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Weinmagazin Nr. 368 | Oktober 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH SÜDLICHE

FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE „LA FONT DE TONIN“ GIGONDAS, ROUGE 2022 Genial geschliffener, ungemein dichter Gigondas, der das enorme Potenzial der Appellation perfekt präsentiert GRENACHE, MOURVÉDRE FRS150322 | 15% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 € Antonin Faravel, der Gründer der Domaine La Bouïssière, war ein ebenso mutiger wie weitsichtiger Mann, als er vor etwa 70 Jahren begann, Reben am Fuße der malerischen, aber kargen Dentelles de Montmirail zu pflanzen. Die Höhenlage am Fuß der steinigen Berge barg zwar das Risiko, dass die Reben – wir sprechen hier über die Wärme liebenden Grenache und Mourvèdre – nicht immer perfekt ausreiften. Zumindest früher war das so. Doch der Gründer, der davor bereits jahrzehntelange Erfahrung unter anderem als Außenbetriebsleiter des angesehen Weinguts Amadieu gesammelt hatte, erkannte das enorme Potenzial des kargen, vom Jura- Kalk geprägten Terroir. Das wollte er nutzen. Heute können wir sagen: Danke für Deine visionäre Courage, Antonin Faravel! Klar, inzwischen ist die Kühle in der Höhenlage ein großer Vorteil, denn an der südlichen Rhône wird es im Sommer mittlerweile teilweise sehr heiß. Dazu kommt, dass die Reben in diesen Anlagen mittlerweile uralt sind, die Erträge sind minimal, die Konzentration ist fantastisch. Nach dem Tod des weitsichtigen Vaters führten die Söhne Gilles und Thierry Faravel nicht nur das mit neun Hektar recht kleine Weingut fort, sie schufen auch einen Wein zu seinen Ehren, den „La Font de Tonin“. Der Name des Weins setzt sich aus „fontaine“, französisch für Brunnen, und der Abkürzung des Vornamens des Vaters zusammen. Natürlich ist es Ehrensache, dass dieser Rote ganz weit oben in der Qualitätspyramide der Domaine angesiedelt ist – zusammen mit dem spektakulären „Beauregard“. Wie es sich angesichts dieser Vorgeschichte gehört, stammen die Trauben (65 % Grenache und 35 % Mourvèdre) aus den am höchsten gelegenen Parzellen des Guts, wir bewegen uns hier bis auf 500 Meter über Normalnull. Gelesen und sortiert wird von Hand, etwa ein Drittel der Trauben wandert entrappt in den Gärprozess. Der „La Font de Tonin“ ist der einzige Wein der Domaine, der komplett in Barriques ausgebaut wird, allerdings nur zu einem kleinen Teil in neuen, kleinen Eichenholzfässern, die meisten sind mehrere Jahre alt. Der Wein duftet sehr intensiv nach roten und dunklen Früchten, Schwarzkirsche, Brombeere, Schlehe, dazu delikater Rauch und feine Gewürze, das ist satt und kraftvoll. Am Gaumen rollt eine beeindruckende Welle reifer Gerbstoffe heran, aber ganz fein geschliffen, das ist wirklich sehr bemerkenswert. Wieder ist da eine hochreife Kirsche, aber auch zarte Orangenwürze, vor allem ist da ungemein viel Power, Saft und Zug, die Säure sorgt im Hintergrund für Schwung, dazu kommt eine feine, kalkige Mineralität. Bei aller Intensität bleibt „La Font de Tonin“ delikat und präzise, diese Kühle der Lage ist einfach großartig – das ist ein Wein-Monument für die nächsten Jahrzehnte! Jetzt (nach ausgiebigem Karaffieren) und bis 2050. 52 PINwand368

© Marc Ginot „BEAUREGARD“ GIGONDAS, ROUGE 2022 Satte mineralische Power vereint mit der großartigen Würze des Gigondas – der Wein ist ein spektakuläres Erlebnis! GRENACHE, SYRAH FRS150922 | 15% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 € Im Gigondas war es sehr lange Zeit üblich, auf den Ausbau einzelner Lagen zu verzichten. Das hatte den Vorteil, dass die Weine der Appellation eine recht große Homogenität aufwiesen, weil sich die Besonderheiten der verschiedenen Lage ergänzten. Nebenbei ist es für die Winzerinnen und Winzer einfacher, wenn sie nur eine Cuvée keltern. Und auch die Vermarktung ist unkomplizierter, wenn man nicht mit zig Gewannen agiert – na ja, außer man ist im Burgund. Der Nachteil war freilich, dass auch herausragende Lagen nicht so herausgearbeitet werden konnten, wie sie es verdient hätten. Doch in dem Maß, in dem klar wurde, über welch enormes Qualitätspotential die lange unterschätzte Appellation Gigondas verfügt – Châteauneuf-du-Pape ist nicht nur geographisch sehr nah – stieg das Interesse an einzelnen Lagen. Eine großartige Entwicklung, wie wir finden! Wenn wir nun diesen Einzellagen-Gedanken zu Ende führen, bei dem es um eine starke Expression genau einer Parzelle geht, dann kommen wir fast zwangsläufig zum „Beauregard“, einem maximal exklusiven Rebstück, in dem der ebenso geniale wie bescheidene Thierry Faravel schon immer seine besten Trauben vermutet hat. „Beauregard“ ist ein kleines Gewann auf etwa 400 Metern Höhe, gelegen in einer kleinen Kuhle, eine herrlich kühle Lage. Das Terroir ist von Mergel und Kalk geprägt, der Clou ist jedoch, dass die Reben hier von Thierrry´s Vater, der das Gut gegründet hat, gepflanzt wurden, und zwar vor knapp 60 Jahren. Hier haben wir es also mit wirklich alten Reben zu tun. Und das spürt man. Die Trauben – Grenache macht drei Viertel aus, Syrah ein Viertel – werden natürlich von Hand gelesen und sortiert, Thierry Faravel verzichtet auf eine Entrappung. Die Maischegärung dauert etwa 30 Tage, der Ausbau erfolgt später zwölf Monate lang in großen Holzfässern – also Klassik pur. Bouïssière 93 PUNKTE Revue du Vin de France Das Ergebnis ist ziemlich atemberaubend. Der „Beauregard“ duftet ungemein würzig und tief, dicht und bezaubernd, da ist ganz viel reife, dunkle Frucht, Kirsche, Brombeere, aber auch Garrigue, etwas Nelke und eine verblüffende Kalkmineralität. Am Gaumen dann ein Schwung satter, reifer Gerbstoffe, eine feine Säure und ganz viel Zug, Saft und Kraft, so viel Dynamik, die Würze ist enorm, Nelke, Zimt, rote Früchte, aber keine Spur süßlich, sondern getragen von der Mineralität. Die Länge ist immens, das ist Power, Saft und die Kraft des herausragenden Terroirs. Ein spektakulärer Lagenwein, der den Vergleich mit vielen berühmten Châteauneuf-du Pape nicht zu scheuen braucht – Thierry Faravel ist ein spektakulärer Wein gelungen – den die Revue du Vin de France auch gleich mit ihrem „Coup de Cœur“ ausgezeichnet hat! Ab sofort (dann allerdings ausgiebig karaffieren) und bis sicherlich 2050. Oktober 2024 53

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