DEUTSCHLAND BADEN Huber Nicht unerwähnt darf dabei bleiben, dass Julian Huber ganz nebenbei auch einen absolut genialen Winzersekt vinifiziert, der durch einen langen Ausbau auf der Hefe eine enorme Tiefe besitzt. Der Gault&Millau bringt den Erfolg des Weinguts auf folgende Formel: „Individualität gepaart mit enormem Feingefühl und einer guten Prise Risikobereitschaft führten das Ausnahmetalent aus Malterdingen dahin, wo es heute steht: auf Weltklasseniveau.“ Die Weinbaulagen, viele davon noch mit von Bernhard Huber gesetzten alten Reben bestockt, zählen heute allesamt zum Kanon der bedeutendsten deutschen Spätburgunder-Crus. Die „Bombacher Sommerhalde“ steckt die Lagen im nördlichsten Teil ab, in Hecklingen ist der „Schlossberg“ eine Referenz des Weinguts, die nur noch vom ultrararen „Wildenstein“, einer kleinen Parzelle, die Jahr für Jahr einen der drei besten deutschen Spätburgunder hervorbringt, übertroffen wird. © Felix Groteloh HERANGEHENSWEISE UND STILISTIK 28 Hektar Rebfläche bringen die einzigartigen Weine Julian Hubers hervor. Dreh- und Angelpunkt ist Malterdingen, eine Gemeinde, deren weinbauliche Geschichte auf die Zisterziensermönche zurückgeht, die hier bereits im 13. Jahrhundert ein Hofgut besaßen (und „Malterdinger“ tranken!). Das Terroir wird vor allem von verwittertem Muschelkalkboden geprägt, der vor allem den Burgundersorten Eleganz und Tiefe verleiht, darüber hinaus auch für die notwendige Textur für Substanz und hohes Alterungspotenzial sorgt. Ganz so, wie beim großen Vorbild, der Côte d’Or, im Herzen Burgunds. Herzstück bleiben aber die Lagen im nahegelegenen Malterdingen, wo neben dem „Bienenberg“ auch die feinen Ortsweine aus dem Hause Huber ihre Heimat haben. Mittels sélection massale veredelt Julian seine Weinberge, von denen er manch Parzelle abgab, um sich noch mehr auf die Kernparzellen und Filetstücke zu konzentrieren und die beiden Rebsorten, die für ihn die DNS der Region ausmachen: Spätburgunder und Chardonnay. Die Stilistik der Weine aus dem Hause Huber lässt sich nur dann genau nachvollziehen, wenn man sich die unterschiedlichen zeitlichen Etappen des Weinguts vergegenwärtigt. Es existieren nur wenige Betriebe, die in all den Jahrzehnten mit vergleichbarer Konsequenz am eigenen Weinstil geschliffen und diesen (im Zweifel auch gegen jegliche modische Strömung) weiterentwickelt haben. Schon in den frühen 1990er-Jahren galten die Spätburgunder Bernhard Hubers als Referenzweine. Zu einer Zeit, in der Winzer den Lesetermin immer weiter nach hinten verschoben, um noch mehr Reife einzufahren, vinifizierte er bereits einen vielschichtigen Spätburgunder, dessen Reifepotenzial das des Gros’ der Weine damals turmhoch überragte. Unter Julian Hubers Ägide haben auch die Weißweine eine neue Klasse erreicht, an der sich erneut viele Betriebe orientieren (müssen). Ihm gelingt es, die Frucht in den Hintergrund zu stellen und die Mineralität zu betonen. Eine feine Reduktion ist mittlerweile allen Weinen eigen, die ihnen eine langsame Reifung und großes Potenzial beschert. Auch die Spätburgunder zeigen sich bewusst eleganter und von kühlerer Frucht. Der Holzeinsatz wirkt zurückgefahren, die Struktur der Weine sorgt für eine ganz eigene Dramaturgie und Spannung – ganz unverkennbar Huber! In diesem Punkt hat Julian eine klare Vorstellung: „Mein Vater mochte das, hat immer gesagt: Du trinkst doch die Weine nicht übermorgen, sondern vielleicht erst in zehn oder 15 Jahren, dann siehst du, wie die Gerbsäure aus dem Holz sich ganz harmonisch eingebunden hat und Struktur gibt. Ich bin da trotzdem der Meinung: Man darf ruhig mehr Frucht zulassen, gerade beim wunderschönen Spätburgunder. Verglichen mit meinen Anfängen haben wir jetzt mehr Ruhe reingebracht, vor allem in die Spätburgunder. Also mehr Balance und Tiefe. Damit sind sie purer in der Art und feiner in der Textur.“ (Der Feinschmecker 2/2023, Interview „Mit Disziplin zur Spitze“) Und die Nachfrage steigt und steigt … – kaum ein Betrieb in Deutschland wird derart nachgefragt. Ein Glück für uns alle, dass Julian Huber sich mit einem enormen Gespür für große Weine Jahr für Jahr so konsequent „austobt“: seine Weine sind beeindruckend, waren nie besser! 60 PINWAND no 348 | Januar 2023
Huber BADEN DEUTSCHLAND GRAUER BURGUNDER TROCKEN, 2020 Julian Hubers Grauburgunder brilliert mit Frische und Präzision! DBA020120 Grauer Burgunder trocken, 2020 13% Vol. 26,66 €/l 20,00 € Dieser Graue Burgunder ist einer der feinsten Vertreter dieser Rebsorte, die wir kennen – eben ein echter Huber! Soll heißen heißt: ernsthaft, substanziell und auf der eher reduktiven Seite mit Noten von Flint und Rauch. Die Frucht drückt sich hier vor allem in zitrischen Noten und etwas Zitronentarte aus – was auch schon die feinen Hefe- und Pâtisserienoten einschließt, über die dieser Grauburgunder ebenfalls verfügt. Um dies zu erreichen, baut Huber den größten Teil des Weins – rund drei Viertel – im Edelstahl auf der Feinhefe aus, das restliche Viertel vergärt er im Holz und belässt es unter Luftabschluss darin mit allen Trubstoffen. Daher kommt die Substanz, aber auch das leicht Reduktive. Am Gaumen ist der Wein herrlich geschliffen, saftig und feinwürzi, seine Noten von Zitronen und Grapefruits, Äpfeln und Birnen mischen sich mit etwas Tabak, Gestein und einen Hauch von Holz. Im Finale wird es dann mundwässernd salzig, klar, frisch und druckvoll. Das ist unglaublich gekonnt gemacht und fast schwebend in der Balance gehalten. Einem Grauburgunder sagt man nur selten nach, burgundisch elegant zu sein. Hier aber ist das der Fall. © Weingut Bernhard Huber Ab sofort und sicher bis 2027+. MALTERDINGER, WEISS 2020 Noch mehr Chardonnay, noch mehr Charakter. DBA020220 Malterdinger, weiß 2020 13% Vol. 38,66 €/l 29,00 € Erinnern Sie sich noch daran, dass es bei den Hubers den Weißburgunder-Gutswein gab, ähnlich dem heute noch existierenden „Grauburgunder“? Julian Huber hat dem Wein im Laufe der Jahre immer mehr Chardonnay zugeführt, sodass 2016 aus dem „Weißburgunder“ der Ortswein „Malterdinger“ wurde. Mittlerweile hat der Chardonnay mit rund 65 % die Oberhand gewonnen, und man kann davon ausgehen, dass es in einigen Jahren 100 % sein werden. Julian mag den Chardonnay einfach lieber. Und er ist auch überzeugt davon, dass der Chardonnay sich an den Klimawandel deutlich besser anpassen kann als der Weißburgunder. So lange es diese Cuvée aus den beiden weißen Sorten allerdings noch gibt, erfreuen wir uns daran; denn es ist schlicht ein wunderbarer Wein. Gepresst mit Ganztrauben auf der Spindelpresse, spontan vergoren und auf der Vollhefe im Holzfass ausgebaut, bietet der Wein eine feine Reduktion, die sich schnell mit Noten von Limetten, grünen Birnen, blondem Tabak, Selleriegrün sowie Heu, Haselnüssen, etwas Holz und Verbene verbindet. Am Gaumen zeigt sich die Burgundercuvée frisch, saftig und straff mit seiner zupackenden Säurestruktur. Das ist griffig, bietet etwas Widerstand am Gaumen mit feinem Tannin, wirkt zugleich mürbe und fein, hat auch etwas elegantes Holz und Holzrauch, Salz und Speck. Das ist ein starker, ja ein sehr starker Auftritt für einen Ortswein, und er bietet schon jetzt so viel frischen Trinkfluss, dass man das Glas gar nicht mehr absetzen möchte. Schon sehr lebendig mit einem Potenzial für zehn Jahre und mehr. 61
P I N W A N D n o 3 4 8 1. PLATZ:
Januar 2023 PINWAND no 348 Wein Abo
Florane SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH
Florane SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH
Laden...
Laden...
Laden...
Pinard de Picard GmbH & Co. KG
Erlesene Weine, Spirituosen & Feinkost
Alfred Nobel Allee 28 66793 Saarwellingen / Campus Nobel Deutschland
Tel.: +49 6838 97950-0
Fax: +49 6838 97950-30
info@pinard.de
Öffnungszeiten & Verkostungsmöglichkeiten
Wir beraten Sie gerne!
Persönliche Sommelier-Beratung
für Events, Familienfeiern und besondere Anlässe.
1997-2022 Pinard de Picard GmbH & Co. KG, Saarwellingen, Germany. ALL RIGHTS RESERVED.