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PINwand N° 298

Weinmailing Ausgabe Mai - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinfachhandel und Weinversender

FRANKREICH SÜDLICHE

FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE Château Saint Cosme Denn als wir an dem violettfarbenen Wein erwartungsfroh schnuppern, haben wir – kurz, doch deutlich wahrnehmbar, exotische gelbe Frucht in der Nase: Mango. Dann überwiegt erwartungsgemäß aber sofort wieder Beerenfrucht, herrlich saftige und reife Himbeeraromen schlagen zu. Was ein dichtes Bouquet! Da muss man einfach verweilen und lange hineinriechen. Dann machen sich im Hintergrund weißer Pfeffer und Lorbeer würzig bemerkbar. Eine hauchdünne Scheibe geräucherter Schinken blitzt auf. Am Gaumen setzt sich diese Dichte fort. Straff zeigen sich die feinen Gerbstoffe und verleihen dem Wein eine Struktur wie seinen großen Brüdern – mit etwas Zeit werden sie immer runder und weicher. Schon jetzt im jugendlichen Stadium offenbart sich dazwischen immer wieder kleinbeerige Frucht mit feinster Süße. „2017 nimmt Les Deux Albion einen intensiven und tiefgründigen Ausdruck an“, erklärt Louis. Dieser stilistisch etwas andere Wein von der Süd-Rhone, der in direkter Nachbarschaft zum weißen Les Deux Albion und doch gerade noch so in der Côtes du Rhône-Appellation wächst, ist per se schon eine ungewöhnliche Cuvée aus dem breiten Spektrum der erlaubten Rebsorten. Neben dem Hauptbestandteil Syrah kommen Grenache, Carignan und Mourvèdre hinein sowie ein kleiner Anteil der weißen Rebsorte Clairette. Damit nicht genug: Nach alter „großväterlicher“ Tradition vergären die Trauben der unterschiedlichen Rebsorten gemeinsam erst zusammen für sechs Wochen im Gärtank und dann mehrheitlich im Beton sowie im Holzfass. Weil im Weinjahr 2017 an der südlichen Rhone bei der Grenache-Rebe die Blüte gerade bei den für den Les Deux Albion wichtigen alten Rebstöcken verrieselte, war der Ertrag winzig. Doch Louis Barruol machte gerade daraus eine Tugend und prognostiziert: „Die winzigen Erträge bei der Grenache-Traube haben zu intensiven und dichten Weinen geführt. Ihr Lagerpotential wird hoch sein.“ Das, liebe Kunden, sehen wir auch bei diesem Wein, dem Sie unbedingt ein wenig Zeit geben sollten. Mit ein wenig Reife wird er sich als wunderbarer Kamin-Wein und als Begleiter für kräftige Fleischspeisen vom Lamm oder Wild entpuppen. P.S: In diesem jungen Stadium braucht der Wein unbedingt viel Luft, daher am besten dekantieren. Eine Temperatur zwischen 15 und 17 Grad steigert die Freude aktuell ungemein. Gerade bei diesem Jahrgang geben wir Louis recht: Reifen lassen lohnt sich! Tolles Potential! Ab 2020 bis 2030. FRS071517 Saint Cosme, Crozes Crozes Hermitage, rouge rouge 2017 2017 13,5% Vol. 29,20 €/l 21,90 € Müssen Sie unbedingt probieren – ein Top-Wein für jetzt und die nächsten Jahre! Was hat dieser tiefdunkle, fast schwarze Wein für eine geniale Nase! Sofort ist er voll da und entwickelt sich – dekantiert im großen Glas und nicht zu warm serviert (bei ca. 15/16 Grad) – ständig weiter, Wahnsinn! Betörenden Vanillenoten folgen vollreife Brombeeren und eine delikate Cassis-Frucht auf dem Fuße. Nicht drängelnd, sondern mit echt britischen Understatement haben sich rauchig-holzige Anklänge dahinter einsortiert. Das erinnert an ein Holzbrett, worauf zuvor Räucherspeck aufgeschnitten wurde – also nur ein Hauch. Das alles gepaart mit einer Mineralität, die uns an Graphit denken lässt. Am Gaumen das gleiche Bild: Zuerst steht reife, konzentrierte Frucht präzise im Vordergrund. Doch dieser Crozes-Hermitage hat eine herrliche Frische, die ihn beschwingt, fast tänzelnd leicht wirken lässt. Wunderbar eingebunden sind die Gerbstoffe in die seidige Textur, deren Mineralität eine leichte Salzigkeit hinterlässt. Hinter all dem, was uns direkt anspringt, weist der Wein pure Eleganz auf. Und eine gewisse Kühle, überhaupt nicht abweisend, sondern eine von der Sorte, die uns lässig mit offenen Armen einlädt, den nächsten Schluck zu kosten. Wie hat Louis Barruol vom Château de Saint Cosme das hinbekommen? Sein Crozes-Hermitage wächst auf Granitböden in den besten Lagen der Nord-Rhône. Durchweg entrappte Trauben alter Syrah-Reben („Serine“) baut er für 12 Monate in Barriques aus. Davon sind 20 Prozent neues Holz, was für die delikate, schlanke vanillige Holznote sorgt. Am Ende füllte er dieses wunderbare Elixier unfiltriert ab. Louis sagt: „Die Syrah-Traube in Crozes-Hermitage zeigt uns, wie das Gleichgewicht einer Syrah-Traube aussehen sollte, das Frische mit den leckeren Aromen vereint.“ 42 PINwand 298 | Mai 2019

Château Saint Cosme SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH Und 2017 war ein guter Jahrgang im nördlichen Rhône-Tal für „reife, komplexe und tiefgründige“ Weine aus Syrah, die viel Sonne abbekamen und aufgrund des Terroirs eine gewaltige Qualität und Finesse haben. Wie Louis einleuchtend weiter ausführt: „Diese Weine können jung getrunken werden, da die Frucht überaus ansprechend ist, aber sie haben auch die Fähigkeit, bei der Lagerung eine große Komplexität zu entwickeln.“ Mit viel Luft macht der 2017er Crozes-Hermitage von Saint Cosme jetzt schon ungemein Spaß, besonders bei einer Temperatur zwischen 15 und 17 Grad. Zu seinen gereifteren Crozes-Hermitage legt uns Louis Barruol Taube mit Steinpilzen ans Herz. Allein der Gedanke daran lässt uns das Wasser genauso im Mund zusammenlaufen wie sein aktueller Jahrgang. Werte Kunden, wir verneigen uns vor diesem großen Wein. Ab sofort bis 2030+. FRS070517 Gigondas, FRS070517 rouge Saint 2017 Cosme, Gigondas rouge 2017 NK 15,5% Vol. 46,00 €/l 34,50 € Ein Gigondas, der Zeit wie ein Film mit Überlänge braucht. Ein Gigant! Joe Czerwinski (Robert Parker Wine Advocate) kommentiert: „Konzentrierter... als 2016, zeigt der 2017 Gigondas hervorragendes Potential. Gekennzeichnet durch getoastetes Holz und Mocca ist er trotzdem üppig, reif und fruchtig mit einem langen Abgang.“ Dabei war das Weinjahr 2017 im südlichen Tal der Rhône ein arbeitsreiches für die Winzer. Insbesondere was die Grenache-Trauben betrifft. Aus denen besteht Louis Barruols Gigondas in der Regel zu 70 Prozent, wenngleich die Vorgaben der Appellationsregeln weniger betragen. Vor allen bei den älteren Rebstöcken neigte die Blüte im milden Frühjahr 2017 zum Verrieseln, fiel also einfach ab und schmälerte dadurch bereits früh im Jahr die Erträge. Abgesehen davon, dass daher vom Gigondas leider nur sehr wenig verfügbar sein wird, werte Kunden, sieht Louis Barruol von Saint Cosme darin das Positive: „Die winzigen Erträge bei der Grenache-Traube haben zu sehr intensiven und dichten Weinen geführt. Ihr Lagerpotential wird hoch sein.“ Beim Syrah (14 %-Anteil) und Mourvèdre (15 %) war dagegen alles bestens. Zwölf Monate kam der Wein zu 20 Prozent in neue Barriques, 50 Prozent in gebrauchte und die restlichen 30 Prozent wurden im Betontank ausgebaut. Ohnehin ist Louis Barruol ein Winzer, der sich viele Gedanken macht. Der bei der Klimaerwärmung nicht nur an die Reife seiner Trauben denkt, sondern über die Arbeit im Weinberg und die perfekten Erntezeitpunkte grübelt. Gerade weil er bei aller Reife und Frucht, die die Kunden an den Weinen aus dem Rhônetal oft so schätzen, unbedingt Frische in seinen Weinen haben will. Bei aller wilden Kraft und recht ungestümen Jugendlichkeit, die der 2017er Gigondas gerade noch hat, spüren wir, liebe Kunden, bereits jetzt das immense Lagerpotential bei diesem Wein mit seiner wunderschönen Purpur-Farbe. Die Röstnote, eine Art Holzwürze, verfliegt schnell. Es gibt eine Wachablösung durch Lakritz und duftige florale Noten von Veilchen. Ein ‚langsamer‘ Wein, der Zeit braucht, und Schicht um Schicht seiner vielschichtigen Aromenstruktur freigibt, von biologisch bewirtschaftetem Terroir aus kalkigem Mergel (tonhaltige Kalksteinböden) und Sandböden, dazu passt Louis‘ wunderbare Metapher: „In dem Augenblick, in dem man eine Beurteilung zu einem Wein abgibt, sollte man lieber den ganzen Film gesehen haben und nicht nur die ersten fünf Minuten.“ Denn mit Geduld und häufigem Nase-ins-Glas-stecken lugen aus der Tiefe des Weins bisher verborgene dunkle Walderdbeeren und dickhäutige Zwetschgen hervor. Am Gaumen besticht der Wein mit großer Kraft und voller Dichte, mit Sauerstoffzufuhr kommt nach und nach die satte Frucht heraus. Bei aller Konzentration und Wildheit ist der Wein ungemein frisch und wird niemals zu üppig. Da haben die kühlen Nächte der höheren Lagen mit ihren extrem kalkhaltigen Parzellen inmitten der pittoresken Naturlandschaft der „Dentelles de Montmirail“ und die Ganztraubenpressung ganze Arbeit geleistet. Wie schon so oft begeistert dieser Gigondas, der vielen berühmten Weinen des benachbarten Châteauneuf-du-Pape locker das Wasser reichen kann, mit seiner vom Winzer gesuchten Finesse, die enorme Kraft, Konzentration und viel Komplexität mit sagenhafter Frische und Vielschichtigkeit vereint. Am besten weglegen und in zwei bis drei Jahren probieren und dann bis 2035+. 43

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