FRANKREICH BORDEAUX Les Carmels DOMAINE LES CARMELS CADILLAC – CÔTES DE BORDEAUX ZEITENWENDE: CADILLAC TRINKEN, STATT CADILLAC FAHREN Sophie Lavaud und ihr Mann Yorick stehen für Bordeaux, fernab vom spekulativen Primeurgeschäft der großen Châteaux 58 PINWAND no 347 | Dezember 2022
Les Carmels BORDEAUX FRANKREICH „Wir sind in Bordeaux. Und wir sind es nicht.“, so lautet das leitmotivische Credo unseres jungen Paars von den Cadillac – Côtes de Bordeaux. Biodynamische Bewirtschaftung, überschaubare acht Hektar Rebfläche und lediglich zwei Weine bilden die Säulen dieser erfrischend jungen Domaine. „Sophie Lavaud und ihr Mann haben nicht lange gebraucht, um ihren Weg zu finden.“ – Guide Hachette Die Frage „quo vadis Bordeaux?“ stellen wir uns nun schon seit rund zwei Jahrzehnten. Die Entwicklung zeichnet sich seit jeher klar ab: Die Primeur-Geschäfte, die durch alljährlich anreisende Kritiker-Scharen stattfindende Bewertung und Vermessung der Region sowie steigende Preise, die auf Prestige mehr Gewicht legen als intrinsische Werte, haben die Region in ihrer Wahrnehmung völlig von dem losgelöst, womit sich Weinliebhaber bevorzugt beschäftigen. Der Umstand, dass in der Region viele Zeichen der Zeit völlig unterschätzt bis verkannt wurden, zeigt die fast brachliegende Appellation Sauternes, deren einst so hochgeschätzte wie rare Süßweine heute kaum noch getrunken werden. Ein weiteres Indiz für für diese Scheuklappenmentalität dürfte die jüngst erfolgte Klage des Fachverbands für Bordeaux-Weine gegen eine Aktivistin auf Zahlung von 125.000 Euro Schadensersatz sein, weil sie auf Pestizid-Rückstände in teuren Bordeaux aufmerksam gemacht hatte. Anstatt die eigenen Praktiken zu hinterfragen oder zumindest den Diskurs zu wagen, deutet alles darauf hin, das hier ohne nachzudenken (zudem auch bemerkenswert kurzsichtig) alles einem „höheren“ wirtschaftlichen Interesse geopfert wird. Es liegt also weiterhin an einzelnen Akteuren, dieser der Region zu einem neuen Image zu verhelfen oder wenigstens jene Pfade zu beschreiten, die man in vielen anderen Appellationen in den letzten Jahrzehnten deutlich schneller eingeschlagen hat und so eine Vorbildfunktion einzunehmen. Kurzum: Wir waren schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer kleinen Bordelaiser domaine, die mit nachhaltiger Bewirtschaftung, fairen Preisen und authentischen Gewächsen aufwarten kann und – jenseits der vollmundigen Slogans des regionalen Marketings – eine eigene Geschichte zu erzählen weiß. Um solch „antitechnokratischen“ Weine zu finden, mussten wir uns in eine Region begeben, die nur sehr wenig vom Glanz der großen Châteaux besitzt, ja im Primeur-Geschäft nahezu keine Beachtung findet. GUTSBESITZER OHNE CHÂTEAU Am linken Ufer, rechtsseitig der Garonne fanden wir einen ganz jungen Betrieb, der unsere Aufmerksamkeit weckte. Die Cadillac – Côtes de Bordeaux sind nur den wenigsten bekannt, die Appellation umfasst lediglich 1.000 der rund 120.000 Hektar des Weinbaugebiets Bordeaux. Es handelt sich um eine Subzone der wesentlich bekannteren Region Entre-deux-Mers, südöstlich der Stadt Bordeaux. Es ist die Heimat von Yorick und Sophie Lavaud. Der mittlerweile 44-jährige Yorick lernte Sophie 2007 während des Studiums kennen. Beide sind aus Bordeaux, fanden aber erst auf Umwegen und einigen Jahren geduldigen Ausharrens zur alten Heimat zurück. So studierte Sophie (ihre Eltern waren Lehrer, der Onkel ein Trüffelsammler aus dem Périgord), zunächst in Montréal, wo sie, als waschechtes „Bordelaiser Gewächs“, ständig auf ihre vermeintliche Weinkompetenz angesprochen wurde. Diese Erfahrung, die ihr durchaus unangenehm war, weckte etwas in ihr. Einige Zeit später nahm sie dann tatsächlich Weinmarketing-Studium in Angriff, wo sie auf Yorick traf, dessen Familiengeschichte tief im Weinbau wurzelte: Sein Ur-Urgroßvater besaß annähernd ein Dutzend Châteaux (!), darunter heute legendäre Größen wie Fieuzal, Malartic Lagraviere und Domaine de Chevalier. Allerdings ist Yoricks Zweig der Familie derjenige, an dem sämtliche Weinberge „vorbeivererbt“ wurden. Anders als bei seiner Frau, kreisten seine Gedanken fortwährend um den Weinbau: So studierte er zunächst Agrarwissenschaften in Paris, um sich dann in Bordeaux der Önologie widmen und in Weinmarketing und -handel zu vertiefen. Der in allen Weindingen außerordentlich bewanderte Yorick erwarb sich durch seine Kenntnisse bald eine exzellente Stellung. Da er seine Heimat Entre-deux-Mers wie seine Westentasche kannte, war er dafür zuständig, in dieser Region für Rothschild Trauben zu beschaffen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er auf die heutigen Rebflächen der Domaine des Carmels stieß, die 2009 dann zum Verkauf standen – ganze 17 Hektar, von denen lediglich sechs mit Rebstöcken bepflanzt waren, der Rest: Weideland und Waldfläche. Der Umstand, dass man hier erste jahrelang investieren müsste und Teilflächen unter Naturschutz standen, machte den Erwerb für die umliegenden domaines unattraktiv. Doch Yorick erkannte seine Chance, erwarb die Fläche zu einem fairen Preis und war nun gemeinsam mit Sophie Gutsbesitzer ohne Château. 59
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