Aufrufe
vor 10 Monaten

PINwand 369

  • Text
  • Weinverkostung
  • Winetasting
  • Weinfachhandel
  • Onlinewein
  • Weinhandel
  • Weinversand
  • Wwwpinarddepicardde
  • Weine
  • Wein
Weinmagazin Nr. 369 | November 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

92–94 Punkte Vinous

92–94 Punkte Vinous FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2022 Faszinierendes Freundschaftsspiel schwarz-roter Früchte! GRENACHE, SYRAH, CINSAULT, MOURVÈDRE, VACCAREZE, MUSCARDIN FRS140222 | 16% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 € Die Brüder Vincent und Pascal Maurel übernahmen das Familienweingut Anfang der 2000er-Jahre und haben seit ihrem ersten gemeinsamen Jahrgang 2003 den Aufstieg in die erste Liga der Region geschafft. Die drei „großen“ Weine des Guts (die beiden Cuvées „Combe des Fous“ und „Deus ex Machina“ sowie der sortenreine Grenache „Sanctus Sanctorum“) haben Kult-Charakter und sammeln regelmäßig internationale Spitzenbewertungen ein. Doch auch der Einstiegswein bei Clos Saint-Jean ist auf ganzer Linie herausragend. Auch für ihn werden Trauben der uralten Reben aus der hochgelegenen Top-Lage La Crau, einer der besten des Châteauneufs, verwendet. Die Lese der Trauben (75 %, Grenache, 15 % Syrah, dazu Mourvèdre, Cinsault, Vaccarese und Muscardin) erfolgt erst nach einer täglich neuen Geschmacksprobe der Früchte – nur was optimal reif ist, wird dann von Hand gelesen. Vergoren wird spontan und temperaturkontrolliert für 35 Tage im Betontank. Danach reift der Grenache weiter für neun Monate im Beton, die anderen Rebsorten für die gleiche Zeit in Holzfässern. Abgefüllt wird nur, wenn der Mond im Löwen, Widder oder Schützen steht, denn an den sogenann- ten „Fruchttagen“ sollen die Fruchtaromen intensiver zur Geltung kommen. Egal, was man von dieser durchaus esoterisch klingenden Herangehensweise halten mag – der Châteauneuf-du-Pape der Maurel-Brüder ist die Quadratur der Fruchtigkeit. Trotz seiner schwindelerregend hoch anmutenden „Umdrehungszahl“ von 16 Vol.-% Alkohol, verblüfft die sagenhaft saftige Frische einfach immer wieder. Der Duft des Weins, der in schwerem Purpur-Brokat das Glas „einbalsamiert“, ist ein Wettkampf der schwarz-roten Früchte, in dem Beeren gegen Kirschen in einem Freundschaftsspiel antreten – dunkle Schokolade und Veilchen sind die Schiedsrichter. Am Gaumen dann vom ersten Schluck an ein betörender samtig-fruchtiger Schleier, der Wettkampf der Früchte wird sehr elegant und fantastisch balanciert ausgetragen, ist bei aller Macht und Opulenz nie too much, da von der fruchtigen Frische und einer feinen Mineralität geprägt. Das nicht enden wollenden Nachspiel fasziniert mit eleganten Tanninen, dazu Kakao, ein Hauch Pfeffer und warme Gewürze (Nelke, ein auch Sternanis, Süßholz). Im ausgelassenen Spiel der Aromen übernimmt immer mal wieder eine andere Frucht die Führung, und so bleibt der Wein vom ersten bis zum letzten Schluck lebendig. Ein Wein also, den man ganz herrlich in seiner jugendlich-charmanten Fruchtphase genießen kann, der aber noch leicht zwei Jahrzehnte vor sich hat, die man genüsslich feiern sollte. Wir empfehlen daher dringend eine entsprechend vorausplanende Bevorratung! Ab sofort bis 2039+. 38 PINwand369

Clos Saint-Jean „DEUS-EX MACHINA“ CHÂTEAUNEUF DU PAPE, ROUGE 2022 94–96 Punkte Vinous „LA COMBE DES FOUS“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2022 Das „Tal der Narren“ ist der Weg zum Châteauneuf-Gipfel! GRENACHE, SYRAH, CINSAULT, VACCARESE FRS140322 | 16% VOL. | 113,33 €/L | 85,00 € Dieser Kultwein der Domaine Clos Saint-Jean stammt aus der Hügellage „La Crau“, die in den Jahren 1905 bis 1910 von Urgroßvater Edmond Tacussel bepflanzt wurde, und den seine- Nachbarn prompt für verrückt erklärten: Der Weinberg sei viel zu steinig, die bewussten Steine dann auch noch viel zu große, und überhaupt könne man das Land dort nicht mit dem Pferd bearbeiten … alles in allem also eine Schnapsidee. Allerdings gibt die Geschichte den Mutigen recht: Von den berühmten Grenache-Reben (70 %, annähernd 90 % davon dann entrappt und im Stahltank ausgebaut) dieses Terroirs stammen beispielsweise auch die Trauben für Pégaus Supercuvée „Da Capo“. Beim „La Combe des Fous“ (auf deutsch so viel wie „die Talmulde der Verrückten“ – nach Monsieur Tacussel haben noch andere fröhliche Wahnsinnige hier ihr Glück gesucht und gefunden) tritt sie in Assemblage mit 20 % Syrah und je 10 % Cinsault und Vaccarèse auf, die in neuen und gebrauchten Fässern ausgebaut wurden und allesamt bei allergeringstem Ertrag (im Schnitt maximal 15 Hekorliter pro Hektar) per Hand gelesen wurden. Dieser Châteauneuf-du-Pape ist flüssig gewordenes Extrakt der Region. Der tieffarbene Wein duftet konzentriert nach Erdbeeren, nach reifen Pflaumen, Rose, Veilchen, Süßholz und Wildkräutern. Er entfaltet am Gaumen eine enorme Konzentration, saftige Säure und ungemein seidige, dabei griffige Tannine, gewinnt dabei noch an Würzigkeit und Kraft im langen Nachhall, ohne die feine reife Frucht zu vernachlässigen Mit Sicherheit gehört diese legendäre Cuvée der Domaine Clos Saint-Jean zu den komplexesten, aber vor allem auch elegantesten Châteauneuf-du-Papes, die dieser große Jahrgang hervorgebracht hat. Hier ist alles um eine Dimension dichter, engmaschiger und konsequent aufs Wesentliche – Essenz eines Châteuneuf-du-Pape – konzentriert. Ein grandioser Wein! Zu genießen ab sofort, ideal ab etwa 2026 bis 2042+. Clos Saint-Jeans „Deux-Ex Machina“ – nach wie vor einfach „göttlich“! GRENACHE, MOURVÈDERE FRS140422 | 16% VOL. | 126,66 €/L | 95,00 € Der „Gott aus der Maschine“, Clos Saint-Jeans in der Tat wieder einmal göttliche Cuvée aus 60 % Grenache und 40 % Mourvèdre stammt aus der berühmten Lage „La Crau“ (die ohnehin ertragsarmen Reben lieferten heuer vergleichsweise winzige Menge) und wird in einer Mischung aus Betontanks und demi-muids ausgebaut. Der Name, mit dem im Bühnenkontext ein überirdisches Eingreifen bezeichnet wird, das den Lauf der Dinge radikal verändert bzw. eine unerwartete Umkehrung der Situation durch ein äußeres Ereignis, das nicht vorhersehbar war, wurde seinerzeit als Symbol der „Richtungsänderung“ des Weinguts, die mit dem Jahrgang 2003 einherging, gewählt. Hier allerdings strebt alles nur in eine Richtung, und die ist klar definiert: ad astra! Dem ersten Jahrgang, der ohne den großen Philippe Cambie entstanden ist, gelingt das mit einem ungeheuer dunkel-würzigen, parfümierten und komplexen Bouquet („Dark, brooding and vertical“ – Vinous), das schwarze Johannisbeeren, reife Kirschen bis hin zu Kirschlikör, Süßholz und provenzalische Garrigue bereithält, dazu getrocknete Blumen, Pfeffer und eine ätherische Note, die an Bergamotte (Earl-Grey-Tea, lange gezogen) erinnert. Am Gaumen mit einer gewissen Lust und voller Gusto druckvoll vollmundig, dabei von einer bemerkenswerten Reinheit und Schönheit des Ausdrucks: die Tannine griffig, präsent, dabei seidenweich, eine sich anfänglich dunkel verströmende Mineralität, die mit etwas Zeit und Luft immer heller, klarer, „steiniger“ wird: Marmor mit einer samtenen Oberfläche. Für Nicholas Greinacher (Vinous) ist es eine der „vermutlich besten Abfüllungen dieser Cuvée“, sicherlich eine der ambitioniertesten: opulent, konzentriert, mit einer gewissen Ungezähmtheit, inneren Gespanntheit und Energie ausnehmend gut, zumal diese auch den wunderbar langen Nachhall geradezu „durchglüht“. Ein absolut grandioser Châteauneuf-du-Pape für den man Familie Maurel nur danken kann. „Deus-Ex Machina“ zum Niederknien! Oder, um noch einmal Vinous zu zitieren: „Bravo!“ Ab etwa 2025 und dann bis nach 2045+. 95–97 Punkte Vinous November 2024 39

1997-2024 Pinard de Picard GmbH & Co. KG, Saarwellingen, Germany. ALL RIGHTS RESERVED.