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Weinmailing Nr. 341 im Juli 2022 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND BADEN Holger

DEUTSCHLAND BADEN Holger Koch CHARDONNAY – WEISSBURGUNDER –SAUVIGNON BLANC „HERRENSTÜCK“, 2021 Holger Kochs Chardonnay „Steinfelsen“ verbindet französische Finesse mit badischer Substanz zu einem außergewöhnlichen Basis-Chardonnay. DBA011521 Chardonnay-Weißburgunder-S. Bl. „Herrenstück“, 2021 12% Vol. 21,26 €/l 15,95 € Wer auf die Website des Bickensohler Winzers Holger Koch schaut, der sucht vergebens nach seinen Chardonnay – was auch daran liegen mag, dass eine neue, überarbeitete Homepage in Arbeit ist. So oder so: Der Winzer steht lieber im Weinberg, wo er die ersten Chardonnay-Anpflanzungen vor fünf bis zehn Jahren getätigt hat – in weiser Voraussicht, dass der Chardonnay einige Vorteile gegenüber den anderen weißen Burgundersorten mitbringt. Vor allem, gegenüber dem Grauburgunder: Der Chardonnay kommt vor allem besser mit wärmeren und trockeneren Jahrgängen zurecht. Die Weinberglagen von Bickensohl sind seit der Flurbereinigung in den 1970er-Jahren in Großlagen zusammengefasst, sodass sie mehrere Dutzend Hektar umfassen. Im Falle des Steinfelsens sind es mehr als 77, deren Parzellen teils deutliche Unterschiede in der Bodenstruktur zeigen, wie auch in der Höhe und Ausrichtung zur Sonne. Daher kommt es bei den Lagen mehr auf die Gemarkung an, also auf den Teilbereich. Und diese Gemarkungen werden bei Winzern wie Holger Koch natürlich jeweils getrennt ausgebaut. In diesem Fall liegen sie vergleichsweise hoch und nach Westen ausgerichtet. Das hat den Effekt, dass die Sonne erst spät am Mittag erscheint und der Wind durch die Weinberge pfeift. Früher war das häufig ein Problem, heute, mit dem Klimawandel ist es eine der zukunftsträchtigsten Lagen. Der „Steinfelsen“ bietet nun den Einstieg in die Welt der Koch’schen Chardonnay. Und der hat es in sich! Holger Koch versteht es, badische Weine mit französischer Eleganz zu erzeugen. Dazu tragen die exzellenten kleinbeerigen Chardonnay-Klone aus dem Nachbarland bei, aber auch der Ausbau in Stockinger- Fässern – State of the Art, gewissermaßen. In wärmeren Jahren geht er zudem dazu über, einen Teil der Frucht auf der Maische zu vergären, also einen Orangewein zu erzeugen, den er zu kleinen Teilen dann zurück in den klassisch erzeugt Wein gibt. Für 2021 sah das „Drehbuch“ allerdings ein klein wenig anders aus, infolge des Frosts gibt es heuer keinen reinen Chardonnay aus dem Herrenstück, dafür eine umso raffiniertere Cuvée aus 60 % Chardonnay, 38 % Weißburgunder und einer Spur (2 %) Sauvignon Blanc, die dank Ausnahmegenehmigung (hier hat alles seine Richtigkeit) auf dem Etikett nicht ausgewiesen werden muss. Die Kombination mag ungewöhnlich sein, doch tatsächlich meldet die Nase bereits perfekte Harmonie – allenfalls etwas fruchtige Glanzlichter setzen die Assemblage-Partner beim Chardonnay. Es duftet nach Mango-Lassi, mehr noch nach „Bienenstich“ mit Mandelsplittern. Die Nussigkeit, nicht die Süße ist hier die Assoziation, denn sie kommt mit sanften Rösttönen schön durch im Duft. Am Gaumen kann dann der Dreiklang noch klarer dekonstruiert werden. Fülle und exotische Fruchtigkeit des Chardonnays, gemildert vom Gerbstoff und den nussigen Einträgen des Weißburgunders, werden von einem „Ich pfeif mir nichts“- Akkord des Sauvignon Blancs nicht gestört, sondern verjüngt. Vor allem im Finale sorgte das für gut gelöste Spannung zwischen den so ungewöhnlichen Akteuren. Am Ende dieser lebhaften Diskussion unter Rebsorten steht ein bemerkenswert süffiger Wein mit zarter Säure. „Serendipity!“, werden alle Innovationsforscher da wohl mit der (englischen) Zunge schnalzen! Ab sofort und bis leicht 2027+. 34 PINWAND no 341 | Juli 2022

Holger Koch BADEN DEUTSCHLAND WEISSBURGUNDER *** 2021 Dreifach besternt und unendlich gut: Weißburgunder in Perfektion! DBA011021 Weißburgunder ***, 2021 12,5% Vol. 28,00 €/l 21,00 € Die berühmten drei Sterne, sie stehen für Exzellenz, wenn es um Genuss geht. Das haben sich auch Gabriele und Holger Koch für ihre jeweils besten Sortenvertreter als Erkennungszeichen ausgesucht. Jahr für Jahr tragen die Top-Weißweine des Weinguts die kleine, aber wesentliche Symbolik am Flaschenetikett. Vor allem beim Weißburgunder signalisieren die Sterne aber auch eine rare Spitzenqualität, die man selten von der oft unterschätzten Rebsorte ins Glas bekommt. Kleine Trauben mit einem umso intensiveren Geschmack, die auf den biologisch gedüngten Weingartenflächen der Lage Eichbuck – frei von Herbiziden – wachsen, sind der eine Schlüssel zu dieser „frankophilen“ Art des Weißburgunders. Dazu kommt, dass er Ausbau im großen Holzfass (600 Liter) erfolgt und das in der bewährten „Koch-Methode“. Sie sieht rund 10 % der Trauben vor, die zur Gänze und mit langem Schalenkontakt vergoren wurden. Dieser Teil, der vor Energie strotzt, wird dann wieder dem restlichen Jahrgang zugesetzt. Und es ist eine „Injektion“, die voller Power, vor allem aber Würze steckt. Man kann länger überlegen, ob man das so festhält. Doch man sollte es. Denn Schafkäse und Thymian sind hier im Duftbild die Entsprechung zum „Stinkerl“, das uns unmittelbar in die französische Hochburg des Weißburgunders (ou bien: Pinot Blanc) führt. Es ist ein würziger Ton, der auch Bestand hat und sich von keiner Mangound Passionsfrucht ganz aus dem Glas vertreiben lässt. Die beiden säuerlichen Exoten dürfen dafür im Mund als Pärchen antanzen. Saftig, aber doch schlank, lässt sich der 2021er am Gaumen an. Denn Alkohol – dezente 12,5 Vol.-% – wie auch die nussige Art des Weißburgunders wiegen sich ihrerseits im innigen „pas de deux“. Auf der Fruchtseite sind es salzige Zitrusfrüchte, die man in purer Lebendigkeit wahrnimmt. Der „Drei-Sterner“ ist der rare Fall eines Weißweins, der wirklich allen (außer ausgewiesenen Süßmäulern, die Kochs Burgunder nicht bedient) gefallen dürfte. Jetzt schon herrlich, und sicherlich noch bis 2031+. GRAUBURGUNDER *** 2021 Holger Kochs Grauburgunder: Wir sehen nur noch Sterne! DBA010921 Grauburgunder ***, 2021 13% Vol. 28,00 €/l 21,00 € Ein Hauch von Guide Michelin weht durch Vogtsburg- Bickensohl, wenn Holger Koch die Selektion seiner besten Trauben vornimmt. „***“ (drei Sterne) steht bei der jeweiligen Krönung der Weine seiner Burgundersorten – vom Weißburgunder bis zum Spätburgunder als einzigem Rotwein – am Etikett. Im Falle des Grauburgunders mit der internen Höchstwertung zeichnen ihn zwei Dinge aus. Zum einen stammen die Rebstöcke aus französischen Pinot-Gris-Klonen, die Holger Koch einem alten Weingarten im Elsass entnehmen durfte. Dazu kommt der Kaiserstuhl-Twist, den der Winzer bei vielen seiner Weißweine setzt, indem er einen Teil des Traubenmaterials auf der Maische und unentrappt vergärt. Beim Grauburgunder macht dieses Verfahren besonders Sinn, denn immerhin wurde der „orange wine“ als globaler Trend von den istrischen Winzern exemplarisch bei ihrem Pinot Grigio entwickelt. So trägt auch der 2021er den höchsten Anteil dieser „orange“ ausgebauten Trauben, nämlich 15 %. Der grundsätzlichen Aromenkraft der Sorte steht das bestens, auch wenn der Jahrgang mit 13 Volumenprozent Alkohol den bisher schlanksten „***“-Grauburgunder hervorbrachte. Wobei das relativ zu sehen ist, denn nicht der Einzelwert interessiert den Winzer, sondern die Balance. Und die wurde wieder in einer traumwandlerischen Sicherheit zum Equilibrium geführt. Nahezu golden strahlt der 2021er im Glas – und er lässt sich nicht lange bitten. Mit gelber Melone, Sesamkörnern, einem Mix aus Vanille und Passionsfrucht legt der Grauburgunder in der Nase los. Der „Drei-Sterner“ kann es dabei natürlich nicht bewenden lassen und bietet noch mehr: Mit etwas Luft, die man ihm im großen Glas gewähren sollte, erkennt man die Verwandtschaft mit den „orange wines“, sofern man diese Kategorie gut kennt. Wohlgemerkt, der zwischen Gerbstoff-Noten und Mostäpfeln changierende Duft ist nur für Kenner. Denn im Vordergrund steht diese Spur der kellertechnischen Arbeit Holger Kochs keineswegs. Im Mund allerdings wird das Tannin noch seinen Auftritt haben; doch zuvor gehört die Bühne der zupackenden und wie geeist wirkenden gelben Frucht. Quitten und Ringlotten, in zweiter Lesung auch Aprikosen – noch vor der expressiven Fruchtphase. Vor allem im Mittelteil schmiegt sich diese Gemengelage wunderbar an den Gaumen. Ehe dann das Gerbstoffgerüst (da war es wieder!) dezent darauf hinweist, dass es allmählich Zeit würde. Wofür? Um nachzuschenken vom Grauburgunder natürlich! Jetzt schon herrlich, und sicherlich noch bis 2030+. 35

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