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Weinmailing im April 2023 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

ITALIEN SÜDTIROL über

ITALIEN SÜDTIROL über 50-jährige Reben, der Verzicht auf Reinzuchthefen im Keller sowie ein über die Maßen geduldiger Ausbau der Weine (die Roten des Hauses reifen vor Freigabe zum Teil über viele Jahre im Fass- und Flaschenlager), sind dabei nur ein Teil der Erklärung für die Güte der Nusserhof-Gewächse. Es ist wie immer die Mischung aus Natur, Handwerk und Mensch, die für besonders authentische wie große Weine verantwortlich zeichnet. Die Familie Mayer-Nusser erinnert an einen Schlag Mensch, der heutzutage selten anzutreffen ist. Rückgrat, Sorgfalt, Erhaltungstrieb und Nachhaltigkeit sind hier keine zeitgeistigen Worthülsen, sondern echte Werte, die nicht nur in der Theorie, sondern durch gelebte Praxis über Generationen nachvollziehbar sind. Das ist es, was uns zu den großen Weinen wie auch zu den besonderen Menschen, die hinter ihnen stehen, aufblicken lässt. Um es mit den Worten von Eric Guido (Vinous) zusammenzufassen: „Es handelt sich um Weine mit Seele, dunkel, aber auch voller Energie, die ihre alpinen Wurzeln sowie die Leidenschaft ihrer Winzer zum Ausdruck bringen.“ PS: Den Umstand, dass nahezu alle Weine als einfache „vini da tavola“ bezeichnet sind, hat den – weiß man um die Geschichte und das Engagement des Guts – absurden Hintergrund, dass die autochthonen Rebsorten nach den aktuellen Regularien der DOC nicht mehr zugelassen sind. Wie’s schon bei Schiller heißt: „Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen“. In diesem Sinne … ein Hoch auf den Nusserhof! „Es handelt sich um wunderbar ausgewogene Interpretationen jeder Rebsorte von überraschend niedrigem Alkoholgehalt.“ – ERIC GUIDO (VINOUS) „Jede Region hat ihre Aushängeschilder; im Piemont sind es Weingüter wie Giacomo Conterno, Bartolo Mascarello und Giuseppe Rinaldi. In den Abruzzen Valentini und Pepe. In der Toskana sind Montevertine und Soldera zwei der Güter, die mir in den Sinn kommen. In Südtirol ist es der Nusserhof, neben einer Handvoll anderer. Wer diese Weine auftreiben kann, sollte nicht zögern, denn sie sind großartig.“ – Antonio Galloni © Armin Bardel 26 PINwand351

Nusserhof LAGREIN KRETZER DOC SÜDTIROL, ROSÉ 2021 (BIO) Hinreißend komplexer Rosé mit Struktur und Tiefgang LAGREIN | IT-BIO-013 ITS030121 | 13,5% VOL. | 26,53 €/L | 19,90 € Die Rebsorte Lagrein, die ihre ideale Heimat in und um Bozen gefunden zu haben scheint, wurde nicht nur erstmals 1097 urkundlich erwähnt (Festlegung eines genauen Erntetermins für dieses Jahr), sondern war auch ein wichtiger Gegenstand der Weinordnung von 1370 Kaiser Karls IV., die sie als „pesten Poczner“ bezeichnet. Allerdings verbot sie den kaiserlichen Truppen den Genuss des Lagreins – das kämpfende Volk sollte sich, wenn überhaupt, an den leichteren, weniger alkoholischen Vernatsch halten. Eine Norm, die, so will es die populäre Weingeschichtsschreibung wissen, wie viele andere im Zuge des Salzburger Bauernaufstands im Frühjahr 1526 Chefrevolutionär und Bauernhauptmann Michael Gaismayr in seiner „Landesordnung“ (einer Staatsordnung für einen egalitären, christlich-demokratischen Knappen- und Bauernstaat) abschaffen wollte. Soweit die heldenhafte, immer wieder gerne zitierte „origin story“, die in vielerlei Hinsicht nicht ganz haltbar ist. Und dennoch würden wir nicht unbedingt „auf die Straße“, aber umso weitere Wege gehen, wenn es sich denn um einen Lagrein wie Heinrich Mayrs Kretzer handelt! Die Trauben für diesen Wein (von zwischen 25 und 80 Jahre alten Reben, die im Schwemmlandboden des Eisack wurzeln), werden im Stahltank spontanvergoren, der Rosé dort auch acht Monate lang ausgebaut. Nach der Abfüllung reift er vor Freigabe dann noch einmal vier Monate auf der Flasche. Der zwischen mittlerem Pink, Kupfer und Zinnober changierende Kretzer duftet intensiv nach Hagebutten (Mark und Blüte), nach roten Johannisbeeren und Agrumen (Blutorange, Pink Grapefruit), etwas Süßholz, getrockneten Aprikosen und Kräutern, die ein zarter Rauchschleier sekundenbruchteilelang durchzieht. Am Gaumen ist alles Struktur! Wunderbar griffiges Tannin, eine leicht säuerlicher, wunderbar kompakter Fruchtkörper – Erdbeere, wieder Johannisbeere, Sanddorn, Hagebutte, (Sauer-)Kirsche –, der auch mit einer leicht salzigen Komponente aufwartet, die den ohnehin hervorragenden Trinkfluss des Kretzers noch verstärkt. Im Nachhall ein herrlich tonischer, dabei subtiler grip, der einen eben nicht ermüden, sondern dem Wein immer wieder zusprechen lässt. Ein Rosé von bemerkenswertem Format, im besten Sinne „seriös“ (was niemanden davon abhalten sollte, ihn als „Terrassenwein“ auszuschenken – der Kontext macht’s!), tiefgründig, enorm nachhaltig – und ein schlicht großartiges Trinkvergnügen! Ab sofort bis leicht 2028+. „BL.TE.E“ VINO DA TAVOLA, BIANCO 2021 (BIO) Absolute Rarität von ihrem knorrigen Bewahrer BLATTERLE | IT-BIO-013 ITS030221 | 12% VOL. | 28,00 €/L | 21,00 € Der Widerstandsgeist hatte am Nusserhof in Bozen schon immer eine Adresse. Südtiroler kennen die Geschichte von Josef Mayr-Nusser, der Leitfigur des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, die 1945 dafür mit dem Leben bezahlte und mittlerweile von Papst Franziskus seliggesprochen wurde. Weinfreunde hingegen verehren die Sturheit von Heinrich Mayr, der den seit 1788 im Besitz der Familie befindlichen Hof heute mit Tochter Gloria führt. Ihm ist es praktisch allein zu verdanken, dass es die Rebsorte Blatterle in Italien überhaupt noch gibt. Gerade ein Viertelhektar davon gibt es, die das Erbe dieser Sorte (von Hermann Goethe 1878 als „Platterle“ beschrieben) hochhalten. Die weiße Sorte hat eine noch immer nicht geklärte Herkunftsgeschichte, war traditionell in Südtirol stark im Anbau und als „leichter, milder Tischwein“, wie es Goethe im „Handbuch der Ampelographie“ beschreibt, beliebt. Absurderweise schließt sich hier ein Kreis, denn auch heute muss dieser Schatz als „Tischwein“ (= vino da tavola) deklariert werden, weil es das italienische Weingesetz so will. Daher die ungewöhnlichen Elisionen beim Namen des „Bl.te.e“. Dass die Rebstöcke dazu noch wurzelecht sind, lässt Kenner zusätzlich hellhörig werden. Leider gibt es trotz der Versuche, die Sorte wieder zu vermehren, nicht viel von dieser nahezu als Monopoltraube des Nusserhofs zu bezeichnenden Rebsorte. 3.000 Flaschen beträgt die gesamte Produktion – angesichts dieser Fakten nimmt sich der Preis schon fast ridikül aus. Heinrich und Gloria Mayr geben zudem ihrem Wein alle Zeit, die er braucht: Der mehrwöchigen Maischegärung folgen zehn Monate im großen Holzfass, die Flaschenreife beträgt weitere sieben Monate. Zu den Besonderheiten des Weines kommt auch eine goldgelbe Farbe im Glas, die der Besonderheit aus Bozen trefflich steht. Der Duft nach angetrockneten Aprikosen, Macis und eine Art süßer Rauch, der an karamellisierten Schweinebauch anstreift, erhöht die Neugierde. Knochentrocken und in entfernter Verwandtschaft zu Sherry – etwas Hefe und Nussschnecke sind zu merken – legt sich der Südtiroler auf den Gaumen. Ein Mundgefühl wie von brauner Butter erhöht die Attraktivität, die scheinbar ohne Frucht, dafür mit viel Struktur auskommt. Finale Salzanklänge ergeben ein tolles Match zu praktisch allen Meeresfrüchten. Grandioses Stöffchen auch zu Spargel mit Sauce Maltaise! Ab sofort bis 2033. April 2023 27

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