FRANKREICH BORDEAUX Les Carmels PIONIERARBEIT IM HINTERLAND UND EINSIEDLERDASEIN „Dieses kleine, im Januar 2010 entstandene Weingut mit einer Fläche von 5,12 Hektar liegt auf einem kiesigen Hügel, der typisch für die ersten Küsten und seine terre amoureuse ist, eine Erde, die »an den Stiefeln klebt« wie man hier sagt.“ schrieb der Guide Hachette seinerzeit. Besucht man die beiden, wähnt man sich eher auf einem landwirtschaftlichen Betrieb denn auf einem Weingut. Hier führen keine mit weißem Kies gefluteten Alleen zu einem altehrwürdigen Château, weder glitzern hier die Wasserspiele der eigens für den Besucher kaskadierenden Springbrunnen in der Sonne, noch grasen Rehe in den (nichtvorhandenen) Parkanlagen, die den Gärten von Versailles nachempfunden sind. Eine mit schlichter Holzverkleidung beschlagene und durch zahlreiche Photovoltaik-Anlagen eher verbaute Wohnmaschine definiert hier den Lebensalltag. Im Hintergrund eine Arbeits- und Gerätehalle. Ziemlich unromantisch, dafür effizient und praktisch. Von Anfang an wirtschafteten die beiden nach biologischen Richtlinien, verzichteten dabei schon allein aufgrund finanzieller Möglichkeiten auf neue Barriques und reduzierten den Schwefeleinsatz. Zunächst, weil Yorick das Standardwerk des Elsässer Önologen Arnaud Imméle – „Les Grands Vins Sans Sulfite“ – studiert hat und sich hiervon inspirieren ließ, später weil er als Asthmatiker Zusammenhänge vermutete, die seine Allergie verstärken könnten. Es überrascht nicht, dass die beiden zu Beginn mit dem konservativen Bordeauxhandel Schwierigkeiten hatten, ihre Zertifikation quasi verschwiegen. Die Pariser Sommelierszene war da bereits einige Schritte weiter, ermutigte das Ehepaar das Bio-Siegel auch auf dem Etikett anzugeben. Heute können die Lavauds über derartige Anekdoten schmunzeln. Sie sind stolz, neben acht Hektar Rebfläche auch diverse Obstbaumsorten und sechs Hektar Wald zu besitzen. Hier im Hinterland hat man den Eindruck eine vom Trubel des Bordelais losgelösten Mikrokosmos vorzufinden, der sich nach völlig anderen Parametern definiert. Solche, die uns zu überzeugen wissen, die eine Zukunft haben und nebenbei Weine hervorbringen, die nicht nur überdurchschnittliche Authentizität besitzen, sondern überraschend erschwinglich sind. „Wir sind in Bordeaux. Und wir sind es nicht.“ Ein leitmotivisches Credo, dass die Sonderstellung der domaine Les Carmels in dieser Region vortrefflich charakterisiert. 60 PINWAND no 347 | Dezember 2022
Les Carmels BORDEAUX FRANKREICH „LES CAPRICES“ CADILLAC – CÔTES DE BORDEAUX, ROUGE (BIO) Cadillac trinken, statt Cadillac fahren! FBO530100 „Les Caprices“ Cadillac - Côtes de Bordeaux, rouge 14% Vol. 18,00 €/l 13,50 € FR-BIO-16 Bei solchem Bordeaux kann man doch wieder auf den Geschmack kommen! Die acht Hektar Rebfläche umfassende domaine les Carmels bildet das kleine Paradies von Sophie und Yorick Lavaud. Im Jahr 2010 erwarb Yorick die Reben an den Cadillac – Côtes de Bordeaux, einer Subregion der Appellation Entre-deux- Mers, nachdem der studierte Önologe und Agronom zuvor für Rothschild Trauben in seiner Heimatregion besorgte. Die Erde klebt hier förmlich an den Stiefeln, weshalb das Terroir auch „terre amoureuse“ genannt wird. Zuzuschreiben ist dies dem hohen Tongehalt der Böden. Auch die typischen kalkhaltigen und von Kieseln durchzogenen Böden prägen die Landschaft. Bis in acht Meter Tiefe konnte das Ehepaar Wurzeln nachweisen! Alles wofür Bordeaux steht, zeichnet die beiden nicht aus. Seit Anbeginn bewirtschaften die beiden ihre Rebfläche biologisch-zertifiziert, verzichten dabei auf neue Barriques und schwefeln ihre Weine nur gering. Sie sehen sich eher als landwirtschaftlichen Betrieb denn als Château-Besitzer. Mit ihrer kleinen holzbeschlagenen Arbeitshalle entsprechen sie auch nicht unbedingt dem Bild einer alteingesessenen, ehrwürdigen Bordelaiser Winzerfamilie. Lediglich zwei Weine vinifizieren die beiden auf ihrer Domaine: Den Jahrgangswein „Les Vendanges“ und den Gutswein „Les Caprices.“ Bei letzterem handelt sich um einen exzellenten Bordelaiser Rotwein, bei dem die Intensität der Frucht deutlich im Vordergrund steht. Bewusst geben die Lavauds keinen Jahrgang an, auch wenn es sich stets um Traubenmaterial aus einer Lese handelt (er lässt sich allerdings anhand der Losnummer erkennen – die aktuelle Cuvée stammt von 2020). „Es ist ein Wein, den wir so konzipiert haben, dass er in seiner Jugend genossen werden kann.“ so Sophie. Grundlage für diesen frühzugänglichen Roten sind daher 100 % Merlottrauben aus der Appellation Cadillac – Côtes de Bordeaux. Statt im Barrique, reift der nur zart extrahierte Wein ausschließlich in Stahltanks, worin er zwischen vier und sechs Monaten lang ausgebaut wird. Neues Holz hat dieser frisch anmutende Wein auch gar nicht nötig. Er birst förmlich vor reifen Brombeeren und allerlei dunklen Waldbeeren. Die Reben für den „Les Caprices“ wurden teils in den 1980ern, teils in den frühen 2000ern gepflanzt und liefern komplexe und aromatische Trauben. Dabei beeindruckt dieser Merlot durch einen kraftvollen Charakter und durchaus betonte Tannine. Doch sind diese stets feinkörnig, wohingegen die von roten Beeren geprägte Frucht am Gaumen für Frische und Spiel sorgt. Hier befindet sich alles in Balance – und das, nicht nur aufgrund des Mikroklimas, sondern weil sich auch die Winzer im Einklang mit ihrer Natur und ihrer Heimat befinden. Das schmeckt man beim ersten Schluck! Und weil wir uns hier ganz abseits der Prestige-Appellationen befinden, für die sich die punktehörige Gesellschaft des Spektakels ums Primeur-Business gar nicht interessiert, bleibt diese Cuvée zudem derart erschwinglich, dass man beim Fleisch gerne etwas tiefer in die Tasche greifen kann. Wir empfehlen ein dazu großzügig mamroriertes Entrecôte vom Charolais- Rind (ein Grand Prix Label Rouge darf’s schon sein) à la Béarnaise nach Escoffier und etwas kurzgebratenem Brokkoli um den harmonischen Gesamteindruck noch zu steigern. Genießen Sie den „Les Caprices“ ab sofort und über die nächsten 4–6 Jahre. 61
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Dezember 2022 PINWAND no 347 Wein A
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