Aufrufe
vor 2 Jahren

PINwand Nr. 323

  • Text
  • Weinfachhandel
  • Weinhandel
  • Winetasting
  • Wine
  • Pinard
  • Pinwand
  • Weine
  • Wein
Weinmagazin Ausgabe Mai 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender

ÖSTERREICH & UNGARN

ÖSTERREICH & UNGARN Weninger KÉKFRANKOS „BALF“, ROT 2018 (BIO) Ein Wein „gegen den Durst“ aus ungarischen und burgenländischen Weingärten am Neusiedlersee. OBL070118 Kékfrankos „Balf“, rot 2018 Diam 12,5% Vol. 14,53 €/l 10,90 € AT-BIO-402 Ungarn ist ein durchaus ungewöhnliches Weinbauland. Das hat sicher mit den vielen Verwerfungen der letzten Jahrhunderte zu tun. Ein Beispiel für dieses Ungewöhnliche ist die Tatsache, dass man bis heute eher auf die typischen internationalen Rotweinsorten setzt, während der heimische Kékfrankos, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Region um Sopron stammt, im eigenen Land kaum geachtet wurde und teils immer noch nicht wird. Dabei hatten die Österreicher ihren Nachbarn schon vorgemacht, was man aus dieser Sorte, die dort „Blaufränkisch“ heißt, alles zaubern kann. Früher waren es vor allem extrahiert konzentrierte Weine im modernen Bordelaiser Stil, die im Barrique ausgebaut wurden. Danach kamen immer mehr Blaufränkisch in einer eher burgundisch feinen, frischen und feinwürzigen Ausrichtung. Den Grundstein für einen solchen Stil in Ungarn haben Ende der 1990er-Jahre die Weningers in Sopron gelegt. Und sie haben ihn immer weiter verfeinert. So entsteht heute mit dem „Balf“ ein Ortswein aus Weinlagen vom ungarischen Teil am Neusiedler See, der tief vom Terroir der Region geprägt ist, während sich der Weinmacher Franz Weninger ganz bewusst mit Eingriffen im Keller zurückhält. Die Böden sind von Schiefer, verwittertem Grundgestein und Parabraunerde geprägt, das Klima ist pannonisch. Die Reben sind seit langer Zeit biologisch und seit Jahren auch biodynamisch bewirtschaftet, und Franz Weninger hat, getreu seinem Motto „Weninger ist mehr“, im Keller immer weiter reduziert und vereinfacht. Übersetzt heißt das, dass die Trauben nach der Handlese noch einmal selektiert, weitgehend entrappt und per Schwerkraft in die Tanks befördert werden, wo sie spontan und über zwei bis drei Wochen vergären. Schließlich reift der Wein über 15 Monate hinweg in großen Holzfässern, wird dann mit minimalem (wenn überhaupt) Schwefel unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. Genau in dieser Einfachheit liegen Kraft und Charakter des Weins, der vom ersten Moment an begeistert. Da ist diese kühle, saftige und dunkle, erdige und feinwürzige Anmutung, die ganz pur und klar wirkt. Da ist diese etwas saure, aber saftige Frucht von Kirschen und Johannisbeeren, auch etwas Tonisches und Mineralisches, wie man es im Wasser der vielen Heilquellen des Ortes finden kann. Dazu kommen mit Luft immer mehr Schattenmorellen, die etwas dunkler und wärmer wirken, ferner Hagebutten und Schlehen, trockenes Unterholz und Geäst, Erde und ein Hauch von Eisen, aber auch ein wenig Schokolade. Am Gaumen wirkt der Wein seidig und sanft im Tannin, er ist dabei frisch und lebendig in der Säure, dunkel und saftig in der Frucht und hat einen ordentlichen Zug. Das ist – man schaue auf den Preis und reflektiere die aufwendige Vorarbeit ¬– ein fantastischer Weinwert und ein Wein, der für das, was er bietet, fast zu günstig im Preis ist, zumal alles bis ins letzte Detail der Flaschenausstattung sehr wertig und harmonisch abgestimmt ist. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2028 mit Freude trinken. 38 PINWAND °323 | Mai 2021

Weninger ÖSTERREICH & UNGARN BLAUFRÄNKISCH „HOCHÄCKER“, 2017 (BIO) Es ist ein Wahnsinn, was man hier für sein Geld bekommt! OBL070317 Blaufränkisch „Hochäcker“, 2017 Diam 12,5% Vol. 17,33 €/l 13,00 € AT-BIO-402 Der „Hochäcker“ ist der Blaufränkisch-Einstieg in das Lagenportfolio von Weninger. Die gleichnamige Lage befindet sich in Horitschon, also in direkter Nachbarschaft des dort beheimateten Weinguts und ist die älteste Lage des Orts. Sie bildete gewissermaßen den Startschuss für den Weinbau dort. Der Hochäcker ist ein ungewöhnlich stein- und kalkfreier Weinberg mit lockerer Braunerde und tiefgründigem, mit Eisen durchsetztem Lehm. Die biodynamisch gepflegten Reben sind im Durchschnitt 35 Jahre alt, manche sogar älter als 80. Nach der Handlese und weitgehender Entrappung kommen die Trauben in den Fermenter. Alles bei Weninger geschieht durch Schwerkraft. Nach der Spontangärung sowie einer rund dreiwöchigen Maischestandzeit und dem biologischen Säureabbau reift der Blaufränkisch für 13 Monate im gebrauchten tonneaux, ohne aufgefüllt zu werden. Allein der Duft dieses „Blaufränkisch“ betört schon, obwohl er gar nicht so expressiv ist – dafür aber umso eindringlicher und wahrhaft elegant. Es beginnt gleichsam rot, und der „Hochäcker“ zeigt Noten von frischen Sauerkirschen, ein paar Süßkirschen und Walderdbeeren. Dann wird es mit einer Idee von Blutorangen heller, danach von Mandarinen und Zitronen. Gleichzeitig wird der Wein immer würziger und erinnert an Rauch und Rauchfleisch sowie Würztabak mit einer Kopfnote von Minze und Menthol. Beim ersten Schluck wird man gewahr, dass der Wein heller wird, als er zu Beginn im Duft erschien. Hell und klar, präzise und saftig präsentiert sich der „Hochäcker“. Die Frucht verbindet diese frische Blutorangennote mit dunklen Beeren und Kirschen. Auch der Tabak ist wieder da, diesmal aber etwas heller. Der Blaufränkisch liefert viel Saft und Körper, doch bleibt er dabei immer elegant, und die Frische ist einfach wunderba! In ihr verbindet sich die fein verästelte Säure mit einer klaren, am Gaumen geradezu summenden Mineralität. Sie unterstreicht noch einmal die Lebendigkeit dieses Weins, den es in dieser Qualität und in dieser Preislage kaum ein zweites Mal geben dürfte. Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2028 mit Freude trinken. KÉKFRANKOS „STEINER“, ROT 2017 (BIO) Einer dieser wunderbaren Weinwerte aus dem Keller von Franz Weninger! OBL070417 Kékfrankos „Steiner“, rot 2017 12% Vol. 33,33 €/l 25,00 € AT-BIO-402 In den Annalen der Stadt Ödenburg, dem heutigen Sopron, wurde die Lage Steiner, aus der dieser Kékfrankos stammt, als die beste und teuerste Lage im gesamten Westungarn – wozu damals auch noch weite Teile des Burgenlandes gehörten – klassifiziert. Dann geriet die Lage ein wenig in Vergessenheit, bis man den Steiner, der lange der Kirche von Sopron gehörte, der Familie Weninger anbot. Das war in den 1990er-Jahren, und Franz Weninger hatte sich mit seinem Engagement um den ungarischen Weinbau schon einen Namen gemacht. Als Franz sen. und Franz jun. den Steiner 1997 zum ersten Mal betraten, waren sie überwältigt von der Schönheit und der Besonderheit der Lage. Sie befindet sich nur unweit des Neusiedler Sees und gehörte damals schon zu einem der wenigen Naturschutzgebiete hinter dem Eisernen Vorhang. Schnell wurde den beiden klar, dass auch die Lage an sich ganz anders war als diejenige, die sie selber in Horitschon besaßen, das ja nicht weit entfernt liegt. Hier bot sich die Möglichkeit, Blaufränkisch, also Kékfrankos, wie er in Ungarn heißt, noch einmal ganz anders zu interpretieren. Der „Steiner“ wird wie alle anderen Weine der Weningers auch in biologisch und biodynamisch gepflegten Weingärten erzeugt. Die Trauben wurden von Hand gelesen, per Schwerkraft in die Gärständer befördert und drei bis vier Wochen spontan vergoren und auf der Maische belassen. Schließlich reifte der Kékfrankos nach dem biologischen Säureabbau für zwei Jahre im tonneau und dann weiter auf der Flasche. Danach wurde er unfiltriert, ungeschönt und minimal geschwefelt gefüllt. Was einem beim „Steiner“ erwartet, ist ein beeindruckend würziger Vertreter des Blaufränkisch. Tatsächlich zeigt der Wein zunächst einmal eine reduktive Note mit einem Hauch von Schießpulver. Dahinter wird die dunkle, ja fast schwarz wirkende Frucht von Schlehen und Holunder offensichtlich, die begleitet wird von Rauchfleisch und dunkler, leicht feuchter Erde, von trockenem Unterholz und Trüffeln, getrockneten Kirschen und dunklem Tabak. Am Gaumen packt einen der „Steiner“ vollends und zieht einen mit sich. Würzige Noten dominieren. Der Wein wirkt dunkel, saftig, reif, aber auch säurebetont, überaus frisch, und das elegante, seidige Tannin verleiht ihm die Noblesse gibt, die dieser große Wein Westungarns verdient. Ab sofort und sicher bis 2035 mit Freude trinken. 39

1997-2024 Pinard de Picard GmbH & Co. KG, Saarwellingen, Germany. ALL RIGHTS RESERVED.