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Weinmagazin März 2023 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND RHEINHESSEN

DEUTSCHLAND RHEINHESSEN WEINGUT SEEHOF WESTHOFEN „Die Weine machen einfach Spaß.“ VINUM WEINGUIDE 2022 © JUSTYNA REISS 28 PINwand350

RHEINHESSEN 2022: Am Ende wieder alles in Balance Seehof „Seit vier Generationen bewirtschaften wir, die Familie Fauth, den Seehof im Herzen von Westhofen. Unsere Weine erzählen Geschichten. Sie beginnen immer gleich – in unseren Weinbergen.“ „Seehof zählt zu den »Upper Ten« der rheinhessischen Spitzengüter!“ – Stuart Pigott (James Suckling) Werte Kunden, von einer „Zeitenwende“ sprach Florin Fauth bei unserem Besuch Anfang März. Dabei bezog er sich nicht nur auf den aktuellen Jahrgang (und auch nicht auf unseren Bundeskanzler), sondern die Entwicklung der letzten beiden Dekaden im Weinbau. Das „Wort des Jahres 2022“ hat allerdings auch hier seine Gültigkeit. Ohne dieses lässt sich heutzutage nur noch schwerlich erklären, welche Faktoren die Qualität eines Jahrgangs beeinflussen. Man muss etwas weiter ausholen, denn viele Arbeitsschritte, die sich über Generationen mit der Präzision eines Uhrwerks etabliert haben, besitzen für den heutigen Weinbau nicht mehr uneingeschränkt Gültigkeit. Was Florian beobachtet und darin stimmen wir ihm zu, ist die Kleinteiligkeit bedeutsamer Wetterkapriolen, die zur Folge hat, dass geografisch eng gefasste Ereignisse wie Hagel, Frost und selbst die Wasserversorgung der unterschiedlichen Böden, die Traubenmenge und -qualität beeinflussen. „Wir machen seit 20 Jahren Weinbau, es gibt trotzdem keinen Jahrgang, den ich mit 2022 vergleichen kann.“ erklärt uns der Winzer und meint damit nicht den Mangel an aromatischen Parallelen (wir finden Ähnlichkeiten mit 2011 und 2012), sondern den einzigartigen Jahrgangsverlauf. Bewusst entschied sich Florian gegen eine Bewässerung der Weinberge, obwohl die Wasserkapazitäten zu Jahresbeginn nicht ideal waren und der Sommer mit seiner Trockenheit stellenweise großer Herausforderungen brachte. Es vertraute auf die tiefgründigen Böden seiner Lagen, tiefwurzelnde Reben, die durch oberflächliche Bewässerung nicht in ihrem Tiefenwachstum abgehalten werden sollten (gewöhnt sich eine Rebe doch sehr schnell an eine regelmäßige Wasserversorgung) und eine gesunde Humusauflage. Den Spannungsboden lieferte im Jahrgang 2022 die Gegensätzlichkeit von Sommer und Herbst. Erster warm und trocken, letzterer kühl und stellenweise nass. Diese selten anzutreffende Dramaturgie brachte auch Vorteile mit sich, so spielte das Problem unerwünschter Botrytis aufgrund der Böden, welche die Feuchtigkeit wie ein Schwamm aufsogen, nahezu keine Rolle (wir werden an anderer Stelle berichten, an der Mosel gibt es beispielsweise kaum edelsüße Weine). Laubwandpflege, Traubenteilung und selbst das Setzen auf andere Rebsorten und Klone (wir verdanken diesen Umständen einen herausragenden Neuzugang, den Chardonnay „R“!) stehen heute mehr im Fokus als das verharren bis zum letztmöglichen Lesezeitpunkt. „Die Weinberge sind einfach anders aufgestellt als noch vor 20 Jahren.“ so Florian, dessen oberstes Ziel war, die Rebanlagen über den Sommer vital zu halten. „Ich sage es jedes Jahr: Das ist einer der trockenen Rieslinge mit dem besten Preis- Genuss-Verhältnis nicht nur in Rheinhessen, sondern in ganz Deutschland!“ – Jancis Robinson Handelsblatt: „Florians geniale Basis-Weine sind unter Preis-Genuss-Gesichtspunkten unschlagbar!“ Oder wie es der Gault&Millau formuliert: „Veritable Schnäppchen!“ Lässt sich doch anders kaum nachvollziehen, warum bei warmem Sommer derart schlanke und harmonische Weine eingefahren werden konnten, mussten wir diesen Umweg nehmen, um dann doch möglichst zielstrebig darauf hinleiten zu können, was wir im Glas erlebten: einen Jahrgang voller Balance. Dazu Florian: „Der Riesling hat ja seine Reifephase im September, hier war das Wetter kühl, die Säure liegt also gar nicht so sehr unter den 21ern.“ Zudem blieb Westhofen vom teils extremen Regen, wie ihn die Pfalz stellenweise verzeichnen musste, verschont. „Wir haben das Glück, dass die Böden hier relativ tiefgründig sind und einen guten Humusgehalt besitzen. Das ist Gold wert, wenn es trocken ist. Heutzutage haben wir ja auch ein anderes Lagenbild. Früher sucht sich ein Winzer Parzellen, die warm waren und das Wasser gut abfließen lassen, heute das Gegenteil.“ Es überrascht, dass letztendlich und bei allem Bewusstsein über den Wandel, doch nicht unwesentlich das Bauchgefühl des Winzers bzw. seine Erfahrung den Ausschlag gibt: „Man muss im Frühjahr schon pokern, ob das Jahr eher trocken oder feucht wird. Wenn die Rebe erst einmal gestresst ist, ist es zu spät, man kann dann nicht mehr agieren.“ So erwies sich etwa das Umbrechen der Weinbergbegrünung Anfang April als besonders wirkungsvolle Entscheidung. Als die warme Periode einsetzte, verfielen die Rebanlagen so nicht dem Trockenstress und konnten letztlich in die kalte Septemberphase übergeleitet werden und bei kühlen Nächten ausreifen. Wir freuen uns Ihnen die ausgewogene Kollektion des Weingut Seehof nun im Detail vorstellen zu können. 2022 erweist sich hier als harmonisch ausgereifter und großer Wurf. Ein Jahrgang, bei dem die Karten wieder völlig neu gemischt wurden und sich das ausgezahlt hat, worauf wir bei Seehof schon lange setzen: Florian Fauths unglaubliches Fingerspitzengefühl für die Westhofener Reblandschaft. Hier befindet sich wieder alles in perfekter Balance – was wir Dir, lieber Florian, zu verdanken haben! März 2023 29

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