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Weinmagazin Nr. 368 | Oktober 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2019 & 2010 | Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG LEMBERGER „SIMONROTH“, 2021 (BIO) Württembergischer Charme mit Charakter und Finesse LEMBERGER | DE-ÖKO-022 DWU012621 | 13,5% VOL. | 37,33 €/L | 28,00 € Lemberger und Württemberg - ein perfektes Paar, sollte man meinen. Doch das war nicht immer so. Die Rebsorte stammt eigentlich aus Nordost-Slowenien und ist ein Spross der Blauen Zimmettraube und des Weißen Heunischs. Auch im Burgenland (als Blaufränkisch) und Ungarn (dort als Kékfrankos) ist sie bedeutend. Im 19. Jahrhundert begann der Lemberger-Boom in Württemberg, dank der sogenannten „Weinverbesserungsgesellschaft“, die das Ziel verfolgte, mehr Qualität in die Weine zu bringen und minderwertige Trauben zurückzudrängen. Rainer Schnaitmann hegt eine besondere Leidenschaft für Lemberger, schon von der Gründung des Weinguts an. Für seinen Spitzenwein selektiert er Trauben aus VDP-klassifizierten „Ersten“ und „Großen Lagen“. Die Reben wachsen auf Gipskeuperböden und die Bewirtschaftung erfolgt zertifiziert biologisch. Nach der Handlese erfolgt die Maischegärung spontan mit ganzen Trauben. Es folgt ein zweijähriger Ausbau in alten 300-Liter-Fässern bevor der Wein unfiltriert abgefüllt wird. Im Glas zeigt sich der Wein in einem blaustichigen Rubinrot. Ihm entströmt ein feinwürziges Aroma von Waldboden und Rindenmulch dazu die kräftige Frucht reifer Kirsche, wilder Brombeere mit einer feinen Süße von Roter Grütze und Kirschkompott. Umweht wird die bunte Frucht noch von feinen Veilchennoten und der Würze von Wacholder und Lorbeer. Am Gaumen zeigt sich dieser formidable Lemberger viel filigraner als die Nase erwarten ließ. Gleich präsent ein Korb voll frischgepflückter dunkler Beeren, darunter auch Maul- und Moosbeeren, garniert mit schwarzem Holunder und Schattenmorelle. Das bringt eine mehrdimensional prägnante Säure an die Papillen, die beim ersten Schluck noch etwas ungestüm wirkt, sich aber mit der Zeit und etwas Luft beruhigt und deutlich milder wird. Das Holz wirkt sehr angenehm ausgleichend und vermittelt zwischen Säure mit den fruchtsüßen Aromen ganz hervorragend, die weichen Tannine sorgen für einen langen und angenehm samtigen Abgang. Dieser Tropfen ist ein formidabler Herbstwein, der auch zur saisonalen Küche traumhaft gut passt, vor allem, wenn schwäbisch interpretiert. Wie wär’s mit einem klassisch schwäbischen Zwiebelrostbraten mit Käsespätzle? (Wäre perfekt!) Aber auch ganz ohne begleitende Speisen ist der Lemberger „Simonroth“ immer eine große Freude! Ab sofort (könnte aber auch noch 1–Jahre liegen) und bis 2034+. SPÄTBURGUNDER „SIMONROTH“, 2021 (BIO) Ein württembergischer Pinot Noir mit kühler Eleganz und Wow-Effekt! SPÄTBURGUNDER | DE-ÖKO-022 DWU011421 | 12,5% VOL. | 42,66 €/L | 32,00 € Schon seit dem allerersten Jahrgang von Rainer Schnaitmann im Jahre 1997 gibt es die Linie „Simonroth“ als geschützten Markenname für seine wertvollsten Weine. Die Trauben für diese Kollektion (neben dem Spätburgunder gibt es so gelabelt auch noch Frühburgunder, Merlot, Lemberger und Cabernet Franc) stammen sämtlich aus VDP-klassifizierten Ersten und Großen Lagen. Der Begriff leitet sich ab von dem kleinen Weilers namens „Immosrod“, das am Fuß des Kappelbergs liegt und Namensgeber war für die umliegenden Weinberge. Mit seinem Pinot Noir beweist Schnaitmann, dass auf Württembergischen Boden nicht nur Trollinger und Lemberger prächtig gedeihen, sondern auch der Spätburgunder zu wahrer Pracht reifen kann. Die Bewirtschaftung der Weinberge mit Buntmergel- und Schilfsandsteinböden erfolgt konsequent biodynamisch mit noch deutlicherer Ertragsreduktion (auf 30 Hektoliter pro Hektar – beim Lemberger „Simonroth“ sind es 40 Hektoliter). Gelesen wird von Hand und die Gärung erfolgt spontan. Ausgebaut wird für 18 Monate in 300-Liter- Fässer, davon 40 % neu bevor dann ohne weiter Filterung und Schönung abgefüllt wird. Strahlend Saphirrot leuchtet der Wein im Glas und präsentiert sich in der Nase schon nach dem ersten Schwenken überaus elegant und samtig. Ein verlockend einladender Duft nach frischer Blaubeertarte, bei der nicht an Butter gespart wurde, dazu Brombeere, Kirsche und Cassis und sehr feine Gewürznoten von Wacholder, Nelke, etwas Lorbeer und einem Hauch von Rauch und Vanille. Allein das Riechen entlockt ein „Wow!“ Am Gaumen geht es nicht minder elegant weite. In einer geschmeidigen Balance aus lebendiger Frische, Frucht und Säure übernehmen die zarten Kirscharomen aus der Nase die Führung, von Schattenmorelle bis schwarze Herzkirsche. Ein Wein, der den Sinnen schmeichelt und eine bemerkenswert betörende Wirkung hat. Die leicht kühle Mineralik mit ganz leicht metallischer Note bringt eine weitere spannende Nuance. Die weichen, aber doch angenehm griffigen Tannine leiten einen angenehm langen Abgang ein, in dem auch den Gewürznoten nochmals ein Auftritt gegönnt wird. Schnaitmanns Spätburgunder passt wunderbar zur pilzlastigen Herbstküche, gerade in Kombination mit Wild- und Schmorgerichten. Sollten Sie gerade einmal keinen Hunger verspüren, ist die vielschichtig-komplexe Aromenwelt, in der man sich herrlich verlieren kann, die ideale Begleitung für einen Spaziergang durch das private Gedankengebäude, gerade wenn das „trübe Herbstwetter“ seinem Namen alle Ehre machen sollte. Ab sofort bis 2033+. 93 Punkte Meiningers Weinwirtschaft 14 PINwand368

LÄMMLER LEMBERGER GROSSES GEWÄCHS, 2022 (BIO) Lämmler, der Everest unter den Lembergern! Schnaitmann LEMBERGER | DE-ÖKO-022 DWU011122 | 12,5% VOL. | 82,66 €/L | 62,00 € Gibt es eigentlich eine Rebsorte in Baden-Württemberg, bei der Rainer Schnaitmann nicht in der Spitzengruppe liegt, während das Peloton recht weit abgeschlagen hinterher dümpelt? Beim Lemberger, anderswo auch „Blaufränkisch“ genannt, ist es definitiv so. In allen Bewertungen ist er immer ganz vorne mit dabei, und das immer mit einem klaren Ausdruck und einem eigenständigen Charakter. In 25 Jahren hat der Mann Großes geschaffen. Er hat vor allem ganz wesentlich mit dazu beigetragen, dass man Württemberg nicht mehr nur als die Region von Genossenschaften, Kehrwochen und Automobilindustrie betrachtet. Das Schöne dabei ist: Schnaitmanns Weine heben sich immer deutlich von denen vieler Kollegen ab, und mit seinem „GG“ zeigt er, was nötig ist, um so nachdrücklich wie nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen: biologischer Anbau mit aufwändiger Weinbergarbeit, eine klare Idee und seine schonende Arbeit im Keller. Das Große Gewächs aus dem vom bunten Mergel geprägten und bis zu 380 Meter hoch gelegenen Fellbacher Lämmler wurde in klassischer Maischegärung mit 100 % ganzen Trauben spontan vergoren. Danach wurde es über 18 Monate hinweg in gebrauchten 300-Liter-Fässern oder in 500-Liter-Fässern ausgebaut und unfiltriert abgefüllt. Das Erste, was uns begeistert, wenn wir den Wein ins Glas gießen, ist seine Feinheit in der Balance von Frucht und Holz. Wir sind hier eher in Savigny als in Fellbach. Mit Luft gewinnt der Wein zunehmend an Komplexität, er duftet nach so unterschiedlichen Aromen wie Veilchen, Wacholder, Moos und Schlehen, Lorbeer und leicht rauchig-fleischig, dazu eine „erdende“ Frucht – Kirsche, Pflaumen und Brombeeren. Am Gaumen dann ein noch jugendlichgriffiges, dabei subtil mürbes Tannin, das schon jetzt das Versprechen großer Eleganz einlöst (man erinnere sich nur an den 2020er, den Tamlyn Currin für Jancis Robinson so beschrieb: „Die Tannine fühlen sich an wie die mit Moos bedeckten Steine eines Waldbachs, die im kalten Wasser glattgeschliffen wurden“). Die dunkle Frucht hellt nun deutlich auf, Cranberries und Johannisbeeren sorgen für eine saftige, dabei sehr feine Säure, die den „Lämmler“ sehr lebendig und agil erscheinen lässt und die wunderbar von den vielschichtigen Gewürznoten kontrastiert werden. Der Wein ist herrlich präzise, sehr fein, hat eine bemerkenswert schöne Balance und Länge, die, wenn man den gekonnten, weil diskreten Holzeinsatz und die verführerische Süße der Frucht in Betracht zieht, durchaus wieder an Savigny-lès-Beaune denken lässt, was die Eigenständigkeit dieses Lembergers noch mehr unterstreicht. Hinreißend! Trinkreif ab sofort, aber Höhepunkt ab 2026 bis 2036. Bester Lemberger Württembergs Meiningers Sommelier Oktober 2024 15

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