfte Bräune ziehen so sehr an, dass der Betrachter unbedingt seine Nase ausfahren möchte. Aus bodennaher Würze (Erde, Zeder, Herbstlaub, Waldboden, Graphit, Asche, Rauch) steigt sofort (wenn die Zeit in der Karaffe lang genug war) die herrlichste Sangiovese-Frucht (Erdbeere, rote Kirsche, Himbeere, Brombeere) um dann ein üppiges Maß an weiteren Gewürzen (Pfeffer, Kaffee, Tabak, Kakao, Vanille, Lakritze, Piment, Lorbeer) aufnehmen zu können. Schließlich gesellen sich spontan noch etwas grüne Tomate und Schinken hinzu und alles fügt sich zu einem allgemein frisch wirkenden Bouquet, das Dunkelheit nur als uninszenierten Kontrast duldet und auch seine süßen Noten nie überreich werden lässt. Am Gaumen lernen wir dann, warum in Montalcino der biologische Säureabbau schon immer so verpönt war: Diese Tannine brauchen, obwohl prächtig entwickelt, die Säure unbedingt zur Verstärkung ihrer angenehmsten Eigenschaft, der Fähigkeit Aromen an sich zu binden, sie zu „tragen“. Jetzt noch recht jung, wird der „Giovanni Neri“ schon in ein paar Jahren bewusste „Tragefähigkeit“ noch weiter entwickeln und den jetzt schon unirdisch-langen Abgang sicher noch ausweiten. Das Wort Zweitwein hat im Zusammenhang mit Casanova di Neri eine völlig andere Bedeutung: Es ist Teil einer Aufforderung, noch mindestens eine zweite Flasche davon ans Lager zu nehmen! Ab sofort bis mindestens 2033+. November 2024 43

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