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Weinmagazin Nr. 369 | November 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH V E N T O U X

FRANKREICH V E N T O U X „LE ROSÉ“ VENTOUX, ROSÉ 2023 (BIO) Frische, Frucht und Struktur in Perfektion vom Mont Ventoux CINSAULT, SYRAH, GRENACHE | FR-BIO-01 FRS030523 | 12,5% VOL. | 14,53 €/L | 10,90 € Was braucht es mehr? Ein gewaltiger Berg, der Mont Ventoux – ja der, auf den sich jedes Jahr Amateur- und Profiradler hinauf quälen – in unmittelbarer Nähe sorgt für reichlich Luftbewegung und sichert damit die Gesundheit der Reben. Vor Äonen angeschwemmte Schichten von Kieseln, Sand und Kalkschluff bieten festen Halt, speichern Wasser und liefern den Pflanzen gelöste Mineralstoffe im Überfluss. Unzählige Sonnenstunden lassen auch noch in der letzten Beere die herrlichen Fruchtaromen entstehen. Das sollte reichen, meint Sébastien Vincenti der Domaine de Fondrèche, es bedürfe sicher keiner Hinzufügungen, keiner Tricks. Seine Moste bekommen keinen Schwefel während oder nach der Weinbereitung – den kann er sich sparen, seit er begonnen hat, nur noch unter Stickstoff zu pressen. Kein Holzaroma schattiert, was die Vegetationsperiode da hervorgebracht hat. Völlig gesunde und reife Trauben brauchten dies alles nicht, um ihr Terroir zeigen zu können, meint Vincenti. Die selektive Lese der Trauben für seinen Rosé aus Cinsault (50 %), Grenache (20 %), Syrah (20 %) und Mourvèdre (10 %) erfolgt einfach in den kühlen Morgenstunden und alles, was sich zu diesem Zeitpunkt in den Beeren befindet, finden wir jetzt in der Flasche „Le Rosé“ Ventoux 2023 wieder; wirklich alles. Herrlich! Blitzblanke Koralle strahlt uns an – die Farbe verkündet bereits, was die Nase da gleich geschenkt bekommt. Frische und Frucht (Erdbeere, Grapefruit, Birne, Himbeere, Orange, Kirsche, Zitrone, Passionsfrucht, Wassermelone und Pfirsich) machen den belebenden Anfang, bevor ganz langsam Würze und Gestein (sonnenbestrahlter, nasser Kies, schwarzer Pfeffer, Grasschnitt und Traubenkerne) aufziehen. Das lange Hefelager hat nichts an gewichtsverleihenden Tertiärnoten hinterlassen. Die Mazeration aber gab Tannine an den Wein ab, die in der Meisterschaft ihrer Dosierung schon überwältigen können. Während Süße und Säure ein stets reizvolles Spiel um unsere Aufmerksamkeit spielen, legt sich dieses, für einen Rosé seltene Tannin in großer Geste unter das Geschehen und schafft so Kontraste von süchtig-machender Finesse. Das Frucht- und Frische-Übergewicht wird so auf geistreiche Art in einen Zusammenhang gebracht und damit verschwindet sofort jeder Eindruck von Oberflächlichkeit. Das ist schon außergewöhnlich! Ab sofort bis 2026+. Aber unserer Erfahrung nach halten sämtliche Vorräte maximal einen Sommer lang vor … „LE BLANC“ VENTOUX, BLANC 2023 (BIO) Herrliche Frucht von den windigen Hängen des Mont Ventoux GRENACHE BLANC, ROUSSANE, CLAIRETTE, ROLLE FR-BIO-01 FRS030623 | 13% VOL. | 15,73 €/L | 11,80 € Der Géant de Provence, der windige Riese Mont Ventoux, hat zu seinen Füßen nicht nur einen Parc naturel régional sondern auch eine nach ihm benannte AOC, die Dank der Domaine de Fondrèche von Weinkennern in aller Welt mit gierigen Fingern auf Karten aller Arten gesucht wird. Sébastien Vincenti hat sich und sein Terroir auf diese Karten bringen können, indem er wahrlich kompromisslos arbeitet. Seine Methoden sind mit wenigen Worten leicht zu beschreiben: Vermeidung aller Hinzufügungen. Die Reben der so klassisch-südfranzösischen Cuvée „Le Blanc“, also des Grenache Blanc (zu 30 % enthalten), der Clairette (zu 30 %), der Roussanne (ebenfalls 30 %) und des Vermentino wurzeln stark und tief in den kalkreichen Böden, werden von den starken Winden des benachbarten Riesen trocken und kühl gehalten. Zu ihrer Gesundheit hat Vincenti, ein überzeugter aber undogmatischer Biodynamiker, die Böden dazwischen mit „biologischen Alliierten“ bepflanzt, sie quasi mit freundlichen Nachbarn umgeben, die sanft verscheuchen, was schadet und anlocken sollen, was nützt. Die Lese erfolgt selbstverständlich von Hand und streng selektiv. Das Lesegut wird bereits auf seinen Hefen mazeriert – das herrlich sanft-leuchtende Grüngelb und das zarte Tannin geben davon Zeugnis – und dann unter Stickstoff abgepresst. Kein noch so winziges Bisschen Schwefel kommt in Kontakt mit dem Wein, nicht während und auch nicht nach seiner Bereitung. Im Edelstahl darf dieser Ventoux dann gären und auf seiner Feinhefe für ein ganzes Jahr reifen. Die Wucht seines Bouquets, die Präsenz und Lebhaftigkeit ist schon überraschend. Seine Frucht (Pfirsich, Birne, gelber Apfel, Nektarine, Orange, Passionsfrucht, Zitrone, Stachelbeere) ist so energisch, dass die Entdeckung anderer Facetten richtig viel Zeit braucht. Erst Minuten später finden sich nasse Kiesel, frisch gemähte, in Blüte stehende Wiese, Akazie, Duftnarzisse, Pfeffer, Koriandersaat und etwas vom grünen Äußeren einer Wassermelone ein. Das Spiel auf der Zunge ist von ähnlicher Belebtheit: Die Süße ist zuerst präsent, dann zieht sie sich hinter der Säure zurück, um Augenblicke später wieder aufzutauchen. Für den langen Ausklang erobert sich die Säure die Aufmerksamkeit allerdings zurück, damit eben jene Frische und damit ein Wunsch nach dem nächsten Schluck entsteht – die Gier und das völlige Glück. Herrlich! Ab sofort bis 2027+. 22 PINwand369

„PERSIA“ VENTOUX, BLANC 2023 (BIO) Präsent und komplex: Roussanne aus stürmischer Lage Fondrèche ROUSSANNE | FR-BIO-01 FRS030723 | 13,5% VOL. | 26,00 €/L | 19,50 € Roussanne tut sich gemeinhin sehr schwer mit Wind. So wie sein zartes Parfum scheint auch die Pflanze selbst allzu starke Luftbewegung zu scheuen. Um so mehr begeistert uns, dass ein hundertprozentiger Roussanne am Fuße des Mont Ventoux, dem Berg des Windes gedeihen kann. Damit dies geschieht, braucht es dann allerdings auch schon so einen Winzer wie Sébastien Vincenti von der Domaine de Fondrèche, der als Biodynamiker (er selbst bezeichnet sich als undogmatisch!) freilich alles zu unternehmen weiß, seine Pflanzen zu kräftigen. Ohne blindwütig vermeintliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder gegen Erscheinungen der Natur mit Keulen vorzugehen, pflegt er deren Präsenz. Die Roussanne-Reben haben das Zusammenleben mit Insekt und Nachbarpflanze gelernt und scheinen, aus dieser Schule gekommen, nun auch mit physikalischen Unbilden bestens im Einklang. Wenn dann Vincenti auch noch seine Maxime im Keller wirken lässt und ohne Hinzufügungen aller Art diesen „Persia“ bereitet, können wir einen optimalen Roussanne kennenlernen. Die aromenschonende Pressung unter Stickstoff, der Ausbau in gebrauchten Holzfässern und im Betontank und schließlich die lange Reifung auf der Feinhefe (ein Jahr!) konzentrieren den Wein auf sich selbst. Was die alten Reben da haben entstehen lassen ist schlicht grandios. Das zart gelbliche Grün mag ja noch unspektakulär sein – aber der Duft ist schlicht begnadet schön. Noch kühlschrankkühl treten schon Würznoten aus dem Glas (grüner Pfeffer, salzige Hefe, Rose, getoastetes Brioche, Mandelhaut), und wenn dann wie eine Silhouette aus weiter Ferne Frucht (Aprikose, Pfirsich, Mandarine, Honigmelone, Apfelmark, Grapefruit) in Erscheinung tritt, immer schärfere Kontur im Herannahen gewinnt und schließlich auch Farbe und Pracht, ist kein Wunsch mehr offen – und über allem schwebt dann als Gruß des Südens ein zarter Hauch von Verveine. Sofort zeigt sich auf der Zunge Süße, die von warmer Säure unterspielt wird. Angenehmes Tannin sorgt für einen Schatten, aus dem Früchte heraustreten können und liefert Mundfülle, ohne je unangenehm breit zu wirken. Die Winde des Berges haben der Komplexität nichts anhaben können. Eine animierende Komplexität, die lange währt – der „Persia“ ist wahrlich abendfüllend. Ab sofort bis 2035+. November 2024 23

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