DEUTSCHLAND SAAR der Saar und insbesondere im Konzer Becken zu finden sind: „Wo immer er kann, tauscht er außerdem flache Lagen gegen steile Parzellen aus.“ (Gault&Millau) Noch vor 15 bis 20 Jahren befand man sich hier an der geografischen und klimatischen Grenze des Weinbaus. Viele Winzer gaben ihren Beruf auf oder stellten auf Nebenerwerb um. Denn Regen, Feuchtigkeit und mangelnde Reife beeinträchtigten die Ernten, die erzielten Traubenpreise wogen die Arbeitskosten kaum auf. Diese Situation ermöglichte es Stefan, den Betrieb auf 11 Hektar aufzustocken. Heute besitzt er exzellente, überwiegend alte Reben in einigen der besten Lagen der Saar, wie etwa dem Krettnacher Euchariusberg und Niedermenniger Herrenberg. Zudem nennt er noch Parzellen im Krettnacher Altenberg und Niedermenniger Sonnenberg sein Eigen. Seine präzisen und höchst animierenden Rieslinge, die zudem extrem erschwinglich sind (und dies gilt nach wie vor!), haben uns neugierig gemacht – und nach der Verkostung des neuen Jahrgangs waren wir seinerzeit begeistert und Sie, liebe Kunden, haben Stefans Weine auch sofort ins Herz geschlossen! Zumindest konnten wir nach nur wenigen Monaten keine einzige Flasche mehr anbieten, denn Stefan war komplett ausverkauft! Der Jahrgang 2022 Die Arbeit der Winzer ist in den letzten Jahren sichtlich nicht leichter geworden. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Bei unserem Gutsbesuch im März, erlebten wir einen strahlenden Stefan Müller. Der Anbau seines neuen Betriebsgebäudes samt Kelterhaus wurde fertiggestellt. Mehr Platz, eine besuchenswerte und höchst stimmige Vinothek aber vor allem nochmals bessere Arbeitsbedingungen um die Weine nach seinen Idealvorstellungen zu vinifizieren, sind das Resultat: „Aufgrund des Höhenunterschieds zum alten Gebäude, kann der Traubensaft aus der Presse unterirdisch ins Obergeschoss des alten Gebäudes laufen. Hier findet eine Sedimentation von 12 bis 24 Stunden statt und dann geht es wieder ohne Pumpe eine Etage tiefer in den alten Gärkeller. Die schonende und natürliche Arbeitsweise immer weiter voran zu treiben ist uns besonders wichtig. Der alte und feuchte Keller ist jedenfalls ein Muss für die Spontanvergärung und den Fuderfass-Ausbau. Bei der Flaschenlagerung haben wir uns in den letzten Jahren auf sehr beengten Verhältnissen bewegt. Umräumen, Stapeln und nur kleine Mengen auf Vorrat packen, da die Feuchtigkeit sonst die Kartons instabil macht, stand auf der Tagesordnung. Deshalb bedurfte es einer Alternative.“ so der stolze Winzer. Nach dem arbeitsintensiven 21er-Jahrgang bezeichnet Stefan Müller 2022 als „entspanntes Jahr“. Das liegt daran, dass der Wuchs der Reben gehemmter war; nur sehr wenige Laubarbeiten standen folglich an. Im Vordergrund stand mehr die mentale, denn physische Belastung. Der trockene Sommer in Verbindung mit einem schon im Winter niedrigen Wasserpegel, forderte die Reben. „Alles was unter 20 Jahre alt war, insbesondere die Junganlagen, litt unter der Trockenheit.“ Es waren die trockeneren Parzellen im Sonnenberg, Herrenberg und Euchariusberg, wo die Reben gestresst waren. Von Bewässerung sieht der Jungwinzer allerdings ab, nicht nur weil die Infrastruktur fehle, sondern auch aus Überzeugung, dass zukünftig tief wurzelnde Reben zur Erzeugung qualitativ komplexer Weine immer wichtiger werden. Was die Erträge anging, zeigt sich Stefan zufrieden. „Wir haben im Schnitt 45 hl/ha geerntet, damit kann man, wenn man berücksichtigt wie trocken es war, leben.“ Um die angestrebte Qualität zu erhalten, entschied sich Stefan die Trauben der jüngsten Parzellen nicht zu verwerten. „Drei Junganlagen lieferten keinen Wein, das waren rund 800 Liter.“ Die Lesezeitpunkt stand früh fest, erfolgte nur wenige Tage später als 2018. So konnte die saartypische Rassigkeit der Rieslinge erhalten werden. Es ist gewiss von großem Vorteil, dass Müller lediglich 11 Hektar Weinberge besitzt. So kann er schnell agieren und den so wichtigen Reifepunkt der Trauben abpassen. „Unser Hauptvorteil ist, dass wir alles selbst in der Hand haben. Wir können die steilen Lagen begehen, wann es nötig ist, auch am Wochenende. Das ist ein riesen Vorteil! “ Um kühle und knackige Rieslinge herauszukitzeln, beließ Stefan seine Weine zudem etwas kürzer auf dem Hefelager als im Vorjahr. 2022 steht somit witterungsbedingt im Kontrast zu 2021. Allerdings gelang es Stefan auch dieses Jahr seine prägnante Handschrift zu bewahren. Die Rieslinge zeigen sich ungemein balanciert, etwas harmonischer und damit zugänglicher als 2021 und doch saartypisch immer etwas kerniger als ihre Nachbarn von der Mittelmosel. 38 PINwand № 351
© Chris Marmann Stefan Müller „Stefan Müller geht stilistisch keinen Deut von seinem bisher beschrittenen Weg ab. Warum sollte er auch irgendetwas ändern? Ein Jahr ums andere präsentiert er uns Weine von höchster Güte in allen Kategorien und ist ein Garant für sichere Kaufempfehlungen geworden.“ – Vinum Weinguide 2021 Federführende Stilistik und traditionelle Arbeitsweise Stefan Müllers Weine besitzen eine Stilistik, die ganz unserem Idealbild entspricht. Feine Rieslinge, die sich durch Frische und Leichtigkeit auszeichnen, Eleganz und Lagentypizität aufweisen. Stefan sucht keine Überreife, sondern klassische Mostgewichte und Finesse im Wein. Keiner anderen Rebsorte stehen diese Eigenschaften derart gut zu Gesicht wie dem Riesling. Seine Stilistik ist auch Ausdruck des guten Terroirs. Das Konzer Tälchen ist seit rund 2000 Jahren vom Weinbau geprägt. Das außergewöhnliche Klima und die Bodenverhältnisse, überwiegend Blau- und Rotschiefer sowie der Diabas, ein basisches Gestein, prägen die steile Reblandschaft, die von der Saar klimatisch beeinflusst wird. Um aus dem Riesling den vollen Terroircharakter herauszukitzeln, verzichtet Stefan auf synthetische Dünger und Herbizide. Seine Reben stärkt und behandelt er mit natürlichen Präparaten wie Ackerschachtelhalm oder Orangenöl, so wie es auch bei biologischer Bewirtschaftung praktiziert wird, die seiner Erfahrung nach aber im kalt-nassen Tälchen nicht gänzlich umgesetzt werden kann. Er setzt den Fokus auf eine starke Ertragseinschränkung, um aromatische Tiefe zu erzielen. Dieser Weg ist durch die überwiegend alten Reben bereits natürlich angelegt. Im Keller presst er die ganzen Trauben direkt ab, verzichtet auf Maischestandzeiten, um die Frische zu erhalten. Die spontanvergorenen Weine baut er dann überwiegend im großen Holz aus. Dabei musste er diese erst wieder mühsam nach und nach erwerben, denn sein Vater hatte die alten Fuderfässer aus seinem Keller verbannt und durch Stahltanks ersetzt. Auch beim Schwefel übt sich der Jungwinzer in Zurückhaltung. So fügt er diesen seinen Weinen nur mit Bedacht zu und stoppt die Gärung der fruchtsüßen Weine lediglich durch Herunterkühlen. Hier kommt dann wieder der Techniker zum Vorschein. Stefan ist zwar auch ein „Wein-Philosoph“ durch und durch, weiß aber eben auch, wie man Theorien und Überzeugungen in die Praxis umsetzt. Hier hat einfach alles Hand und Fuß, hier passt alles, ganz so wie bei einem etablierten Traditionsbetrieb. Als Weinliebhaber sollte man Stefan Müller dringend „auf dem Schirm haben“, und es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um sich mit seinen Weinen vertraut zu machen, als jetzt. Das sah auch der Gault&Millau so, der ganz unmissverständlich verkündete: „Stefan Müller ist unsere Entdeckung des Jahres – und unsere Wette auf die Zukunft: Die Lernkurve dieses jungen Winzers ist so steil, das weist den Weg von Gut zu Groß.“ April 2023 39
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