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Weinmagazin Nr. 369 | November 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH SÜDLICHE

FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE „LES CALADES“ VDP VAUCLUSE, ROUGE 2023 Châteauneuf-Qualität zum Vin-de-Pays-Preis – spektakuläres Entrée zur Weinwelt der Brüder Maurel! GRENACHE, CALADOC FRS140123 | 15% VOL. | 12,66 €/L | 9,50 € Wenn man den „Les Calades“ der Gebrüder Maurel blind verkostet hätte man kein Problem zu glauben, dass auch er aus dem Châteauneuf stammt. Das tut der der Einstiegswein von Clos Saint-Jean aber nicht. Er kommt aus der direkten Nachbarschaft und ist klassifiziert als Vin de Pays de Vaucluse – und das ist insbesondere eine Freude für den Geldbeutel. Natürlich setzten Vincent und Pascal auch hier kompromisslos auf die Sorgfalt und Qualität, welche auch die Basis für ihre berühmten Weine „La Combe des Fous“ und „Deus-Ex- Machina“ ist: Akribische Handlese nur der wirklich reifen Trauben und danach temperaturkontrollierte Spontanvergärung für 30 Tage im Beton. Um vor allem die Fruchtaromatik und die feine mineralische Frische herauszuarbeiten, erfolgt die Reife danach ohne Holz für 9 Monate im Beton. Das gelingt den Maurels bei dieser Cuvée aus 70 % Grenache und 30 % Caladoc (einer vergleichsweise neuen Kreuzung aus Grenache Noir und Malbec) ganz hervorragend. In erhaben dunklem Granatrot leuchtend verströmt der Wein eine intensive und vor allem faszinierend frische Fruchtnase nach Erd- und Himbeere und einem Mix dunkler Beeren, dazu knackige Schwarzkirschen und eine an Muskat erinnernde Würze. Am Gaumen sind die weichen Tannine wunderbar sanft unterwegs und bereiten die Bühne für perfekt balancierte Beeren- und Kirscharomen, die sich alle saftig und reif, doch nie überreif oder kompottig zeigen. Der Nachgang dauert ewig und bleibt fruchtbetont, zeigt aber wieder cremig dunkle Schokolade und einen Hauch Kräuter der Provence. Der schlanke Preis sagt „Alltagswein“, die Substanz aber „Festakt“ oder „Jubiläum“, denn beides kann der „Les Calades“ mehr als würdig begleiten, zumal, wenn ordentlich aufgegrillt wird. Als flankierende Maßnahme zum BBQ ist er ein perfect match, ebenso zu Wildgerichten, Schmortöpfen oder würzigem Rohmilchkäse. Auch bei sonstiger, ganz unspezifischer Rotweinlaune ist diese fruchtig-komplexe Cuvée mit Charakter und Tiefgang ein sicherer Schluck mit Zufriedenheitsgarantie. Ab sofort bis 2028. 36 PINwand369

© Marc Ginot Clos Saint-Jean „LA MITRALE“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, BLANC 2023 Eine Schönheit: Clos Saint-Jeans „weißer Rabe“! CLAIRETTE, ROUSSANNE, GRENACHE BLANC FRS140623 | 14,5% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 € Noch bevor es die offizielle AOP-Bezeichnung Châteauneufdu-Pape gab, existierte bereits der Keller, den heute die fünfte Generation führt. Der Ur-Ur-Großvater der Brüder Vincent und Pascal Maurel begann um die Jahrhundertwende mit dem Weinbau, und einige der ältesten Stöcke von Clos Saint-Jean reichen mit 80 Jahren fast in die Pioniertage zurück. Der Stil jedoch, dem sich die Maurels verschrieben haben, geht in eine moderne Richtung. Insofern sollte man sich auch nicht von der „heiligen“ Anmutung der Flasche und dem Namen, der die Mitra des Papstes zitiert, täuschen lassen. Denn der Blend aus gleichen Teilen von Grenache Blanc, Clairette und Roussanne folgt einem erfolgreichen Rezept, das die Frische und den Schmelz dieses Weißweins erklärt. Lediglich der Roussanne wird in Holz vergoren und gereift, die beiden anderen Sorten werden im Stahltank ausgebaut. Schonende Arbeit im Weinberg stellt dafür die Basis dar; die Brüder beziehen die Trauben von ihren rund 41 Hektar, deren Löwenanteil am Plateau von „Le Crau“ wächst. Wer die Erzählungen von den berühmten Kieseln – den galets – nicht so ganz glaubt, kann den Boden des Châteauneuf hier gleichsam wie bei einem offenen Uhrwerk in Aktion sehen. Die verstärke Photosynthese der Pflanzen durch die reflek- tierte Sonne lässt sich in den Weinen ebenso wieder finden wie die Frische, die vom Wasserspeicher der roten Lehmböden unter den Kieseln beigesteuert wird. Im Duft ergibt das beim „La Mitrale“ von 2023 eine noble Zurückhaltung, der „heilige Johann“ will sich ein wenig bitten lassen. Dann allerdings treten die Aromen von weißem Pfirsich, einem Hauch Pinienharz, Quitte, weißem Pfeffer und Agrumen (reife Kumquat bis Pink Grapefruit) zutage. Am Gaumen entfaltet sich dann die ganze Kraft dieses weißen Châteauneuf-du- Pape, ein Katarakt saftiger Frucht (Birne, nicht zu reife Nektarine, gelbe Pflaume) kaschiert dabei die 14,5 Vol.-% Alkohol des Jahrgangs mit einer Lässigkeit, die im besten Sinne berauschend ist. Die druckvolle Art steht in einem interessanten Kontrast zur dichten, wie mit einem Seidenfaden gewirkten Struktur und der Würze dieser Cuvée, die an japanische, mit Nori-Alge verfeinerte Cracker mit ihrem salinen, zart algigröstigen und pfeffrigen Akkord erinnern. Brilliant auch das Finale, das mit seiner crescendierende Mineralität geradezu elektrisierend wirkt und dennoch in einem weiten Bogen fast behaglich ausschwingt, wäre da nicht eine wunderbar harzig-herbe Codetta, die ein mögliches „Zuviel“ an Balance hübsch konterkariert und ein langes Weinleben anzeigt. Der weiße „Mitrale“ ist definitiv eine Angelegenheit für das große Glas – und selbstredend auch für große Tafelfreuden: ein idealer Begleiter zu Kalbfleisch, vom vitello tonnato über Tafelspitz bis hin zur gefüllten Kalbsbrust! Ab sofort und bis sicherlich 2036+. 91–93 Punkte Vinous November 2024 37

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