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PINwand Nr. 326

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Weinmailing Ausgabe Juli 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG

DEUTSCHLAND WÜRTTEMBERG Schnaitmann „IFLINGER“ SAUVIGNON BLANC 1. LAGE, 2019 (BIO) Schöner Sauvignon Blanc aus einer der ältesten Parzellen Württembergs SAUVIGNON BLANC „RESERVE“, 2019 (BIO) Schnaitmanns mineralisches Sauvignon-Blanc- Meisterwerk! DE-ÖKO-022 DWU010419 „Iflinger“ Sauvignon Blanc 1. Lage, 2019 13% Vol. 24,66 €/l 18,50 € DE-ÖKO-022 DWU014019 Sauvignon Blanc „Reserve“, 2019 13% Vol. 44,00 €/l 33,00 € Neben den jugendlich frischen Sauvignon Blanc „Steinwiege“ stellt Rainer Schnaitmann schon seit vielen Jahren den großen Bruder, den er „Iflinger“ nennt. Er bezeichnet ihn deshalb so, weil der Wein aus dem historischen Gewann Wiflinger stammt, der Fellbacher Lage mit den ältesten Sauvignon-Blanc-Reben der Gegend. Doch den Gewann-Namen darf er bis heute nicht verwenden. Diese von Kieselsandstein geprägte Südostlage aber ist prädestiniert für komplexe Weine, die Rainer Schnaitmann in gebrauchten Halbstückfässern von 600 Litern auf der Feinhefe ausbaut. Lediglich drei solcher Fässer gab es im Jahrgang 2019! Das Bouquet hat dann erst mal ganz schön was zu bieten. Es riecht nach Ananas und einem Hauch Litschi und Stachelbeeren. Aber nur äußerst subtil. Sauvignon-Blanc-Aromen, wie aus dem Bilderbuch. Und dann tastet man sich weiter an diesen feinen Wein heran, entdeckt etwas Quitten, auch blonder Tabak. Der „Iflinger“ wandelt sich minütlich im Glas wie ein Chamäleon, bringt ständig neue Aromen hervor. Immer ein gutes Zeichen, wenn ein Wein dieser Preisklasse so wandlungsfähig ist und im Verlaufe des Leerens der Flasche eine derartige Entwicklung durchläuft. Am Gaumen zeigt er eine angenehm seidige Textur. Pampelmusen und etwas Litschi vermischen sich hier, auch weißer Pfeffer und etwas Ingwer. Der Wein ist würzig und intensiv fruchtig zugleich. Das ist so ungewohnt wie brillant und sicher einer unserer Lieblinge der Rebsorte, nicht nur in Württemberg. Heißer Kandidat für den besten Sauvignon des Jahrgangs aus Deutschland. Ab sofort bis sicherlich 2026+. Man kann Rainer durchaus zu den Altmeistern des deutschen Sauvignon Blancs zählen. Diese Reborte, die für einige der großen Weine der Loire verantwortlich ist, die sich in weißen Grand Crus des Bordeaux findet und mit dem neuseeländischen Marlborough-Stil weltweites Aufsehen erregt hat, ist in deutschen Weinbergen ein noch recht junger Gast. Nun ließe sich einwerfen, dass auch Rainer Schnaitmanns 1997 gegründetes Weingut vergleichsweise jung sei. Doch der Mann hat in dieser Zeit viele Erfahrungen gesammelt und sich zu einem der führenden deutschen Winzer entwickelt. Immer mit von der Partie: Sauvignon Blanc, eine frühe Liebe des Fellbacher Winzers. Schnaitmann pflegt in seinen Weinen einen unaufgeregten, fast scheuen Stil, der aber umso nachhaltiger wirkt, wenn man sich auf ihn einlässt. Das wird gerade beim Sauvignon Blanc offensichtlich, der ja sehr grell, laut, fast marktschreierisch sein kann. Hier ist das Gegenteil der Fall – schon der Gutswein, der Sauvignon Blanc „Steinwiege“, überzeugt mit eigenständigem Charakter – was mit dieser „Réserve“ auf die Spitze getrieben wird. Wir halten diesen Wein für ein feines, tiefgründiges, völlig unaufgeregtes Meisterwerk, das sich seiner Stärken jedoch absolut bewusst ist. Wenn man ihn einer Stilrichtung zuordnen wollte, dann wäre es die eines oftmals ebenso vornehmen Sancerre-Cru, dem man wie dieser „Réserve“ eine gewisse Zeit im Holz gegeben hat. Mit Holz ändert sich ein Sauvignon Blanc in beeindruckender Art und Weise. Es nimmt dem Wein den Pop und gibt ihm die Klassik. In diesem Fall verbrachte die „Réserve“ rund 12 Monate im neuen Halbstückfass auf der Vollhefe. Und so duftet der zudem spontanvergorene Weißwein flintig nach einem feinen Fumé, statt nach Fruchtkorb oder frisch gemähter Wiese. Gesteinsmehl, Sternfrucht und Kamillenblüten reichen sich hier die Hand. Am Gaumen geht es ebenso mineralisch und minimalistisch weiter. Der Wein zeigt neben gelber Kiwi kaum Frucht, betont, ohne jegliche Restsüße, eher die generöse Textur. Der Sauvignon baut über Tage – wenn man ihn denn über Tage hinweg probieren mag – Druck auf und wird immer präziser und komplexer. Man sollte diesem Wein große Burgunder- Gläser gönnen, denn er spielt genau in dieser Liga. Dieser Wein zeigt die wahre Größe der Rebsorte! Ab sofort, gerne aus großen Gläsern genossen bis 2030. 22 PINWAND no326 | Juli 2021

Schnaitmann WÜRTTEMBERG DEUTSCHLAND Top-Tipp! DE-ÖKO-022 LEMBERGER „STEINWIEGE“, 2018 (BIO) Dunkel und würzig wie ein Südfranzose, elegant wie ein Burgunder, frisch wie ein Württemberger! DWU013618 Lemberger „Steinwiege“, 2018 DV 13% Vol. 16,66 €/l 12,50 € Die rote württembergische Leitrebsorte ist ganz unbestritten der Lemberger, der in Österreich als Blaufränkisch und in Ungarn als Kékfrankos bekannt ist. Rainer Schnaitmann arbeitet von Beginn an mit der Sorte und hat es vom Gutswein bis zum Großen Gewächs zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Die Gutswein-Linie mit rebsortenreinen Weinen heißt bei ihm „Steinwiege“. Wenn man allerdings den Wein in ein am besten großes Glas gießt und die Aromenvielfalt und Dichte des Weines wahrnimmt, kann man kaum glauben, dass das tatsächlich „nur“ ein Gutswein sein soll. Der „Lemberger“ bietet eine wunderbare Fülle und Kraft. Entstanden ist er auf biologisch bewirtschafteten Weinbergen mit Gipskeuper-Böden. Er wurde mit 40 Hektoliter pro Hektar gelesen und zu 100 % in ganzen Trauben spontan vergoren. Danach wurde er für 15 Monate in alten Holzfässern ausgebaut und ungeschwefelt und unfiltriert abgefüllt. Naturwein also … Das merkt man im Duft und am Gaumen; denn der Wein wirkt nicht etwa gedeckt, sondern frisch, saftig und absolut offen und einladend. Der tiefviolette Lemberger duftet intensiv nach sattreifen roten und vor allem blauen und schwarzen Früchten. Süßkirschen und Sauerkirschen, Brombeeren und Pflaumen, Holunderbeeren und ein wenig Cassis werden begleitet von etwas Zimt, von Wacholder, Thymian und ein wenig Minze, etwas Unterholz und süßer Hefe. Was man im Duft noch im Süden hätte verorten können, zeigt sich am Gaumen mit der Spannung, der Frische, der kühlen Steinigkeit nördlich, bietet aber trotzdem einen wunderbar süßen und reifen Fruchtkern, eine engmaschige Gerbstoffstruktur und eine feine Säure. Das ist alles sehr balanciert, sehr elegant und lebendig. Man darf mal wieder den Hut ziehen; denn das ist viel Wein bei einem Gutswein. Ab sofort und über 2026 hinaus mit Freude zu trinken. DE-ÖKO-022 TROLLINGER „ALTE REBEN“, 2019 (BIO) So macht Trollinger Spaß. Die „Alten Reben“ sind Schnaitmanns Antwort auf guten Beaujolais! DWU014119 Trollinger „Alte Reben“, 2019 11% Vol. 17,20 €/l 12,90 € Wenn man den auf Massenware basierenden zweifelhaften Ruf des Trollingers einmal außer Acht lässt, dann hat diese Sorte einige Qualitäten, die in der deutschen Rotweinlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal sind. Die wichtigste ist, dass diese Sorte nicht viel Zucker einlagert und daher trocken und mit wenig Alkohol vinifiziert werden kann. Eine andere Qualität ist die Tanninstruktur, die sich eher als seidig denn kraftvoll charakterisieren lässt. Hinzu kommt eine gewisse Saftigkeit und Frische, die der Trollinger durchaus besitzen kann, wenn er bei der Gärung nicht zu stark erwärmt wird, was allerdings häufig passiert. Mit diesen Charaktereigenschaften kann man eigentlich einen sehr zeitgemäß frischen und jung zu trinkenden Bistro-Rotwein erzeugen, der einem guten Beaujolais in nichts nachstehen muss. Rainer Schnaitmann hat sich des Trollingers auf ganz eigene Weise angenommen, nutzt für seinen Wein die Frucht von 30 bis 45 Jahre alten Reben, die auf Gipskeuper wachsen. Er baut ihn ganz im Sinne des „Natural“-Gedankens aus, indem er auf alle Zusätze sowie Filtrieren verzichtet, was dem Wein, der auf 1,6 Gramm Restzucker spontanvergoren wurde, eine wunderbare Offenheit beschert. Dabei befanden sich ganze Beeren und teils ganze Trauben über zehn Tage hinweg im Bottich, was zunächst eine intrazelluläre Gärung bewirkte, die man auch als „macération semi-carbonique“ bezeichnen könnte. Später wurde der Wein lange in alten 300-Liter-Fässern wie auch im Edelstahl ausgebaut und unfiltriert und ohne Schwefelzugabe gefüllt. Das Ergebnis ist ein leicht trüber, leicht transparent kirschroter Wein, der ein komplexes Aromenspektrum bietet. Es duftet nach süßen Kirschen und Pflaumen, Schlehen und zerstoßenen Walderdbeeren sowie dunklen Himbeeren, nach Kräuterbonbon und Hefe, nach Sanddorn, warmem Waldboden und Unterholz. Am Gaumen wirkt der Trollinger genauso offen und einladend wie im Duft. Er umschmeichelt den Gaumen mit einer seidigen Textur, bietet einen erstaunlich griffigen, feinen Gerbstoff und hat eine den Wein belebende Säurestruktur. Walderdbeeren und Himbeeren, zwar frisch, aber schon zerstoßen zu einem Kompott, werden durch Holzwürze, Hefe und Noten von Unterholz bereichert. Dabei zeigt sich der Trollinger „Alte Reben“ leicht und schwebend, transparent und saftig. Ab sofort und bis sicherlich 2024 ein großer Genuss. 23

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