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Weinmailing im Mai 2023 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG 92 PUNKTE Weinwirtschaft TROLLINGER „ALTE REBEN“, 2021 (BIO) Einer der schönsten und ausdrucksstärksten und dabei leichtesten Trollinger, die wir kennen! TROLLINGER | DE-ÖKO-022 DWU014121 | 10,5% VOL. | 19,33 €/L | 14,50 € Der Trollinger macht bis heute seinem Namen alle Ehre. Es gibt immer noch zu viele Weine zweifelhafter Qualität, die sich gleichsam trollen sollten, weil sie das Potential dieser Rebsorte ständig verfehlen. Doch wenn man den auf Massenware basierenden zweifelhaften Ruf des Trollingers mal außer Acht lässt, dann hat diese Sorte einige Qualitäten, die in der deutschen Rotweinlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal hätten. Die wichtigste ist, dass diese Sorte nicht viel Zucker einlagert und daher trocken und mit wenig Alkohol vinifiziert werden kann. Eine andere Qualität ist die Tanninstruktur, die man eher als seidig denn als kraftvoll charakterisieren kann. Hinzu kommt eine gewisse Saftigkeit und Frische, die der Trollinger durchaus besitzen kann, wenn er nicht zu stark bei der Gärung erwärmt wird, wie es leider so oft in den Kellereien passiert. Mit diesen Charaktereigenschaften kann man eigentlich einen sehr zeitgemäßen frischen und jung zu trinkenden Bistrot-Rotwein erzeugen, der einem guten „Beaujolais“ in nichts nachstehen muss. Rainer Schnaitmann aber hat es mit dem Trollinger „Alte Reben“ auf noch mehr abgesehen. Zur Leichtigkeit von 10,5 Vol.-% kommen noch Finesse und Eleganz. Er hat sich des Trollingers auf eine ganz eigene Weise angenommen. Er nutzt für seine Trollinger „Alte Reben“ 30 bis 45 Jahre alte Stöcke, die auf Gipskeuper wachsen, und nimmt von diesen auch nur die kleinsten Beeren. Im Weinberg findet also schon eine resolute Selektion statt. Schnaitmann baut dem Wein ganz im Sinne des Natural-Gedankens aus, indem er bei den biologisch erzeugten Trauben auf alle Zusätze und auch auf das Filtrieren verzichtet. Daher bekommt der Wein von vornherein eine wunderbare Offenheit. Er wurde spontan auf zwei Gramm Restzucker vergoren. Dabei befanden sich über zehn Tage hinweg ganze Beeren und teils ganze Trauben im Bottich, sodass sich dort zunächst eine intrazelluläre Gärung ereignet hatte, die man auch als „macération semi-carbonique“ bezeichnen kann. Später wurde der Wein lange in alten 300-Liter-Fässern ausgebaut und unfiltriert und ohne Schwefelzugabe gefüllt. So ist hier ein hell kirschroter, für die Sorte sehr typischer transparenter Wein mit ganz leichter Trübung entstanden, der einen von Beginn an in seinen Bann schlägt. Der Wein duftet zunächst nach Veilchen, Hefe und etwas Malz. Dann werden die Fruchtnoten von süßen und sauren Kirschen, ein paar Schlehen, Pflaumen und vielen dunklen Himbeeren deutlicher. Noten von Unterholz und Waldboden finden sich hier ebenso wie von etwas Piment. Am Gaumen wirkt der Trollinger „Alte Reben“ genauso offen und einladend wie im Duft. Er umschmeichelt den Gaumen wie ein guter „Beaujolais-Cru“ mit einer seidigen Textur und einem feinen Gerbstoff. Die Frucht wirkt reif und ist gleichsam zerstoßen zu einem Kompott von Waldfrüchten und einigen Kirschen. Der Trollinger ist elegant, geschmeidig und geradezu feinsinnig, weder laut noch leise, er bewegt sich genau im richtigen Level. Ab sofort und sicher bis 2026 mit Freude zu trinken. „Ohne Rainer Schnaitmann, (Bio)winzer in 19. Generation, ist Württembergs Spitze nicht denkbar.“ – DER FEINSCHMECKER („DIE 500 BESTEN WEINGÜTER IN DEUTSCHLAND 2023“) 24 PINwand352

LEMBERGER „STEINWIEGE“, 2020 Herrlich animierender Lemberger in Bio-Qualität! LEMBERGER DWU013620 | 12,5% VOL. | 17,06 €/L | 12,80 € Die verschiedenen geschützte Namen des Weinguts Schnaitmann stehen für die systematische Abstufung der Qualitäten. Möglicherweise blitzt da – wir sagen das mit einem Augenzwinkern – auch Rainer Schnaitmanns erste Karriere als studierter Architekt durch. Wie also sieht es aus, das „Gebäude“ namens Steinwiege? Man könnte sagen: klassizistisch. Denn unter dieser Bezeichnung sammeln sich die reinsortigen Gutsweine aus den klassifizierten Lagen gemäß VDP-Reglement. Beim Lemberger geht es um niedrige Erträge, absolut gesunde Trauben und das Herausarbeiten des Rebsorten-Charakters. Die hochwertige Basis-Qualität soll ausdrucksstark sein, womit auch der Weg der Kellerarbeit vorgegeben wäre. Der Lemberger wird spontan mit 100 % ganzen Trauben vergoren, der schonende Ausbau (24 Monate in alten Holzfässern) rundet die natürliche Frucht und Säure ab. Das Ergebnis gibt es unfiltriert und ungeschwefelt zu genießen. Der rubinrote Lemberger gibt sich im Duft so profiliert wie sortentypisch: eine anregende Mischung aus Sauerkirsche, zarten Graphit- und Gewürznoten (besonders schön: Kardamom und schwarzer Pfeffer), nach und nach dann auch noch etwas dunklere Beerenfrüchte und etwas Waldboden. Am Gaumen dann zunächst eine herrliche Gemengelage aus feiner Säure und Kräutern, die alsbald in schönster Frucht aufgeht: Hier besonders Preiselbeere, Heidelbeere und Granatapfel in einer mit herben Noten durchsetzten Frische. Im Abgang erst wird der Gerbstoff präsenter, der nun auch eine zarte Röstnote ins Spiel bringt. Dann wieder ein Ausflug in „beerige Gefilde“ (jetzt noch nicht vollreife Brombeeren – Süße und animierende Säure zu gleichen Teilen), der sich bis in den Nachhall hinzieht. Für den Winzer selbst ist der Lemberger von den Gipskeuper-Böden der ideale „Alltagswein“. Das zeigt auch die gastronomische Vielseitigkeit dieser „Steinwiege“, die hervorragend zu gebackenen Innereien passt, aber ebenso Kurzgebratenes, Wildgeflügel (Fasan im Speckmantel) oder Katenschinken zu begleiten weiß. Ab sofort bis 2027. Schnaitmann LEMBERGER „SIMONROTH“, 2020 Ein württembergischer Charmeur mit Klasse und Esprit! LEMBERGER DWU012620 | 13% VOL. | 32,00 €/L | 24,00 € Hört man Lemberger, denkt man an Württemberg – doch dort kommt der Lemberger gar nicht originär her, dort hat er sich „nur“ perfekt integriert. Geboren wurde der Lemberger als Kind der Blauen Zimmettraube und des Weißen Heunischs in der Gegend Nordost-Sloweniens. Neben seiner Bedeutung für die Weinwelt Württembergs spielt er auch im Burgenland (unter dem Namen Blaufränkisch) und in Ungarn (dort heißt er Kékfrankos) eine wichtige Rolle. Im 19. Jahrhundert beginnt der Siegeszug des Lembergers in Württemberg mit der großen Unterstützung einer „Weinverbesserungsgesellschaft“, die das Ziel hatte, minderwertige Weine zurückzudrängen und Raum für Qualitätstrauben (Lemberger!) zu schaffen. Der Lemberger liegt Rainer Schnaitmann schon seit Gründung des Weinguts besonders am Herzen und die sorgfältige Selektion der Trauben aus den VDP-klassifizierten „Ersten“ und „Großen Lagen“ ist die Basis für diesen herausragenden Vertreter seiner Traubenzunft. Der Ertrag des auf Gipskeuperböden wachsenden Lembergers aus der Simonroth-Serie ist auf 40 Hektoliter je Hektar begrenzt. Nach der Lese wird der Wein in traditioneller Maischegärung mit 100 % ganzen Trauben spontanvergoren und dann über zwei Jahre in alten 300-Liter-Fässern ausgebaut, bevor er dann ungefiltert abgefüllt wird. Im Glas zeigt sich der Wein in einem sehr dunklen Rot mit saphirfarbenem Kern. Ihm entströmt ein feinwürziges Aroma von Wacholderholz, Lorbeer, Pfeffer und Thymian mit floralen Veilchennoten und wunderbar dunkler Frucht wie Cassis, dunkle Kirsche, Weichsel und Pflaumenmarmelade. Das Holz balanciert die reife Säure mit der feinen Frucht und verleiht dem Tannin eine überaus angenehme Samtigkeit – und eine faszinierende Länge! Dieser Tropfen ist wie gemacht für die schwäbische Hochküche und versteht sich blind mit Schmorgerichten, Wild und Wildgeflügel – auch zu Innereien ein Genuss. Doch auch ohne aufwändiges Dinner glänzt der Wein genauso hervorragend zu einem urigen Vesper- Teller mit Schwarzwälder Schinken, geräucherter Wurst, Schmalz und gutem Brot. Und auch ganz ohne Essen erfreut der Simonroth Lemberger von Schnaitman als perfekter Gaumenschmeichler der wegen seiner trotzdem prägnanten Säure (knackige 1,7 Gramm Restzucker bei 6 Gramm Säure) nie langweilig wird. Ab sofort – leicht gekühlt im großen Bordeaux-Glas zeigt der Wein, was er wirklich kann –bis 2033+. Mai 2023 25

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